Rom auf den Spuren von "Illuminati" Vier Morde und ein Sündenfall

Rom (RPO). Treffpunkt ist die Piazza del Popolo. Von diesem Platz in Rom geht es auf die Spur von vier grausamen Morden. Vier Menschen, mit Erde erstickt, bei lebendigem Leib verbrannt, ertränkt, die Lunge zerstochen. Die Tour auf den Spuren von Dan Browns "Illuminati" ist ein Touristenhit.

Rom! - Magische Orte
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"Wir begeben uns auf den Pfad der Erleuchtung", sagt Ewout Kieckens. Der Niederländer führt seit einigen Jahren Touristen auf den Pfaden des Schriftstellers Dan Brown durch Rom - eine einträgliche Geschäftsidee und angesichts des allgemeinen Touristenrückgangs eine Marktlücke. Die Romanvorlage für die dreieinhalbstündige Führung ist der Thriller "Illuminati" (Original: "Angels and Demons"). Die Verfilmung des Buches läuft Mitte Mai in den europäischen Kinos an.

Es ist eine wilde Geschichte um das Verhältnis von Religion und Wissenschaft, Gewalt, Rache, Geheimbünde, das scheinbare moralische Versagen des Papstes und die geplante Zerstörung der Institution Kirche. Im Lauf der Erzählung lassen vier Kardinäle ihr Leben. Das Motiv der Geschichte: Der vermeintliche Sündenfall einer Kirche, die sich zu sehr der Wissenschaft annähert. Der Trailer verspricht viele schnelle Schnitte, Verfolgungsjagden, Kampfszenen, kurz: jede Menge Action.

Bei der Stadtführung geht es weniger explosiv, aber nicht unbedingt gemütlich zur Sache. Von der Kirche Santa Maria del Popolo geht es mit dem Taxi Richtung Piazza Barberini und später Richtung Pantheon weiter. Einige rasante, typisch römische Taximinuten später, ist der Platz erreicht. Doch die von Brown in seinem Roman beschrieben Kirche Santa Maria della Vittoria -Fehlanzeige. Einige hundert Meter weiter erst steht das Gotteshaus und stand es immer. Wenn man es dann auch noch um 180 Grad drehen würde, kämen die im Buch als geheimer Weg der Erleuchtung beschrieben Hinweise hin. Dichtung und Wahrheit.

Kritik von Kirchenseite

Kritiker, darunter auch kirchliche Stimmen, werfen Brown gerade diese Verquickung von Historizität und Fiktionalität vor, die er nicht auflöst. Der Leser, so die Sorge, könnte in eine unreflektierte Kirchenkritik einstimmen. Auch um Browns zweiten Kassenschlager "Sakrileg" hatte es Diskussionen gegeben. Es gab Boykottaufrufe von Kardinälen und Initiativen, den Film zu zensieren. Die Mehrheit der Kirchevertreter mahnte aber eher zu Gelassenheit. Das dürfte im Fall der Verfilmung von "Illuminati" erst recht der Fall sein, da das Buch weniger als "Sakrileg" mit theologischen Theorien gespickt ist. Italienische Medien spekulieren trotzdem über Boykottaufrufe des Vatikan - doch der schweigt.

Den Ausrichtern von Dan-Brown-Touristen-Touren, von denen es neben Kieckens Firma "Dei Italy" noch einige weitere gibt, dürfte jede Schlagzeile in die Kasse spielen. Die Nachfrage habe seit dem Beginn der Führungen vor einigen Jahren immer mehr zugenommen, und jetzt mache sich vor allem der Filmstart bemerkbar, erzählt er.

Als Historiker und Journalist sieht er sich nach eigenen Angaben aber auch der Wahrheit verpflichtet. "Man muss nicht einen totalen Blödsinn verkaufen. Aber es geht mir auch nicht darum zu sagen: Dan Brown hat das und das nicht gut gemacht." Kieckens will die mysteriöse Seite von Rom zeigen; die meisten von Browns dichterischen Freiheiten, wie die Verlegung von Santa Maria della Vittoria, klärt er auf.

Die Kunden, an diesem Vormittag vier Deutsche aus Idar-Oberstein, wissen das zu schätzen. Axel Conradt etwa möchte wissen, "was richtig und was falsch ist". Detektivisch will der 37-Jährige die Fakten aber nicht ergründen, sondern eher die Mischung aus Informationen und Unterhaltung mitnehmen. Auch die Kirche, meint der Bankkaufmann, könne von Dan Brown profitieren. So komme sie ins Gespräch und Menschen beschäftigten sich mit ihr, die es sonst vielleicht nicht getan hätten, sagt Conradt, um den Obelisken auf dem Petersplatz schlendernd. Im Buch ist der Vatikan einer der Hauptspielorte und die Kulisse des großen, ziemlich abgedrehten Finales. Auch die Führung auf den Spuren der "Illuminati" endet hier - wenn auch weniger spektakulär.

(KNA)
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