Sicherer Hafen für Spione und Könige

An der Küste von Estoril zockten Agenten, residierten Majestäten und entspannten Hollywood-Diven. Auch James Bond-Schöpfer Ian Fleming war da - und ließ sich zu "Casino Royale" inspirieren.

Die azurblaue Küste von Estoril
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Der junge Kellner im Luxushotel Palacio im Zentrum von Estoril fragt gar nicht erst nach den Trinkgewohnheiten seines Gastes. Er weiß ganz genau: Wer bei ihm einen trockenen Martini bestellt, will ihn geschüttelt, nicht gerührt. Routiniert lässt er seinen Spirituosenmix zusammen mit ein paar klirrenden Eiswürfeln im Edelstahl-Shaker rotieren, gießt die klare Flüssigkeit in eine Cocktailschale, gibt eine Scheibe Zitrone und eine grüne Olive am Glasspieß dazu. Wortlos, aber höflich lächelnd schiebt er seinem Gast das Ergebnis über die Marmortheke. Es schmeckt salzig und leicht sauer, bitter und ziemlich stark nach Alkohol. Nicht unbedingt lecker, aber darum geht es ja auch nicht. Es geht darum, sich ein bisschen wie Roman- und Filmheld James Bond zu fühlen, der seinen Martini "geschüttelt, nicht gerührt", trinkt - und dessen Schöpfer Ian Fleming sich in der Hotelbar zu seinem ersten Bond-Band "Casino Royale" aus dem jahr 1953 inspirieren ließ.

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Foto: Shutterstock/SergiyN

Als britischer Verbindungsoffizier wohnte Fleming während des Zweiten Weltkriegs zeitweise im Hotel Palacio, ebenso wie der Doppelagent Dusan Popov in der Romanvorlage für James Bond. Das mondäne Seebad an der Costa do Estoril war damals ein Sammelpunkt für Spione. Aber nicht nur sie trafen sich in den Bars und Hotels, tauschten dort wichtige Kriegsgeheimnisse aus, knöpften sich im einst größten Casino des Kontinents gegenseitig Geld ab. Auch viele europäische Adlige ließen sich in Estoril und dem benachbarten Cascais nieder, weil sie sich im kriegsneutralen Portugal sicher fühlten.

Später blieb die Region beliebtes Ziel für den Jet Set. Könige und Fürsten, Prinzessinnen und Hollywoodstars verbrachten dort ihre Ferien. Jose Afonso hat einige von ihnen getroffen. Zwar nicht in der Bar des Hotels Palacio - aber gleich links neben dem Haupteingang. Von 1963 bis Anfang 2015 war er der "Doorman", begrüßte oder verabschiedete in seiner hellblauen Uniform mit den roten Applikationen und goldenen Knöpfen Prominente wie Gina Lollobrigida, Grace Kelly, die ehemalige spanische Königin Victoria Eugenia und Begum Aga Kahn. "1951 fing ich an, im Hotel zu arbeiten", erzählt der 81-Jährige. Er war unter anderem Küchenhilfe, bevor er dann selbst zu einer kleinen Berühmtheit an der Tür heranwuchs. Als 1969 im Palacio für den James-Bond-Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" gedreht wurde, habe er sogar mitspielen dürfen, sagt er stolz.

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Statt Filmstars und Adlige begrüßte Afonso zuletzt aber eher wohlhabende Golfer, Segler und Motorsportfans, die längst die Region für sich entdeckt haben. Wenn sie nicht gerade einlochen, auf dem Atlantik schippern oder Rennfahrer anfeuern, zieht es viele von ihnen ins nur rund 25 Kilometer entfernte Lissabon oder ins Sintra-Gebirge, dessen Kulturlandschaft zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Villen und Schlösser schmiegen sich an die Hügel. Oben thront Pena, Portugals märchenhaftes Pendant zu Schloss Neuschwanstein in ockergelb, das König Ferdinand II. Mitte des 19. Jahrhunderts als Sommerresidenz für seine Familie bauen ließ. Die Reiseführer dort betonen es deutschen Touristen gegenüber gerne: Pena gab es schon vor Neuschwanstein.

Statt eines romantischen Schlosses, haben die Portugiesen am Cabo da Roca ein schlichtes Kreuz aufgestellt und einen Leuchtturm errichtet. Dort, in rund 140 Meter Höhe am westlichsten Punkt des europäischen Festlands, pfeift der Wind. Die salzige Luft ist feucht, die Felsen sind schroff, der Atlantik scheint unendlich. In offenen Jeeps können sich die Urlauber von Tourguides dorthin bringen lassen, auch Pena wird von ihnen angesteuert.

Strandträume auf den Kapverden
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Die teils schmalen und holprigen Wege führen vorbei an Weinbergen und Wiesen, Eukalyptus- und Korkbäumen. Aus dem Sintra-Kork lassen die Portugiesen weit mehr produzieren als Flaschenverschlüsse und Bodenbeläge: "Ich habe sogar schon ein Hochzeitskleid gesehen, das komplett aus Kork bestand", erzählt Winzer José Baeta. In der Sintra-Gemeinde Colares hat seine Familie seit 1808 ihren Betrieb "Adega Viuva Gomes". Riesige Holzfässer und unzählige Flaschen lagern in den Hallen, unter anderem auch aus den Jahrgängen 1931 und 1934. Nicht auszuschließen also, dass Baetas Kunden heute abgefüllten Wein aus dem selben Fass trinken, wie Adlige und Geheimagenten in den 40er Jahren.

Die Redaktion wurde von Turismo de Portugal zu der Reise eingeladen.

(RP)
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