Sommerurlaub Ansturm auf Mallorca - es droht Überbuchung

Düsseldorf · Das liebste Reiseziel der Deutschen ist 2016 so gefragt wie lange nicht. Schon gibt es Warnungen, Urlauber könnten in einem anderen als dem gebuchten Hotel landen. Bei Tui steigen die Preise.

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Spanien und insbesondere Mallorca erwarten für diesen Sommer so viele Gäste wie lange nicht. Das sagte Fritz Joussen, Chef des Reisekonzerns Tui, unserer Redaktion. Die Durchschnittspreise für Hotels in Mallorca würden in diesem Sommer deutlich höher liegen als im Vorjahr, ergänzte der Vorstandsvorsitzende von Europas größtem Tourismusunternehmen.

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Wegen der hohen Nachfrage droht den Urlaubern nun, dass sie in ein anderes Hotel ziehen müssen als erwartet — oder, dass sie überhaupt nicht unterkommen. "Die meisten Hotels verkaufen in der Hochsaison mehr Kapazitäten als sie haben, weil manche Gäste doch nicht kommen", erläuterte der Tourismusforscher Martin Lohmann aus Kiel. Der Wirtschaftsprofessor warnte: "Wenn diesen Sommer auf Mallorca die Nachfrage besonders hoch ist, kommt es sicher zu Engpässen."

Er schloss nicht aus, dass Gäste dann an anderen Orten untergebracht würden; sie müssten dann möglicherweise schlechteren Service hinnehmen. Joussen gab sich dagegen optimistisch: "Die spanische Hotelbranche und die Hoteliers auf Mallorca sind sehr flexibel, Lösungen für die Kunden zu finden." Zumindest für sein Unternehmen schloss er aus, dass Gäste mit Buchungen nicht untergebracht werden könnten.

Die Warnungen vor Engpässen beziehen sich vor allem auf die Hochsaison, also die Monate Juli und August — dann sind viele Häuser ausgebucht. Allein bei Tui, als wichtigstem Anbieter von Reisen nach Mallorca, sind bereits zwei Drittel der Betten auf der Baleareninsel reserviert. "Wir haben deutlich mehr Nachfrage für die gesamte Saison", sagte Joussen. Für ganz Spanien rechne er für dieses Jahr mit einer Ausbuchung von 90 Prozent. Üblich sei eine Quote von 85 Prozent. Daher werde es fast keine Last-Minute-Angebote geben — Ergebnis: Der Durchschnittspreis steigt.

Gründe für die vielen Buchungen in Spanien sind einerseits Sorgen vor Terroranschlägen, andererseits die wachsende Reiselust der Deutschen und der Europäer insgesamt. "Wir rechnen in Deutschland und weltweit mit so vielen Urlaubsreisen wie noch nie", sagte Joussen.

Zugleich gehen die Buchungen in den Ländern zurück, die Urlauber nicht mehr für sicher halten. Nach Einschätzung der Gesellschaft für Konsumforschung ist vor allem die Türkei derzeit tief im Minus. Nach mehreren Terroranschlägen in Istanbul und Ankara zögern Sonnenhungrige mit Reiseplanungen für dieses Land. Auch die Nachfrage für Ägypten liegt unter der des Vorjahrs.

Tui rechnet damit, 2016 in der Türkei nur rund eine Million Reisen zu verkaufen — im Vorjahr waren es zwei Millionen. Rein ökonomisch stört das Joussen weniger, da sein Unternehmen an dem Spanien-Boom gut verdient. Er warb aber für Reisen in die Türkei: "In der jetzigen Lage bietet der Urlaub in der Türkei ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Es gibt die Qualität eines Fünf-Sterne-Hauses häufig zum Preis eines Drei-Sterne-Hauses."

Die Konzerne hoffen jetzt darauf, mit Türkei-Reisen zu Schnäppchenpreisen die Saison noch halbwegs zu retten. Die Unternehmen verweisen dabei auf das Auswärtige Amt: Es rät zwar bei Reisen in die Großstädte des Landes zu erhöhter Vorsicht; für die Urlaubsorte an der Küste gibt es aber keine explizite Warnung. Joussen riet, man solle überall wachsam sein und sich von Menschenmengen fernhalten — auch in Westeuropa.

(kowa)
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