Schlafforschung Wie der Paarschlaf Ihre Beziehung beeinflusst

Düsseldorf · Schlafen gehört selbstverständlich zum Tagesablauf dazu. Hinterfragt wird das eigene Schlafverhalten deshalb meist nur von jenen, die an Schlafstörungen leiden. Was viele nicht wissen: Das Schlafverhalten des Partners beeinflusst nicht nur das Wohlbefinden des einzelnen, sondern auch die Beziehung. Eine Schlafforscherin erklärt, warum das so ist.

Schlafphasen: So hängt Ihr Schlafverhalten mit Ihrer Beziehung zusammen
Foto: Andrey_Popov/ Shutterstock.com

Verlieben sich zwei Menschen ineinander, werden vor allem in der Anfangsphase viele Fragen gestellt, um sich besser kennenzulernen: Was ist deine Lieblingsfarbe? Dein Lieblingsessen? Wohin würdest du gerne einmal reisen? - Vermutlich nie fällt jedoch die Frage: Bist du eigentlich eine Lerche oder eine Eule?

Laut der Schlafforscherin Professor Kneginja Richter, von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Nürnberg, würde eben diese Frage einer Beziehung insbesondere langfristig zugute kommen.

Lerche oder Eule? - Die Frage zielt auf den sogenannten Chronotypen des Menschen ab - umgangssprachlich bekannt als die innere Uhr. "Der Chronotyp wird genetisch bestimmt und ist somit für das gesamte Leben festgelegt", erklärt Richter. Während Lerchen früh am Tag aus dem Bett springen und morgens ihre aktivste Phase haben, schaffen es Eulen eher am späten Vormittag aus den Federn und legen sich entsprechend auch nachts erst gegen 12 Uhr wieder hin.

"Schwierig wird es in Beziehungen, wenn eine Lerche und eine Eule zusammenkommen", sagt Richter. "Das führt zu verschiedenen Problemen: unterschiedliche Typen geben in Gesprächen an, weniger Zeit für ernsthafte Gespräche, gemeinsame Aktivitäten und sexuellen Kontakt zu haben." Hinzu kommen Schlafprobleme durch den unterschiedlichen Rhythmus des Partners. Die Eule weckt die Lerche leicht auf, wenn sie sich nachts ins Bett legt. Umgedreht wird der Langschläfer morgens gestört, wenn der Frühaufsteher um 6 Uhr morgens voller Tatendrang aus dem Bett springt.

"Ganz anders ist das bei Paaren mit dem gleichen Chronotyp", weiß Richter. "Sie berichten von mehr Flexibilität und Anpassungsbereitschaft und zwar auch dann, wenn es um die Lösung von Alltagskonflikten in der Beziehung geht."

Unabhängig vom Chronotyp zeigt sich in Studien deutlich, dass das Konfliktpotenzial innerhalb einer Beziehung mit dem Paarschlaf zusammenhängt. Hauptprobleme entstehen dabei durch vermehrte Schlafbewegungen eines Partners oder auch lautes Schnarchen. "Das führt dazu, dass der andere am nächsten Tag unausgeschlafen ist und somit wesentlich reizbarer und konfliktbereiter - insbesondere dann, wenn dieses Verhalten über eine längere Phase anhält", so Richter.

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Vor allem Frauen reagieren sensibel auf Regungen und laute Schlafgeräusche ihres Partners. Unfähig einzuschlafen suchen sie meistens das Weite, und verbringen die Nacht auf der Couch oder im Gästebett. Männer fühlen sich dagegen wohler, wenn die Frau neben ihnen schläft, und bleiben deswegen auch dann liegen, wenn sie das Schlafverhalten ihrer Partnerin wach hält.

"Diese Erkenntnisse haben gezeigt, dass es für die Männergesundheit in einer Partnerschaft wichtig ist darauf zu achten, dass die Frau gut schläft", sagt Richter, "tut sie das nicht, beeinflusst das die Gesundheit und das Wohlbefinden von Männern auf die Dauer negativ." Da Frauen, wie erwähnt, lieber alleine schlafen, als neben einem Schnarcher wachzuliegen, belastet sie die Situation dagegen nicht so stark.

Natürlich wird sich nicht jedes Paar mit diesen Schlafproblemen identifizieren. Ein Grund dafür kann sein, dass sich der Paarschlaf über die Jahre hinweg verändert. "Studien haben gezeigt, dass jüngere Paare oft sehr synchrone Schlafbewegungen machen, das ändert sich jedoch mit dem Alter zunehmend." Verantwortlich dafür ist meist, dass Männer wie Frauen mit steigendem Alter auch mehr zu Schlafstörungen neigen - und damit auch das Schlafverhalten individueller wird.

Hinzukommt, dass sich auch die innere Uhr mit den Jahren etwas ändert. "Ab etwa 45 Jahren entwickeln sich Männer und Frauen mehr zu Lerchen", sagt Richter. Das kann dazu führen, dass die Schlafens- und Aufstehzeiten der beiden Partner noch weiter auseinander driften.

Aber es gibt noch einen Grund aus dem sich die Frage nach dem Chronotypen am Anfang einer Beziehung lohnen kann: "Ob jemand eine Lerche oder Eule ist, gibt auch Auskunft über seine Persönlichkeit", sagt die Schlafforscherin. "Lerchen zum Beispiel sind eher gewissenhaft, ordentlich und es fällt ihnen leicht auch langfristig monogam zu leben."

Eulen dagegen, tendieren demnach eher zu emotionaler Instabilität, zu Exzessen, Rauchen, Trinken und neigen eher zu häufigem Partnerwechsel. "Deutlich zu erkennen sind diese Charakterzüge natürlich vor allem an extremen Lerchen und Eulen, aber man kann schon sagen, dass der Chronotyp mehr definiert, als nur den persönlichen Tagesrhythmus", sagt Richter.

(ham)
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