Reiseratgeber Das sind die Trends der Wintersport-Mode 2016

Heilbronn/Wolfratshausen · Wintersportmode muss heute alles können: Sie muss warm halten, aber nicht zu sehr. Sie muss leicht sein, aber robust. Funktional bis zur Perfektion und trotzdem nicht nur etwas für Bergfreaks, sondern auch für modebewusste Gelegenheitsskifahrer.

Wintersport 2016: Das sind die Modetrends
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Wintersport 2016: Das sind die Modetrends

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Foto: dpa, pla gab

Eine Skijacke, in der man aussieht wie ein Michelin-Männchen, das in einen Eimer mit roter Farbe gefallen ist? Das ist Mode von vorgestern. Die Hersteller von Wintersportkleidung setzen in dieser Saison auf Teile, die noch leichter, dünner und funktionaler sind - und in der Skifahrer auch abseits der Piste eine gute Figur machen. Das sind die Trends:

Trend 1: Niemand will mehr eine Jacke nur zum Skifahren

Eine Jacke für 300 Euro kaufen und nur eine Woche im Jahr tragen? Irrsinn! So denken viele. "Skifahren ist kein günstiges Unterfangen. Viele fahren nur noch einmal im Jahr für ein paar Tage in die Berge", sagt Jochen Schnell, Vorstand Waren-Marketing bei Intersport. Hotel und Skipass belasten das Konto. "Da überlegt der Kunde sich genau, wie viel er für Skibekleidung ausgibt." Das gilt insbesondere für Familien, deren Budget oft begrenzt ist. Investiert man also in eine teure Jacke, will man diese möglichst oft tragen können.

Das heißt: Skimode muss optisch freizeittauglich sein - also möglichst schick. "Den Trend zu urbanen Styles gibt es auch in der Wintersportmode", erklärt Schnell. Das gilt nicht erst in diesem Winter. "Das Design muss so sein, dass man es auch auf der Straße anziehen kann." Die Schnitte in der Herrenmode seien eher sportiv und technisch versiert. Bei den Damen zähle aber durchaus sportlicher Schick, es soll körperbetont sein. Slim fit bitte auch am Berg!

Ein Trendkleidungsstück des Winters, das von der Piste aus die Fußgängerzonen erobert hat, ist die Daunenunterjacke, hat Melanie Rauch vom Deutschen Skilehrerverband beobachtet. "Die Jacken sind unglaublich leicht, atmungsaktiv und wärmend." Man kann sie als Wärmeschicht auf der Piste unter der Funktionsjacke tragen - aber eben auch in der Stadt zur Jeans und über Hemd und Pullover.

Trend 2: Dezente Farben statt Bonbon-Optik

Natürlich ist es so, dass man auf der Piste grundsätzlich mehr kräftige Farben sieht als anderswo: ein sattes Rot, ein kräftiges Blau, ein starkes Grün. Durch Signalfarben sind Wintersportler im Gelände leichter erkennbar. "Neben der Piste wird es viel dezenter", sagt aber Produktexperte Schnell. Dunkles bis mittelkräftiges Blau, Bordeaux, Tannengrün, Anthrazit, Schwarz: Das sind die Farben des Winters, die in den Kollektionen der Hersteller zu sehen sind.

Trend 3: Am Prinzip Zwiebel führt kein Weg vorbei

Die Wintersportmode wird immer dünner - gleichzeitig aber auch immer robuster. High-Tech pur. "Ein Trend ist, dass die Materialien immer leichter werden, aber die Funktionalität ihrer dickeren Vorgänger beibehalten", sagt Fashionberaterin Louisa Smith, die auf der Wintersportmesse Ispo die neuesten Trends bei den Textilien präsentiert. Jochen Schnell bestätigt diese Entwicklung und ergänzt:
"In der Optik tut sich diesen Winter weniger."

Viele dünne Funktionslagen statt einer dicken Jacke: Das Prinzip Zwiebel ist aus der Wintersportmode nicht mehr wegzudenken. Schöffel zum Beispiel hat eine Skijacke mit Zip-in-Funktion und herausnehmbarer Steppjacke auf den Markt gebracht. "Wenn es zum Beispiel im März mit viel Sonne auf der Piste richtig warm wird, ist es angenehm, die Innenjacke herausnehmen oder nur mit Innenjacke fahren zu können", beschreibt Schnell das Funktionsprinzip.

Einen großen Einfluss auf diese Entwicklung hat der wachsende Trend zum Skitourengehen, erklärt Skiprofi Melanie Rauch. An die Kleidung werden dabei große Ansprüche gestellt: "Beim Aufstieg schwitzt man stark und braucht atmungsaktive Stoffe. Bei der Abfahrt dagegen ist es kühl, und die Kleidung muss warmhalten." Das Zwiebel-System sei da optimal - und universell nutzbar. "Die Hersteller wollen dem Kunden eine Kombination für alle Sportarten an die Hand geben."

Trend 4: Die Saisongrenzen verschwimmen

Skimode soll im besten Fall nicht nur beim Tourengehen, abseits der Piste und in der Freizeit funktionieren - sondern auch für Bergsport im Sommer. Weil Materialien immer besser und Kleidungsschichten immer dünner werden, lassen sich die einzelnen Teile je nach Jahreszeit beliebig kombinieren. Dank der Zwiebel gilt: Outdoor ist Outdoor.

Dünne Funktionsjacken - eigentlich für Wanderer und Bergsteiger konzipiert - werden auch auf der Piste getragen, sagt Jochen Schnell. "Das nehmen wir seit Jahren wahr." Die Jacken seien robust und hätten entsprechende technische Eigenschaften, etwa eine hohe Wassersäule und guten Windschutz. "Die Kunden fragen sich also: Warum sollte ich so eine Jacke nicht auch zum Skifahren anziehen?"

Trend 5: Ohne Nachhaltigkeit geht in Zukunft nichts mehr

Hier gehe der Trend nicht nur zu natürlicheren Faserstoffen, erklärt Louisa Smith. Die Verarbeitung sei zunehmend darauf ausgerichtet, Wasser, Energie und Abfälle zu sparen. "Der Megatrend Nachhaltigkeit zeigt sich in allen Bereichen der Textilkette - von der Isolierung bis zu den äußeren Beschichtungen", erklärt die Expertin.

"Es wird stark auf Nachhaltigkeit gesetzt", bestätigt Jochen Schnell. Pyua sei die erste Marke weltweit, die ausschließlich recyclefähige Materialien verarbeite. "Vaude setzt schon lange auf den Trend, auch Patagonia", erläutert der Branchenkenner. Diese Entwicklung schlägt sich zwar nicht wirklich optisch in der Mode nieder - aber Skifahrer können mit ökologisch reinem Gewissen die Hänge hinabwedeln.

Trend 6: Die Digitalisierung erreicht die Piste

Die Kleidungsstücke sind bereits so funktional, robust, leicht - viel Spielraum nach oben gibt es nicht mehr. "Wir haben heute bei den Materialien ein Level erreicht, das bereits sehr fortgeschritten ist", berichtet Schnell. "In der Zukunft erwarten wir vor allem technische Innovationen, zum Beispiel Stoffe, die sich per App steuern lassen." Ein Beispiel: Wenn der Körper warm ist, wird er automatisch heruntergekühlt und umgekehrt. So gibt es etwa auch Heizsocken, die sich über eine App steuern lassen, weiß Melanie Rauch vom Skilehrerverband. "Ein Haus kann man schon mit dem Smartphone steuern, da will die Skiindustrie nachziehen."

(dpa)
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