Nach Anschlägen in Brüssel Was Reisende jetzt wissen müssen

Nach den Anschlägen von Brüssel sind viele Touristen verunsichert. Airlines und Reiseveranstalter bieten aber die Möglichkeit, geplante Aufenthalte kostenlos zu stornieren.

Der Flughafen Brüssel-Zaventem wurde vorerst geschlossen. Flüge von deutschen Flughäfen nach Brüssel werden umgeleitet. Lufthansa hat gestern 25 Flüge von und nach Brüssel gestrichen. Davon betroffen waren rund 2000 Passagiere. Der Flughafen Brüssel hat eine Sondertelefonnummer veröffentlicht: +32 2 753 7300. Nach Angaben der Betreibergesellschaft bleibt der Brüsseler Flughafen auch heute geschlossen. Wann er wieder öffnet, ist unklar.

Fluggäste der Lufthansa, die ein Ticket für einen Flug nach/von Brüssel mit Flugdatum ab sofort bis 28. März 2016 besitzen, können ihre Tickets einmalig kostenfrei umbuchen oder stornieren. Die Regelung gilt für alle Airlines der Lufthansa Group (Austrian Airlines, Lufthansa, Brussels Airlines, Swiss, Eurowings).

Generell können betroffene Passagiere ihr Flugticket zurückgeben oder umbuchen und erhalten den vollen Preis zurück, erklärt der Reiserechtler Ernst Führich. "Man muss nicht warten, bis die Airline den Flug annulliert." Denn die Lage in Brüssel sei ein außergewöhnlicher Umstand - der Kunde kann vom Beförderungsvertrag zurücktreten und bekommt das Geld zurück. Wer per Stop-Over in Brüssel ein anderes Reiseziel erreichen will, wird von seiner Airline in der Regel auf eine alternative Route umgebucht. Wie lange das dauert, ist offen. Daher müssen sich diese Passagiere auf erhebliche Verzögerungen ihrer Reise einstellen.

Vier Maschinen, die auf dem Weg nach Brüssel waren, wurden nach Düsseldorf umgeleitet. Der Flugverkehr war kaum beeinträchtigt. Thomas Kötter, Sprecher des Flughafens: "Es wurden keine Flüge annulliert, da es keine Direktflüge von Düsseldorf nach Brüssel gibt."

Laut einem Bahn-Sprecher wurde der Zugverkehr nach Belgien vorübergehend eingestellt. Die Züge von Frankfurt über Köln nach Brüssel enden in Aachen. Dort strandeten gestern Hunderte Passagiere. Der Katastrophenschutz war mit zwei Zügen vor Ort, um die Festsitzenden mit Getränken und warmen Decken zu versorgen. Wer ein ICE-Ticket für diese Strecke gebucht hat, kann sich den Preis kostenlos erstatten lassen, sagte eine Sprecherin der Bahn. Diese Möglichkeit bestehe für alle Reisen über Ostern bis in den April hinein. Die Rückgabe des Tickets ist in jedem Fall in einem der DB-Reisezentren möglich. Auch der Hochgeschwindigkeitszug Thalys stellte seine Fahrten über oder nach Belgien gestern ein. Schon heute soll der Thalys "mit wenigen Ausnahmen" wieder planmäßig verkehren, teilte das Unternehmen mit. Wer seine für heute geplante Fahrt verschieben will, kann sein Ticket kostenfrei umtauschen oder sich den Preis erstatten lassen.

Die großen Veranstalter wie Tui oder Thomas Cook bieten ihren Kunden die Möglichkeit, Brüssel-Reisen kostenfrei umzubuchen oder zu stornieren. "Bei uns ist das bis zum Anreisedatum 30. April möglich", sagt Anja Braun von Tui Deutschland. Bei Thomas Cook sind bis zum Anreisetag 29. März für ganz Belgien kostenlose Umbuchungen und Stornierungen möglich, sagt Sprecher Mathias Brandes. In beiden Fällen gehe es aber nur um eine vergleichsweise geringe Zahl von Kunden.

