Neue Attraktionen in den Golfstaaten Verrückte Projekte der Scheichs

Düsseldorf (RP). Abu Dhabi baut eine Dependance des Louvre und des Guggenheim-Museums, Dubai eine Kopie von "Disney World". Katar hingegen setzt auf islamische Kunst. Touristen sollen den Reichtum sichern. Aber wird das gelingen?

Verrückte Projekte am Persischen Golf
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In Abu Dhabi spielt auch nach der Finanzkrise das Geld keine Rolle - man gibt es aus. Während woanders die Baukräne stillstehen, wachsen in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate die Träume weiter in den Himmel. Die ambitionierte Entwicklung der "Saadiyat Island" lässt sich das Emirat vermutlich 100 Milliarden Dollar kosten. Hinter dieser "Insel des Glücks" verbirgt sich ein Mega-Projekt, das Abu Dhabi auf die Landkarte des Kulturtourismus katapultieren soll.

Klangvolle Namen sollen die Marke prägen. Allein ein Viertel des Etats fließt in künstlerische Einrichtungen wie das Guggenheim-Museum, den Louvre, einen Konzertsaal mit 5000 Sitzen und ein Meeresmuseum, deren Einweihung für 2012/2013 geplant ist. Die Beauftragten des Louvre in Abu Dhabi sind in der ganzen Welt unterwegs und kaufen Kunstwerke berühmter Meister. Jedes Jahr stehen dafür 40Millionen Dollar zur Verfügung. Abu Dhabi will sich unabhängig machen vom Öl und setzt stattdessen auf Ölfarben: Der Reichtum der Zukunft liegt für das kleine Land in der westlichen Kultur, in Werken von Picasso, Manet und Mondrian.

Ihren eigenen arabischen Wurzeln trauen die meisten Golfstaaten offenbar nicht. Sie investieren in Golfplätze, in riesige Shopping-Malls, in Skihallen in der Wüste. Nichts scheint unmöglich. In Dubai soll eine Kopie der "Disney World" entstehen, ein Vergnügungspark einer neuen Dimension. Im "Dubailand", rund fünf Milliarden US-Dollar teuer, soll das größte Riesenrad der Welt stehen, ähnlich dem "London Eye" - aber natürlich höher. Seit Mitte 2009 ruhen die Bauarbeiten an dem Projekt, das 2018 fertiggestellt sein sollte.

In Abu Dhabi wächst hingegen die Ferrari World weiter, in diesem Jahr soll sie eröffnen. Geworben wird mit der schnellsten Achterbahn der Welt. Es fällt auf: Der Golf ist die Heimat des Superlativs. Der Größte, der Reichste, der Schnellste - wer ihn sucht, wird ihn auf der Arabischen Halbinsel gewiss finden.

Es ist fraglich, ob sich all diese Investitionen in die Zukunft rentieren. Touristen vermissen inmitten der beeindruckenden Wolkenkratzer die Seele der Länder. Einen anderen Weg geht deshalb Katar. Der Emir möchte sein Land auch zu einer Hauptstadt der Kultur machen, aber bitte der eigenen. Flaggschiff für diese royale Vision ist das Museum für Islamische Kunst, entworfen von I.M. Pei, das - so die Planung - das führende Ausstellungshaus auf diesem Sektor werden soll.

Infos:

Saudi-Arabien

Das Land ist fast sechsmal so groß wie Deutschland und nimmt fast 80 Prozent der Arabischen Halbinsel ein. Staatsoberhaupt ist der 85 Jahre alte König Abdullah bin Abdul Aziz Al Saud. Es gibt keine geschriebene Verfassung, der König ist auch geistliches Oberhaupt. In der Hauptstadt Riad leben fünf Millionen der mehr als 25 Millionen Saudis.

VAE

Die Vereinigten Arabischen Emirate liegen im Südosten des Persischen Golfs. Sie sind eine Föderation der sieben Emirate Abu Dhabi, Dubai, Sharjah, Ajman, Umm al-Qaiwain, Fujaira, Ras al-Khaima. Die Hauptstadt ist Abu Dhabi. Staatsoberhaupt des Emirates ist Präsident Scheich Khalifa bin Zayed Al Nahyan.

Bahrain

Das Königreich Bahrain besteht aus 33 Inseln. In der Hauptstadt Manama leben 200000 Menschen, das ist etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Bahrain bedeutet im Arabischen "zwei Meere". Ein Meer umgibt das Reich, das andere meint das viele Grundwasser. König Hamad bin Isa Al Khalifa ist Oberhaupt des Königreichs.

Kuwait

Traurige Bekanntheit erlangte das Emirat durch den zweiten Golf-Krieg 1990/91, als Saddam Hussein in Kuwait einmarschierte. Scheich Sabah Al-Ahmad Al-Jaber Al-Sabah ist in der Erbmonarchie Herrscher über etwa 3,5 Millionen Kuwaitis auf einer Fläche, die vergleichbar mit Rheinland-Pfalz ist. In der Hauptstadt Kuwait-City leben 70000 Menschen.

Katar

Katar liegt auf der Halbinsel am Persischen Golf. Staatsoberhaupt ist Emir Scheich Hamad bin Khalifa Al-Thani. Alleine die Hälfte der etwa 1,6 Millionen Einwohner lebt in der Hauptstadt Doha. Katar ist durch Salzsümpfe und Wüstenstreifen von der Arabischen Halbinsel getrennt, weniger als 20 Prozent der Einwohner sind Katarer.

Oman

Das Sultanat liegt im Südosten der Arabischen Halbinsel. Staatsoberhaupt der Monarchie mit Verfassung ist Sultan Qabus bin Said bin Taimur Al Said. Er regiert bereits seit 1970 über etwa 2,8 Millionen Einwohner. Diese leben hauptsächlich an der Küsten. Die Hauptstadt Maskat hat 650000 Einwohner.

Wirtschaftsfaktor

Der Tourismus wird für die Golfstaaten zum wichtigsten ökonomischen Standbein. In Dubai liegt der Anteil an den Staatseinnahmen schon bei einem Viertel - Tendenz steigend. Im Jahr 2008 kamen knapp acht Millionen Urlauber, der Reisesektor setzte 3,2 Milliarden Dollar um. Die Golfstaaten versuchen, sich nicht nur als als Reiseland, sondern auch als Stop-Over-Ziel zu etablieren für die Langstreckenflüge nach Asien und Australien. In Dubai entsteht derzeit der größte Flughafen der Welt, geplant als Drehscheibe. Die Flugzeit von Deutschland liegt bei sechs Stunden.

Shopping-Ziel

Die Golfstaaten gelten als Paradies für Einkaufswütige. Niedrige Einfuhrzölle halten die Preise im Vergleich zu anderen Ländern niedrig. Die Goldpreise in Dubai gehören zu den niedrigsten in der Welt. Schmuckstücke werden gewogen und pro Gramm bezahlt. Die klimatisierten Malls sind nach Themen gestaltet. Stop-Over-Fluggäste bekommen eine "Discount Card", mit der sie in einer Reihe von Geschäften zwischen fünf Prozent und 40 Prozent Rabatt bekommen können.

(RP)
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