Nach Anschlägen in Paris Was Frankreich-Reisende jetzt wissen müssen

Paris · Trotz der Härte, mit der Terroristen Ende vergangener Woche in Paris zugeschlagen haben, lassen sich die meisten Menschen nicht vom Reisen abbringen. Dennoch gibt es einiges zu beachten, wenn man dieser Tage als Tourist in der französischen Hauptstadt unterwegs ist.

Paris-Anschlag: So zeigt die Welt Solidarität
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Die Welt zeigt Solidarität nach dem Terror in Paris

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Foto: afp, ww/ACW/sr

Die Terror-Anschläge am vergangenen Freitag haben laut Reiseveranstaltern zu keiner Stornierungswelle geführt. Der Grund dafür ist weniger die Zuversicht der Reisenden als die aktuelle Jahreszeit: In Frankreich ist jetzt Nebensaison.

Die Marktführer bieten weiterhin Städtereisen nach Paris an, Veranstalter, die ihre Reisen in die französische Hauptstadt ganz eingestellt haben, sind die absolute Ausnahme. Natürlich müssen Reisende mit gewissen Einschränkungen rechnen.

Im Folgenden beantworten wir die wichtigsten Fragen.

Öffentliche Verkehrsmittel wie Metro, Bus und S-Bahn (RER) fahren wieder wie gewohnt, so die Französische Zentrale für Tourismus. Der Zugverkehr der SNCF laufe ebenfalls wieder normal, genauso wie der Flugverkehr.

An den Flughäfen und Bahnhöfen müssen Reisende allerdings längere Wartezeiten für Sicherheitskontrollen einkalkulieren. Reisende sollten sich daher früher als sonst am Schalter einfinden. Für Touristen ist die Notfall-Hotline 0033 1/45 50 34 60 eingerichtet.

Nein, nicht alle. Der Eiffelturm wurde gestern wieder geschlossen, nachdem er zunächst geöffnet worden war. Es müssten "organisatorische Anpassungen" vorgenommen werden, teilten die Betreiber mit.

Der Louvre, die Pariser Philharmonie, der Grand Palais und das Centre Pompidou stehen Besuchern aber wieder offen, außerdem Versailles und das Moulin Rouge.

Disneyland Paris, der Zoo von Vincennes, das Aquarium von Paris sollen heute öffnen. Dann startet auch der Weihnachtsmarkt auf der Champs-Élysées - allerdings zunächst ohne festliche Beleuchtung.

Wer derzeit nach Frankreich einreisen will, muss ein gültiges Ausweisdokument mitführen. Darauf weist die Lufthansa hin.

Die Airline verweist auf einen Beschluss des französischen Innenministeriums nach den Anschlägen von Paris. Demnach könne deutschen Reisenden, die keinen Reisepass oder Personalausweis dabei haben, die Einreise verweigert werden.

Zudem werde eine Geldbuße fällig, so eine Sprecherin der Lufthansa. Die Regel gelte zunächst bis Mitte Dezember, dann werde die Lage neu bewertet. Auch das Auswärtige Amt rät, einen gültigen Ausweis mitzuführen.

Generell hängt das davon ab, ob ein Fall von höherer Gewalt vorliegt - dann kann der Kunde den Vertrag mit dem Reiseveranstalter kostenlos kündigen.

Terror in Paris: Die Titelseiten der internationalen Presse
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Die Titelseiten nach den Terroranschlägen in Paris

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Foto: kiosko.net

"Das würde ich für die nächsten Tage schon eindeutig bejahen wollen", sagt der Reiserechtler Paul Degott aus Hannover. Paris befinde sich nach wie vor im Ausnahmezustand.

Aus Sicht des Juristen sorgt die Lage in der Stadt derzeit für mehr als nur rein subjektive Angst. Das geordnete touristische Leben werde in den nächsten Tagen kaum möglich sein. Die Reise wäre damit auch objektiv beeinträchtigt.

Degott rät, sich mit dem Reiseveranstalter in Verbindungen zu setzen -denn der sieht das im Zweifel anders. Im Streitfall muss ein Gericht entscheiden.

Lufthansa bietet Reisenden bis einschließlich Mittwoch (18.11.) einmalig die Möglichkeit, einen Flug von oder nach Paris kostenlos umzubuchen. Danach werde neu entschieden, sagte eine Sprecherin.

Die großen Reiseunternehmen bieten ihren Kunden kurzfristig die Chance, ihre Reisen nach Paris kostenlos zu stornieren oder umzubuchen. Dies gilt bei Tui, Der Touristik und Ameropa noch bis zum 30. November, bei Thomas Cook bis Freitag und bei Opodo nur noch bis Donnerstag (19.11.).

Die meisten Touristen wollen nach Aussage der Reiseanbieter nicht stornieren, sondern lediglich Informationen, welche Attraktionen weiterhin geöffnet haben.

Zahlen wollen die meisten Unternehmen nicht nennen, viele verweisen aber auf die insgesamt geringe Anzahl deutscher Gäste in Paris.

Laut einer Tui-Sprecherin halten sich derzeit nicht einmal 60 Reisende aus Deutschland dort auf, die über das Unternehmen gebucht haben. Anbieter von Busreisen vermelden ebenfalls eine sehr geringe Anzahl von Stornierungen.

Meinhold Hafermann, Geschäftsführer des Busunternehmens Hafermann, spricht von lediglich "sieben bis acht" - trotz nahezu wöchentlicher Busreisen nach Paris.

Auch Matthias Kopp von Buchungsportal "Reisebus24.de" sieht keinen Anstieg in den Stornierungen, es könne aber sein, "dass da noch was kommt".

Da das Auswärtige Amt keine Reisewarnung für Frankreich oder Paris ausgesprochen hat, sieht kaum ein Anbieter einen Grund, bestehende Reiseverträge zu kündigen und die Stadt aus ihrem Angebot zu nehmen.

Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Der Jugendreiseveranstalter "Fun-Reisen" hat alle Fahrten nach Paris vorerst ausgesetzt.

Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband betont, dass die Entscheidung letztlich beim einzelnen Anbieter liegt, sagt aber auch: "Spätestens seit dem 11. September ist das Bewusstsein vorhanden, dass es absolute Sicherheit nirgendwo auf der Welt gibt."

Im Zweifelsfall seien Reiseanbieter auch nicht allein auf die Weisungen des Auswärtigen Amtes angewiesen, sondern würden auch Informationen ihrer Partner vor Ort in ihre Bewertung einbeziehen.

Neben den allgemeinen Warnhinweisen auf seiner Website rät das Auswärtige Amt, im öffentlichen Raum besonders wachsam zu bleiben und den Anweisungen der französischen und belgischen Sicherheitskräfte Folge zu leisten.

Wegen des Ausnahmezustands und der Kontrollen an den Grenzen kann es im Reiseverkehr zwischen Deutschland und Frankreich vorübergehend zu Einschränkungen kommen.

Nach Angaben der Französischen Zentrale für Tourismus zählte Paris im vergangenen Jahr 1,32 Millionen deutsche Gäste. Sie verbrachten dort 4,18 Millionen Nächte.

Nach Frankreich insgesamt reisten 2014 etwa 12,7 Millionen Deutsche, sie kamen auf 86,4 Millionen Übernachtungen.

(RP)
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