USA Besondere Leuchttürme an Maines Küste

Rockland · Zu vielen Leuchttürmen in Maine gibt es besondere Geschichten zu erzählen. Und die Tour von Turm zu Turm bietet Reisenden eine schöne Route am Atlantik entlang.

USA: Maines wilde Küste
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Das Erste, was manche Segler und Seeleute von den USA zu sehen bekommen, ist ein Leuchtturmsignal aus Maine. Der größte der sechs Neuengland-Staaten ist derjenige, der am weitesten im Osten am Atlantik liegt. Die heute noch 68 Leuchttürme an Maines fast 400 Kilometer langer Ozeanküste sind allerdings nicht nur für die Schifffahrt wichtig - sie locken auch etliche Touristen an.

Zwar lässt sich nicht jeder Turm jeden Tag von innen besichtigen, doch schön gelegen und einen Besuch wert sind sie fast alle. Hier eine Auswahl von sechs interessanten Leuchttürmen: zwei bei Portland, zwei bei Rockland weiter nördlich und zwei zwischen beiden Städten.

Portland Head Light: Der Veteran

Es gibt gleich zwei Gründe, mit dem Portland Head Light die kleine Leuchtturmreise zu beginnen. Erstens ist der 24 Meter hohe Turm, der die Einfahrt zu Portlands Hafen bewacht, von Maines größter Stadt aus schnell erreichbar. Und zweitens ist er Maines Leuchtturm-Veteran schlechthin: Seit dem 10. Januar 1791 und damit länger als an jedem anderen Ort im Bundesstaat leitet hier ein Leuchtfeuer die Schiffe.
1500 US-Dollar hatte die US-Regierung damals für den Bau bewilligt. Auf See ist das Licht noch bis in 44 Kilometern Entfernung sichtbar.

Einen Turmwärter gibt es in Portland seit 1989, als Maines letzte Leuchttürme auf Automatikbetrieb umgestellt wurden, nicht mehr. In den alten Wohngebäuden informiert ein Museum über den Turmbau, die im Laufe der Zeit immer besser gewordenen Lampen und den Alltag der Wärter. Besonders gut fotografieren lässt sich Portland Head Light vom Fort Williams Park aus, einem früheren Militärgelände nebenan.

Two Lights: Der Unerreichbare

Erstmal falsch abbiegen: Das passiert vielen Besuchern der Two Lights bei Cape Elizabeth, etwas südlich von Portland. "Man kann den Turm vom Park aus nicht sehen", sagt die freundliche Rangerin am Tor zum Two Lights State Park, einem Naturschutzgebiet voller Wanderwege und Picknickplätze. "Sie müssen noch etwas weiter die Straße herunter."

Also geht es vorbei an blühenden Lupinen am Wegesrand und üppigen Rhododendren in den Vorgärten zum Meer, wo eine kleine Landzunge eine flache Bucht vom Atlantik abschirmt. Am Strand neben dem natürlichen Wellenbrecher macht sich gerade Tom Jones vom Maine Dive Scuba Center mit fünf Tauchschülern auf zu einer Unterrichtsstunde. "Dies ist ein großartiger Ort zum Tauchen", sagt er, bevor er ins zehn Grad kalte Wasser steigt. "Man kann in der Bucht bleiben oder tieferes Gelände erreichen." Zwei Männer werfen derweil ihre Angeln aus, Hunde werden auf dem kurzen Sandstreifen Gassi geführt, die Luft duftet nach Salz.

Und der Leuchtturm? Der 1879 errichtete, knapp 17 Meter hohe Bau gibt über der Bucht ein recht schönes Fotomotiv ab. 1929 verewigte Edward Hopper den Turm in einem Gemälde, das heute dem Metropolitan Museum of Art in New York gehört und 1970 die Vorlage für eine Briefmarke abgeben durfte. Sich dem Gebäude nähern dürfen Touristen aber nicht. Es liegt abgezäunt und unerreichbar auf privatem Grund, ebenso wie ein zweiter Turm ganz in der Nähe, der dem Ensemble der Two Lights einst den Namen gab, vom Strand aus aber weniger gut zu sehen ist.

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Foto: Shutterstock.com/ Doug Lemke

Pemaquid Point: Das Vierteldollarstück

Von 1999 bis 2008 gab die Münzanstalt der USA jedes Jahr fünf Vierteldollarstücke heraus, auf deren Rückseite besondere Orte in den 50 Bundesstaaten abgebildet sind. 2003 war Maine an der Reihe - und bekam auf seinen State Quarter den Leuchtturm am Pemaquid Point geprägt. Gut 90 Minuten dauert die Autofahrt von Portland aus zu dem kleinen Turm, dessen größte Attraktion ihm unmittelbar zu Füßen liegt: schroffe Felsen, die in langen Linien zum Wasser hin abfallen, bizarr geformt von den Gezeiten und durchsetzt mit vielen kleinen Pools voller Meerwasser, das der Atlantik bei Ebbe stets zurücklässt. Seevögel kreischen über dem Gestein, mächtige Wellen krachen auf das Ufer. Auch hier können sich Hobbyfotografen so richtig austoben.

