Sommerferien Zum Kurzurlaub in den Freizeitpark

Düsseldorf · Um Gäste anzulocken, müssen Deutschlands Freizeitparks regelmäßig investieren. Neue Attraktionen sind Grundvoraussetzung. Doch das Angebot ist so groß, dass Besucher oft mehrere Tage für einen Besuch brauchen.

Die 10 besten Freizeitparks in Deutschland – drei aus NRW
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Das sind die 10 besten Freizeitparks in Deutschland

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Foto: dpa/Philipp Schulze

Die Sommerzeit ist die Zeit der Freizeitparks. Zehntausende Menschen strömen dann wieder in die Parks, um sich zu amüsieren. Doch Superlative wie die schnellste Achterbahn, der höchste Freefall-Tower oder die steilste Wildwasserbahn reichen laut Experten nicht mehr, um als Freizeitpark im Gespräch zu bleiben. Parks müssen heute deutlich mehr bieten: "Wir wollen in eine andere Welt entführt werden und dem Alltag entfliehen", sagt Ulrich Reinhardt, Freizeitwissenschaftler und Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg. Also brauche der Gast Zeit, um in den aufwendig gestalteten Themenwelten der Parks zu verweilen und nicht einen stressigen Zeitplan abhaken zu müssen.

Bobbolandia in Grevenbroich eröffnet
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Das ist die Herausforderung, vor der Ausflugsziele wie der Europa-Park in Rust stehen. Der mit jährlich rund fünf Millionen Gästen meistbesuchte Freizeitpark Deutschlands wurde vor kurzem 40 Jahre alt, fing jedoch 1975 wesentlich kleiner an: mit einem guten Dutzend Attraktionen verteilt auf 16 Hektar. Heute ist der Park in Baden-Württemberg mehr als achtmal so groß und bietet 100 Fahrgeschäfte und Shows. "Für einen Tagesausflug ist das zu viel", sagt Reinhardt. Lange Warteschlangen und Pausen zwischen rasanten Achterbahnfahrten und Live-Shows verlängern den Aufenthalt zusätzlich. "Früher konnte man den Park an einem Tag erkunden. Heute können Familien dafür einen Kurzurlaub einplanen", sagt der Freizeitwissenschaftler. Übernachtet wird dann im parkeigenen Hotel.

Und davon gibt es immer mehr. Denn die Freizeitparks in Deutschland rüsten nicht nur ihre Attraktionen im Jahrestakt auf, sondern fokussieren sich zunehmend auf den Tourismus. "Dieser Trend zeichnet sich in den vergangenen Jahren deutlich ab", sagt Reinhardt. "Die Auslastung der Parkhotels ist sehr hoch, teilweise liegt sie bei mehr als 90 Prozent." Als erster Freizeitpark in Deutschland hat der Europa-Park 1995 ein eigenes Hotel eröffnet. "Wir sind mittlerweile ein vollwertiges touristisches Reiseziel", sagt Park-Sprecher Jakob Wahl. Der Anspruch, der dadurch entsteht, sei ein anderer als noch vor 20 Jahren. "Selbst Städtetouren oder der Urlaub auf Mallorca sind heute für uns ein Konkurrenzprodukt", sagt Wahl.

Phantasialand in Brühl
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Das ist das Phantasialand in Brühl

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Foto: Phantasialand

Das Phantasialand in Brühl, einer der ältesten Parks in Europa, hat sich zwar seit seiner Eröffnung 1967 auf einer Fläche von 28 Hektar nicht sonderlich vergrößert, die Attraktionen, Themenwelten und vor allem das touristische Angebot jedoch ständig weiterentwickelt. "90 Prozent unserer Gäste sind Wiederholungstäter", sagt Sprecher Pascal Tischler. "Auch Kurzurlaub setzt sich bei uns immer mehr durch." Derzeit verweilen zehn Prozent der Besucher für ein bis zwei Tage im Hotel, Tendenz steigend.

Noch deutlicher zeichnet sich der Trend im Heide Park in Soltau ab. Dort übernachten 40 Prozent der Gäste im Park oder in Hotels der Region. Die Größe des Parks - 85 Hektar - hat sich seit der Eröffnung 1978 nicht verändert. "Dafür ist das Gelände nun wesentlich dichter bebaut", sagt Sprecherin Romana Voet. Mit der Fülle an Attraktionen mussten auch die Hotel-Kapazitäten erweitert werden: Für 3,5 Millionen Euro wurde das Hotel, das 2007 eröffnet wurde, umgebaut.

Der extremste Freizeitpark Europas
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Zwar hat der Movie Park in Bottrop keine eigenen Hotels, kooperiert jedoch seit 2011 als eigener Reiseveranstalter mit 40 Häusern in der Region. Im Eröffnungsjahr 1996 sei der Kurzurlaub trotz Rekord-Besucherzahlen von rund zwei Millionen Gästen noch kein Thema gewesen. "Doch seit 2011 steigt die Zahl der Kurzurlauber ständig", sagt Park-Sprecherin Jessica Demmer. Mehr als 71.000 Übernachtungen habe der Park 2014 verzeichnet, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch der Holiday Park in Rheinland-Pfalz betreibt kein Hotel, hat aber Pläne. "Wir werden innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Hotel bauen", sagt Sprecherin Katrin Wagner. Seit der Eröffnung 1973 ist der Tagesbesucher die Zielgruppe des Parks. "Aber auch wir müssen uns als Kurzurlaubsziel etablieren."

Der wirtschaftliche Vorteil von Hotels in Freizeitparks liegt laut Reinhardt auf der Hand: "Je länger die Leute im Park bleiben, umso mehr Geld geben sie aus", sagt der Freizeitforscher. Darüber hinaus sind die Hotels von Europa-Park, Phantasialand und Heide Park allesamt im Vier-Sterne-Segment angesiedelt. "Da kann der Kurzurlaub schon ziemlich teuer werden."

(RP)
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