Reisen Schloss-Hopping in Schlesien

Mit 30 Schlössern, Herrenhäusern, romantischen Residenzen und Parks ist das Hirschberger Tal im polnischen Riesengebirge eine der schlösserreichsten Landschaften Europas. Das lockt Liebhaber von Kultur und Natur.

 Die Geschichte des heutigen Nobelhotels "Schloss Wernersdorf" geht auf das Jahr 1725 zurück - damals wurde das Gebäude von einem Unternehmer im barocken Stil umgebaut.

Die Geschichte des heutigen Nobelhotels "Schloss Wernersdorf" geht auf das Jahr 1725 zurück - damals wurde das Gebäude von einem Unternehmer im barocken Stil umgebaut.

Foto: bernd f. meier

Im pavillonartigen Anbau des Schlosses Wernersdorf dominiert die Farbe Blau. Delfter Blau, um genau zu sein. Rund 1000 handbemalte Kacheln verzieren die Wände. Eine holländische Manufaktur aus Delft hat sie zwischen 1710 und 1720 angefertigt. Die wertvollen Fliesen überstanden Kriege, Krisen und den Kommunismus. Heute schmücken sie das Schlosshotel "Palac Pakoszów".

Das Schloss Wernersdorf ist eines der eindrucksvollsten Bauwerke im Hirschberger Tal im polnischen Niederschlesien. "Wir erleben eine wahre Renaissance", sagt Christopher Jan Schmidt, Architekt des Schlosshotels Wernersdorf. Die Popularität hat ihre Gründe: Mehr als ein halbes Dutzend Schlosshotels stehen zwischen Riesengebirge, Landeshuter Kamm sowie Iser- und Bober-Katz-Gebirge. Jedes hat seinen eigenen Charakter und Charme bewahrt.

Die Geschichte von Schloss Wernersdorf beginnt im Jahr 1725. Damals kaufte der Leinenfabrikant und Händler Johann Martin Gottfried das Gebäude und ließ es im barocken Stil umbauen. Prominenz ging ein und aus. König Friedrich der Große war 1765 und 1777 zu Gast.

Die neue Zeit im Palac Pakoszów beginnt 2004: Eine Ärztefamilie aus dem Saarland kauft ihren ehemaligen Familienbesitz von einem polnischen Privatmann, um den total verfallenen Barockbau instand zu setzen. Sieben Jahre dauert die behutsame Renovierung. Heute erstrahlt Wernersdorf inmitten eines Parks in neuem Glanz.

Das Schlosshotel Lomnitz ist seit 1997 geöffnet. Zuvor stand der 1720 errichtete Barockbau zum Verkauf. Das Dach eingefallen, die Wände einsturzgefährdet. Elisabeth und Ulrich von Küster, Nachfahren der früheren Besitzer, schlugen zu: "Wir haben uns spontan entschieden: Wir erhalten den Familienbesitz", erzählt Frau von Küster.

Die beiden jungen Leute kratzten ihre Ersparnisse zusammen und bauten mit Hilfe ihrer Familien, Stiftungsgeldern und Förderern die maroden Mauern schrittweise wieder auf. Eine Lebensaufgabe. Das Hauptschloss präsentiert sich heute mit prächtigen Festsälen, das schmucke Witwenschlösschen nebenan hat hübsche Hotelzimmer im Landhausstil. Der Gutshof mit Schlossküche, Scheunenrestaurant, Schmiede und Leinenkaufhaus rundet das Ensemble ab.

Preußische Adelige waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts die ersten Entdecker der Region Hirschberger Tal. Sie kamen im Gefolge von König Friedrich Wilhelm III., der 1832 das Schloss Erdmannsdorf zu seiner Sommerresidenz machte. Wer im preußischen Machtzentrum etwas auf sich hielt und begütert war, der erwarb im Hirschberger Tal ein Schloss - oder ließ sich gleich ein neues bauen. "Das Tal wurde zum Hotspot des Hochadels", sagt Elisabeth von Küster.

Um die 30 Schlösser, Residenzen und Herrenhäuser mit Parkanlagen stehen seitdem im Abstand von wenigen Kilometern. Eine ähnlich hohe Anzahl gibt es in Europa nur an der Loire in Frankreich. Gleich zwei Schlosshotels gibt es in dem kleinen Dorf Staniszów, dem früheren Stonsdorf. Dornröschen wurde wach geküsst - so könnte die Überschrift zur jüngeren Geschichte von Schloss Staniszów lauten.

"Ich bin zufällig mit dem Fahrrad hier vorbeigekommen, habe das Schloss mit dem verwilderten Landschaftspark entdeckt und wusste: Das wird dein Hotel, dein Leben", erzählt Schlossherr Waclaw Dzida. 2002 konnte er die ersten vier Zimmer und das Restaurant für Gäste öffnen.

(RP)
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