EU-Bericht zur Wasserqualität In Deutschland ist Baden eine saubere Sache

Düsseldorf · In den meisten deutschen Flüssen und Seen erwartet Badefreunde ungetrübter Spaß. Auch ins Mittelmeer können Urlauber vielerorts bedenkenlos hüpfen. Aber nicht überall ist das Wasser sauber - das zeigt ein aktueller EU-Bericht.

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Foto: dpa/Thomas Warnack

Gute Nachricht kurz vor dem Sommer: Ob See, Fluss oder Meer - in Deutschland können Schwimmbegeisterte fast überall bedenkenlos in die Fluten springen. Ein EU-Bericht zur Qualität der Badegewässer stellt den allermeisten Badestellen zwischen Westerland und dem Bodensee ein sehr gutes Zeugnis aus.

Fast 98 Prozent erfüllen die EU-Mindeststandards, bei einem großen Teil der 2292 untersuchten Badeplätzen wird die Wasserqualität sogar als "ausgezeichnet" eingestuft. Nur an ganz wenigen Stellen sollten Badenixen vorsichtig sein: Fünf Gewässer fielen bei den Testern durch.

Bewertet wird in dem aktuellen Bericht, den die Europäische Umweltagentur (EEA) in Kopenhagen am Mittwoch vorstellte, die Wasserqualität in der vergangenen Badesaison - also von Mai bis September 2015.

Den Stempel "mangelhaft" bekamen drei Badeplätze in Baden-Württemberg - am Strandbad Eriskirch, dem Finsterroter See in Wüstenrot und der Kocherbadebucht in Künzelsau. Im Saarland fiel eine Badestelle an der Nied in Rehlingen-Siersburg durch, in Mecklenburg-Vorpommern war es die Glöwitzer Bucht bei Barth.

Welche Ursachen die schlechte Wasserqualität an den einzelnen Stellen genau hat, listet der EU-Bericht nicht auf. "Am häufigsten sind schwere Regenfälle und überfließende Kanalisation der Grund", sagt der EEA-Experte Peter Kristensen.

"Im Landesinneren kann es auch daran liegen, dass es viele Gänse oder andere Vögel in der Nähe der Badestellen gibt." Deren Kot kann das Wasser verunreinigen, genau wie der von Hunden, die mit ihren Herrchen am Strand unterwegs sind.

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Foto: Shutterstock.com/ Samuel Borges Photography

Abgesehen von den wenigen Ausnahmen ist das Baden in Deutschland ein zunehmend sauberes Vergnügen. Beim letzten EU-Bericht zur Gewässer-Qualität waren noch 14 Badestellen als mangelhaft eingestuft worden. Auch anderswo können die Europäer unbekümmerter schwimmen als früher.

"Einige der Badeplätze mit schlechter Wasserqualität sind geschlossen worden", sagt Kristensen. Von den 21 000 Badeplätzen, die in den EU-Ländern sowie der Schweiz und Albanien geprüft wurden, schnitten 2015 nur 385 schlecht ab. An 9 von 10 Badestellen war die Wasserqualität ausgezeichnet.

Wen es im Sommer zum Badeurlaub in den Süden zieht, dem sei die Insel Zypern empfohlen. Auch auf Malta, in Griechenland und Kroatien lässt es sich unbesorgt schwimmen und planschen. "In vielen Mittelmeerländern ist die Wasserqualität gut", sagt Kristensen.

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Foto: Shutterstock.com/ Maridav

Das ist auch deshalb so, weil es in den Sommermonaten nicht viel regnet. "Außerdem ist das Wasser dort häufig tiefer als bei uns im Norden, wo wir viele flache Strände haben." Auch das satte Sonnenlicht trage dazu bei, Bakterien den Garaus zu machen.

Wer in Sachen Wasserqualität auf Nummer Sicher gehen will, reist nach Luxemburg. Hier gab es für alle elf gemeldeten Badestellen die Topnote. In Frankreich oder Italien sah es schlechter aus: Dort fielen jeweils 95 Badestellen bei den Proben durch. Allerdings gebe es dort auch besonders viele Badeplätze, gibt Kristensen zu bedenken. In Frankreich wurden 3355 getestet, in Italien waren es sogar 5518.

Die Untersuchungen nehmen die Behörden in den Ländern selbst vor. Sie achten dabei vor allem auf zwei Darmbakterien - E.coli und Darmenterokokken, weil diese gute Indikatoren für eine schlechte Wasserqualität sind. Die EEA sammelt die Daten und arbeitet sie auf. Hat sie eine Badestelle mit "mangelhaft" bewertet, liegt die Wahrscheinlichkeit bei etwa eins zu zehn, dass man davon krank wird.

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Foto: Manfred Steinbach/Shutterstock

Mindestens "ausreichend" sollte die Wasserqualität also sein. Wer sicher gehen will, kann in den Bericht schauen oder sich beim Umweltbundesamt informieren. Bei den vielen guten Badestellen müssen Schwimmer nichts riskieren, meint EEA-Experte Kristensen: "Wer die Wahl hat, sollte immer einen Strand mit guter oder exzellenter Wasserqualität besuchen."

In Gewässern können verschiedene Keime Risiken für die Gesundheit bergen. Einige Beispiele:

  • ESCHERICHIA COLI BAKTERIEN (E.coli) kommen im Darm vieler Tiere vor und gelangen etwa durch Vogelkot oder von Kuh- und Schafweiden in Ufernähe auch in Badegewässer. Meist sind die Fäkalkeime harmlos und keine Krankheitserreger. Einige E.coli-Bakterien können aber beim Menschen Übelkeit, Durchfall und Fieber verursachen. Bisweilen lösen die Keime Harnwegsinfektionen aus, die zu Nierenschäden führen können.
  • COLIFORME BAKTERIEN kommen sowohl im Darm als auch in der Natur vor. Im Gegensatz zu den E.coli können sie sich bei genügend Nährstoffen im Wasser vermehren. Auch Coliforme Bakterien sind nicht zwingend Krankheitserreger. In stark genutzten, nährstoffreichen Badeseen gibt es bisweilen eine Grundbelastung durch die Keime.
  • DARMENTEROKOKKEN deuten in größeren Mengen ebenfalls auf fäkale Verschmutzungen hin. Im Wasser halten sich die Bakterien länger als im Boden. Wer sie verschluckt und in den Magen-Darm-Trakt aufnimmt, dem droht keine Infektion. Gelangen die Enterokokken aber über Wunden in den Körper, können sie schwere Erkrankungen verursachen.
  • KRYPTOSPORIDIEN sind sehr kleine Parasiten. Wer sich mit den Erregern infiziert, bekommt Bauchschmerzen, leichten Durchfall und manchmal Fieber. Die Erreger werden fäkal ausgeschieden.
  • CYANOBAKTERIEN bestimmter Blaualgenarten bilden Gifte, die sogenannten Algentoxine. Beim Verschlucken von Wasser werden sie mit aufgenommen und können zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen.
  • Gefährdet sind besonders kleine Kinder, die beim Toben am Ufer mitunter Wasser verschlucken. Bei empfindlichen Menschen kann es zu Hautreizungen und allergischen Reaktionen kommen.
(csr/dpa)
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