Reisejahr 2016 Urlaub in Spanien ist beliebter als in der Türkei

Düsseldorf/Berlin · 20 Prozent mehr Buchungen meldet Mallorca, während es die deutschen Reisenden nur wenig nach Nordafrika und in die Türkei zieht. Zur Tourismusmesse ITB in Berlin steht fest: Viele Bürger buchen immer später, Städtereisen boomen.

Urlaub in Spanien ist beliebter als in der Türkei
Foto: Quelle:Lohmann; Grafik: Ferl

Wie entwickelt sich der Tourismus 2016? Das westliche Mittelmeer mit Spanien und Portugal legt gegenüber der Türkei sowie Nordafrika beim Badeurlaub mächtig zu. Kreuzfahrten ziehen weiter an - immerhin haben die Reisenden ein sicheres Bett nach den Landausflügen. Als neue Boomregion gewinnen die Karibik und speziell Kuba an Attraktivität - fast schon als Begleitmusik für eine gewisse Öffnung im kommunistischen Land treten am 25. März die Rollling Stones erstmals in Havanna auf. Und als weiterer Trend wird 2016 eher ein Spätbucherjahr.

Das zeigt sich zur morgen beginnenden Tourismusmesse ITB in Berlin. "Deutlich unter Vorjahr" hätten die Deutschen bisher eine Reise reserviert, berichtet der Deutsche Reiseverband zur weltweit größten Reiseschau. Denn bisherige Anhänger günstiger Reisen in die Türkei, nach Tunesien oder Ägypten warten nach mehreren Terroranschlägen ab. Nach den Osterferien wird dann irgendwann doch noch eine Entscheidung fallen.

Zumindest auf Malllorca wird es schon jetzt schwer, noch eine Unterkunft zu finden. "Teilweise fast schon ausgebucht", meldet die Tui, der größte Tourismuskonzern Europas. "Die Insel feiert", titelt die deutschsprachige "Mallorca-Zeitung" . Denn für den Sommer liegen die Buchungen bereits um 20 Prozent höher als 2015. Der Flughafen der Hauptstadt Palma rechnet mit 39 Millionen Passagieren - 4,1 Millionen mehr als 2014.

Der Mallorca-Boom bestätigt, dass die Deutschen sich trotz Terrorgefahr nicht vom Reisen abschrecken lassen. "Mindestens ein schöner Urlaub im Jahr hat für die meisten Bürger Priorität", sagt Martin Lohmann, dessen Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) zur ITB eine neue Studie zu Tourismustrends vorlegt. Die gute wirtschaftliche Lage vieler Familien heizt die Reiselust an. Jeder vierte Bürger rechnet dieses Jahr mit einem höheren Einkommen als 2014, wie eine Umfrage der FUR ergeben hat. Was die Menschen sich vom Urlaub wünschen, hat Lohmann auch erforscht: "Sie wollen sich am Strand erholen, aber auch ganz neue Dinge erleben."

Dies führt zu vier Entwicklungen: In Spanien, Italien, Griechenland und Kroatien buchen die Reisenden neben Strandurlaub viele Ausflüge oder andere Aktivitäten. Bei Tui oder Alltours gewinnt das Zusatzgeschäft neben der reinen Flug- und Hotelvermittlung also an Bedeutung.

Zweitens legen Kurzreisen in Großstädte wie München, Wien, Rom oder Barcelona weit überdurchschnittlich zu - natürlich oft selbstorganisiert und häufig per Billigflieger, meistens in Ergänzung zum klassischen Sommerurlaub. Deutschland bleibt inklusive Bayern und den Stränden an Nord- und Ostsee beliebtestes Urlaubsland aller Bürger. Aktueller Verlierer im Inland ist andererseits Dresden wegen der vielen ausländerfeindlichen Demonstrationen ("Pegida").

Viertens gewinnt das Thema Sicherheit an Bedeutung bei der Reiseplanung. So führt Tui-Chef Fritz Joussen die anziehenden Buchungen in die Karibik auch darauf zurück, dass es dort mindestens so warm sei wie in Nordafrika, und von Terroranschlägen habe man schon lange nichts mehr gehört. Außerdem machen sinkende Spritkosten und Jets, die weniger Kerosin verbrauchen, Fernreisen deutlich erschwinglicher als vor Jahren.

Natürlich spielt auch der Preis eine große Rolle. Griechenland legt, abgesehen von den Inseln direkt vor der türkischen Küste, deutlich zu. Die Qualität stieg bei stabilen Preisen. Für die Türkei erwarten Experten viele günstige Last-Minute-Angebote.

(RP)
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