Gut 30 000 Besucher pro Jahr kommen, um im Inneren des 1835 gebauten Turms die 30 Stufen zur Lampe hinaufzusteigen. Bereits 1934 wurde in Pemaquid Point das Signalfeuer automatisiert, früher als bei allen anderen Leuchttürmen Maines. Aber wegen der Geschichte kommt kaum ein Tourist hierher. Sie alle fasziniert anderes: das wilde Motiv, das Leuchtturm und steile Klippenlandschaft ergeben.

Marshall Point: Der Filmstar

Im Film "Forrest Gump" joggt Tom Hanks lange Zeit durch die USA - von Küste zu Küste. Am Atlantik wendet er an einem nur gut sieben Meter hohen Leuchtturm am Ende eines 30 Meter langen Holzstegs: Marshall Point. Er markiert den Osteingang zum kleinen Hafen Port Clyde. Der 1858 gebaute Turm liegt etwas ab vom Schuss gut 30 Fahrtminuten südlich von Rockland, erreichbar nur über schmale Straßen. Auch deshalb ist dieser Ort nicht so überlaufen wie andere Leuchttürme es manchmal im Sommer sind. Das Museum im Turmwärterhaus in Marshall Point öffnet von 13.00 bis 17.00 Uhr und nur samstags auch am Vormittag. Stille liegt über dem Steg - und fast niemand schaut zu, wenn man sich dort einmal wie Forrest Gump fühlen möchte.

Owls Head: Der Versteckte

Das Ziel der Leuchtturmreise ist nun nahe: die Kleinstadt Rockland. An der Hafenfront öffnet sich eine breite Bucht, an ihrem Südostende lugt im Owls Head State Park ein kleiner Leuchtturm so gerade noch aus den Baumwipfeln hervor. Vom steinigen Strand unterhalb des rund 30 Meter hohen Felsens ist er kaum zu erkennen. Auf dem Weg zum Turm passieren Autofahrer Anlegestellen für Boote, die für den Hummerfang gebraucht werden - einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in der Region. In den Tante-Emma-Läden der Orte ringsum kostet fangfrischer Hummer nur 7,50 Dollar (6,80 Euro) pro Pfund, und vom 1852 gebauten Leuchtturm aus kann man etliche Bojen im Wasser sehen, an denen die Reusen für den Fang festgemacht sind. Weit schweift der Blick hinaus auf den Atlantik, und auch hier liegt Stille über Turm und Ozean.

Rockland Breakwater: Der Gefährliche

Mitten in der Bucht vor Rockland liegt der vielleicht außergewöhnlichste Leuchtturm an Maines Küste: Gut 1,3 Kilometer lang ist der Damm, den Armee-Pioniere von 1881 bis 1899 hier aus 732 277 Tonnen Granit ins Wasser gesetzt haben, um die Stadt vor den Folgen schwerer Winterstürme zu schützen. Ganz am Ende des künstlichen Wellenbrechers markiert seit 1902 das Rockland Breakwater Lighthouse die Einfahrt in einen sicheren Hafen - viele Segler, die an der Küste Maines ein Wetterumschwung überraschte, hat das bereits gerettet.

Der Weg zum Turm ist nicht ohne Risiken: Man braucht gute Schuhe und muss aufpassen, nicht in die tiefen Lücken zwischen den Granitblöcken zu treten. Bei Regen wird deren Oberfläche rutschig, mit Kindern muss man dann besonders vorsichtig sein - und es sind schon Ausflügler auf dem Damm vom Blitz erschlagen worden. Bei Sonnenschein und leichtem Wind aber ist es ein reines Vergnügen, sich weitab der Ufer fast so zu fühlen, als könne man über das Wasser gehen und den Anglern dabei zuzuschauen, wie sie immer wieder ihre Leinen auf den Ozean werfen.

Wer mehr über Maines Leuchttürme erfahren will, kann in Rockland im Gebäude der örtlichen Handelskammer ein kleines Museum besuchen. Als die Automatisierung der Türme voranschritt, rettete Kenneth N. Black, ein Mitarbeiter der US-Küstenwacht, Teile des Inventars und machte sie der Öffentlichkeit zugänglich: Etliche Lampen, Linsen und Uniformen von Wärtern sind in dem Museum zu sehen, und ein Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit dem harten Leben von Familien auf den oft abgelegenen Außenposten im 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Von Kenneth N. Black stammt der Satz: "Leuchttürme sind wie Menschen. Es gibt sie in vielen verschiedenen Größen, Gestalten und Farben." Wer in Rockland seine Leuchtturmreise beendet oder hier mehr erfahren möchte über die Türme, die weiter in Richtung Norden auf ihn warten, kommt schnell zu dem Ergebnis: Der Mann hatte absolut recht.

(dpa)
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