Tours Tours lädt zum Sommerfest im Martinsjahr

Tours · Und schon ist die Hälfte des internationalen Festjahres zum 1700. Geburtstag des heiligen Martin von Tours vorbei. Quasi als Bergfest feiern der Europarat, die Stadt Tours und das Centre Culturel Europeen Saint Martin de Tours am 2. und 3. Juli einen symbolischen Start des "Martinssommers". Mit dem Empfang von Pilgerwanderern, die über 2500 Kilometer lang vom ungarischen Szombathely (Steinamanger), dem Geburtsort Martins, auf den europäischen Martinswegen bis an die Loire gelaufen sind, wird an diesem Wochenende auch symbolisch die "Via Sancti Martini" eingeweiht, ein europäisches Wegenetz auf den Spuren jenes heiligen Bischofs von Tours aus dem 4. Jahrhundert.

Die Jakobswege nach Santiago de Compostela waren und sind ein Riesenerfolg: 300.000 Pilger jährlich laufen auf Haupt- und Nebenstrecken zum heiligen Jakobus nach Nordspanien. Eine tolle Geschichte, eine Riesenerfahrung - fand auch Antoine Selosse. Aber dem Initiator des "Europäischen Kulturzentrums Saint Martin de Tours" fehlte eine entscheidende Komponente: "Der Jakobsweg wird konsumiert. Die Landschaft, die Leute am Wegesrand werden konsumiert." Deshalb brachte er ein internationales Projekt auf den Weg, das den heiligen Martin und das Teilen in den Vordergrund stellt: die "Via Sancti Martini". Diese (Rad-)Wanderwege durch Frankreich - aber auch bis Ungarn, Italien, England, Kroatien - sind nicht einfach auf das Ziel Tours ausgerichtet. Selosse stellt sich einen Weg vor, wo nicht nur das Ziel das Ziel ist, sondern der Weg selbst. Wo der Wanderer von Menschen am Weg lernt und mit ihnen teilt.

Der heilige Martin ist dafür der Richtige - ein Heiliger der Nächstenliebe und ein echter Europäer: Geboren um 316/17 im heutigen Szombathely, verbringt er seine Jugend als Soldatensohn in Pavia. In Amiens teilt er als Offizier einer römischen Eliteeinheit seinen Mantel mit einem Bettler, empfängt die Taufe und bittet den Kaiser bald darauf in Worms, aus dem Militärdienst ausscheiden zu dürfen. Als Einsiedler gründet er in Liguge das erste Kloster Galliens. Gegen seinen Willen zum Bischof von Tours gemacht, unternimmt er weite Missionsreisen. Mehrfach ist er in kirchenpolitischer Mission beim Kaiser in Trier und Mainz.

Irgendwann sollen die europäischen Martinswege in etwa 100 Kilometer lange Teilstrecken mit je eigenem thematischen Schwerpunkt aufgeteilt sein: Artenvielfalt etwa, Tierschutz, Wasser, regionales Handwerk und so fort. Selosse lässt seinem Projekt freilich Zeit - 20 Jahre hat er sich als Ziel gesetzt.

(kna)
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