Balearen Brexit und Touristenabgabe sorgen für Unruhe auf Mallorca

Palma de Mallorca · Mallorca-Urlauber müssen bald tiefer in die Tasche greifen. Die linke Regierung der Balearen führt eine Touristen-Abgabe ein. Die "Ecotasa" lässt bei Hotel- und Restaurantbetreibern die Alarmglocken schrillen.

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Foto: osmera.com /shutterstock.com

Mallorca steht vor einem Rekordsommer mit einem nie da gewesenen Touristenansturm. Schon dieser Tage trampeln sich die vor allem aus Deutschland und England kommenden Besucher am Flughafen Son Sant Joan, auf Palmas Flaniermeile Passeig del Born und am Ballermann auf den Füße herum. Die Kassen klingeln wie noch nie.

Richtig freuen wollen sich die Hotel- und Gaststättenbetreiber der spanischen Ferieninsel dennoch nicht. Die Nachricht vom Brexit verunsicherte viele. Zu allem Übel läuft nun auch der Countdown zur Einführung einer umstrittenen Touristenabgabe ab.

Am kommenden Freitag (1. Juli) ist es soweit. An der Hotelrezeption müssen dann Besucher pro Person und Nacht eine Übernachtungssteuer von 0,25 bis 2,00 Euro zahlen. Wie das seit Mitte 2015 von linken Parteien beherrschte Parlament der Balearen in Palma de Mallorca im Frühjahr beschloss, richtet sich die Höhe der Abgabe nach der Art der Unterkunft. In der Nebensaison wird der Betrag halbiert. Zusätzlich werden zehn Prozent Mehrwertsteuer erhoben. Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren sind von der Abgabe aber befreit.

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Der Verband der Hoteliers auf Mallorca (FEHM) versuchte monatelang die Einführung der Abgabe mit allen Mitteln zu verhindern - ohne Erfolg. Man werde an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, ein Rückgang der Investitionen drohe, klagt FEHM-Präsidentin Inmaculada Benito. "Wir werden zur einzigen Sonne- und Strand-Destination im Mittelmeerraum, die eine derartige Steuer besitzt", sagte sie im Interview der Wochenzeitung "Mallorca Magazin".

Kritik kommt von überall: Von einem "Schuss ins eigene Bein" sprach Gabriel Escarrer Julià, Präsident der Hotelkette Meliá, die ihren Hauptsitz auf Mallorca hat. Angst herrscht vor allem in der bei Briten beliebten Urlauberhochburg Magaluf westlich von Palma. Hier könnten sich Abgabe und Brexit zu einem besonders gefährlichen Cocktail mischen.

Obwohl andere spanische Regionen wie Katalonien mit Touristen-Abgaben ähnlich der deutschen Kurtaxe gute Erfahrungen machen, haben viele Mallorquiner die Zeit zwischen 2001 und 2003 in Erinnerung. Dank einer Sondersteuer waren damals zwar 160 Millionen Euro in die Insel-Kassen flossen - unterm Strich blieb aber wegen des Einbruchs der Buchungen ein großes Minus.

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Man hat nun Angst, dass sich die Abgabe erneut als Boomerang erweist und vor allem die Billigtouristen unter den 12,5 Millionen Gästen (darunter mehr als 3,2 Mio Deutsche) verschreckt, die 2015 die Inseln besuchten. Ohne Ökotaxe - und dank unsicherer Lage in anderen Tourismusregionen - schoss dieses Jahr die Zahl der Balearen-Besucher bis zum 30. April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21,94 Prozent auf 1,45 Millionen in die Höhe.

Die Taxe gilt nicht nur für Mallorca, sondern auch für Menorca, Ibiza und Formentera. Auch Passagiere von Kreuzfahrtschiffen müssen Portemonnaie oder Kreditkarte zücken. Sie werden zwischen 0,50 und einem Euro zahlen. Theoretisch müssen auch Urlauber blechen, die private Ferienwohnungen mieten. Die meisten dieser Wohnungen sind allerdings offiziell als solche nicht angemeldet.

Insgesamt erhofft sich die Balearenregierung zusätzliche Einnahmen von bis zu 80 Millionen Euro im Jahr. Das Geld soll vor allem für Umwelt- und Landschaftsschutz und zur Förderung des nachhaltigen Tourismus verwendet werden. Daher der Name "Ecotasa" - Ökotaxe.
Umweltminister Biel Barceló beteuert, der Besucher werde dazu beitragen, "das Paradies der Balearen zu erhalten".

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Die Kritiker überzeugen solche Worte nicht. Eine Touristenabgabe sei nicht nötig, ist FEHM-Präsidentin Benito überzeugt. Die Balearen-Regierung müsse vielmehr ihre bisherigen Einnahmen besser verwalten. "Der Tourismus erbringt mit mehr als zwei Milliarden Euro bereits über 40 Prozent der Einnahmen." Die Regierung bestrafe durch die Abgabe ihre wichtigste Industrie.

(dpa)
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