Die Bundespolizei kündigte an, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen, sowohl an der deutsch-belgischen Grenze als auch an Flughäfen und Bahnhöfen in Deutschland. An der deutsch-belgischen Grenze finden seit gestern Vormittag bereits Fahrzeugkontrollen statt. Die Polizei sucht nach möglichen Terroristen, die sich nach Deutschland absetzen wollen. Auch Frankreich verschärft die Kontrollen an den Grenzen. An der niederländisch-belgischen Grenze wird ebenfalls mehr kontrolliert. Autoreisende, die von Deutschland nach oder über Belgien unterwegs sind, müssen sich also auf eventuelle Verzögerungen an den Landesgrenzen einstellen. An den Flughäfen herrscht ebenfalls erhöhte Alarmbereitschaft. Das Personal der Bundespolizei wurde dort aufgestockt. Spürhunde, die auf das Erschnüffeln von Sprengstoff spezialisiert sind, kommen zum Einsatz. Die verschärften Sicherheitsmaßnahmen sollen aber nicht zu längeren Wartezeiten an den Kontrollstellen führen. Dennoch wird geraten, vor dem Abflug etwas früher zum Flughafen zu kommen als sonst.

In Einzelfällen. Die Bundespolizei wurde angewiesen, schon vor den Kontrollschleusen verdächtige Personen anzusprechen und zu kontrollieren. Denn am Brüsseler Flughafen detonierten die Bomben mitten im Terminal vor den Sicherheitsschleusen. "Bislang haben wir unseren Hauptfokus darauf gelegt, dass keine Sprengsätze in ein Flugzeug gelangen können", sagte ein Bundespolizist. "Seit gestern wissen wir aber jetzt auch, dass ein Flughafen selbst das Ziel eines Anschlags sein kann." Diese Gebäude zu schützen, sei aber extrem schwierig. "Wir müssten an jedem Eingang schon die Gepäckstücke kontrollieren", so der Beamte. "Das ist eigentlich unmöglich." Am Düsseldorfer Flughafen waren gestern schon deutlich mehr Polizisten in der Abflughalle im Einsatz.

Reisende steigen verstärkt auf Fernbusse um. So berichtete der Marktführer MeinFernbus Flixbus von einem Anstieg der Buchungen nach Brüssel. Einige Verbindungen nach und aus Brüssel, die am Vormittag knapp zur Hälfte ausgelastet waren, seien inzwischen ausgebucht, sagte ein Sprecher. In Brüssel seien Haltestellen für Fernbusse verlegt worden, etwa nach Anderlecht. Wegen der verstärkten Grenzkontrollen sei allerdings mit Verspätungen zu rechnen.

Die Metrolinien 2 und 6, die im Ring um die Innenstadt führen, sollten so bald wie möglich wieder bedient werden, schrieb das nationale Krisenzentrum gestern auf seiner Website. Die Brüsseler Verkehrsbetriebe Stib kündigten an, dass die Tramlinie 93 wieder in Betrieb genommen werden sollte. Sie durchquert die Stadt von Nordwesten nach Südosten. Zudem sollten mehrere Nacht-Buslinien, die von einem Bahnhof (Gare Centrale) östlich der Innenstadt abgehen, bedient werden. Züge rollten in Brüssel ab dem Nachmittag wieder, die Bahnhöfe Schuman und Luxembourg im EU-Viertel wurden aber vorerst nicht angefahren. Überall sei mit langen Wartezeiten zu rechnen. Dafür fahren die Taxis in der Stadt gratis. Das berichtet der belgische Fernsehsender VRT.

Der belgische Taxiverband Febet rief seine Mitglieder über Twitter dazu auf, Menschen aus den betroffenen Gebieten zu fahren. Alle Metro-Stationen sind aus Sicherheitsgründen geschlossen. Das hat fatale Auswirkungen. Denn die vier Brüsseler Metro-Linien bilden mit insgesamt 69 Stationen das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs in der belgischen Hauptstadt. Nach Angaben der Verkehrsbetriebe Stib verzeichnete die Metro im Jahr 2014 rund 133 Millionen Fahrten.

(RP)
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