Sri Lanka Reise Erleuchtung unterm Feigenbaum

Riesige Bauwerke und Statuen überziehen Sri Lanka. Wer ein paar Verhaltensregeln beachtet, sieht unvergleichliche Schätze.

Sri Lanka: Strand, Dschungel und Safari
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Bei diesem Anblick stockt einem der Atem. Eine Handvoll Männer hängt in luftiger Höhe an der schneeweißen Dagoba von Anuradhapura. Jeweils am Ende eines langen Seiles und mit einem Arm festgeklammert an einer kurzen Bambusleiter, schrubben sie mit Bürsten und akrobatischer Balance die gewaltige Glockenkuppel des Heiligtums Meter für Meter sauber. Immerhin mit gut 90 Metern Höhe und annähernd gleichem Durchmesser mal das größte buddhistische Bauwerk Asiens. Ein zweiter Superlativ: Die gewaltige Sockelplattform des Bauwerks wird "getragen" von 344 Elefanten-skulpturen.

Auf das Gelände von Sri Lankas erster Königsstadt zieht es Buddhisten aber noch mehr wegen Sri Maha Bodhi - ein Ableger jenes Feigenbaumes, unter dem Buddha vor 2500 Jahren Erleuchtung gefunden haben soll. 500 Jahre später brachte eine indische Prinzessin den Bo-Baum auf die Insel. Seither hat er sich zu einem wahren Ungetüm ausgewachsen, das die Srilanker als ältesten lebenden Baum der Erde mit Inbrunst verehren und behüten.

Sigiriya Rock - Das achte Weltwunder der Antike
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Als die Tamilen 993 Anuradhapura plünderten und brandschatzten, zogen die singhalesischen Könige weiter nach Südosten und machten Polonnaruwa zu ihrer neuen Hauptstadt. Und auch hier hinterließen sie zu Ruhm und Ehre Buddhas Meisterwerke von perfekter Harmonie und unvergleichlicher Schönheit. Ganz und gar außergewöhnlich ist zum Beispiel Gal Vihara - der imposante Felsenschrein mit vier gigantischen Buddha-Statuen in verschiedenen Posen ist eines der wichtigsten Heiligtümer im Land. Mitte des 12. Jahrhunderts aus dem Granitfelsen gemeißelt, faszinieren die Figuren nicht allein durch ihre Größe - der liegende Buddha ist ein immerhin 14 Meter langer Blickfang -, sondern auch durch die Feinheiten der Gesichtszüge und die Maserungen im Gestein.

Buddha, Buddha und nochmals Buddha - obwohl sich Sri Lanka durchaus rühmen darf, dass Buddhisten, Christen, Hindus und Moslems hier überwiegend friedlich zusammenleben, ist doch unübersehbar, dass 70 Prozent der Bevölkerung an jenen Weg zu Wahrheit und Erleuchtung glauben, den der indische Prinz Siddharta einst für sich entdeckte und überall lehrte. Er ist das leuchtende Vorbild, dessen Weg jedermann beschreiten kann, vorausgesetzt, er beachtet die "vier edlen Wahrheiten". Wer also Egoismus und Begierden als Quelle allen Übels überwindet und sich auszeichnet durch Barmherzigkeit, Güte, Toleranz und Mitleid gegenüber allen Lebewesen, kann sein "Lebenskonto" positiv gestalten, den Kreislauf der Wiedergeburten durchbrechen und zur endgültigen Erlösung im Nirwana gelangen - vereinfacht gesagt.

Und so ist Buddha folglich allgegenwärtig. Im Leben. Im Denken. Im Alltag. Und in einem Ausmaß, das Sri-Lanka-Neulinge schon mal rein optisch schlicht vom Hocker haut. Etwa in Dambulla. Wer sich hier erfolgreich durch das Spalier von Bettlern, Souvenirhändlern und ziemlich frechen Affen gekämpft und 120 Meter den Berg hochgequält hat, steht einigermaßen fassungslos vor dem Felsheiligtum mit seinen fünf Höhlen voller Welterbe-Schätze: In der größten und prächtigsten Höhle bezeugen allein 60 Statuen und 1500 Abbildungen Buddhas an Decken und Wänden den Stellenwert des Erleuchteten.

An jedem Heiligtum heißt es stets aufs Neue: "Schuhe aus!" Eine heiße Angelegenheit, wenn blanke Sohlen auf die aufgeheizten Steine treffen. Eine der wichtigsten Requisiten im Reisegepäck sind folglich - kein Witz - Tempelsocken. Was man ebenfalls unbedingt mitbringen sollte, sind Anstand und Respekt gegenüber religiösen Symbolen. Denn diesbezüglich versteht man hier überhaupt keinen Spaß.

So wird schon mal ganz humorlos und rigoros hinausgeworfen, wer in unangemessener Kleidung Tempel und Schreine betritt. So wurde kürzlich eine britische Touristin wegen Verunglimpfung festgenommen und des Landes verwiesen, weil sie ein Buddha-Tattoo auf dem Oberarm trug. Einem amerikanischen Rapper wurde die Einreise verweigert, weil dieser in einem Musikvideo spärlich bekleidete Tänzerinnen vor einer Buddha-Statue auftreten ließ. Und zu sechs Monaten Haft sogar verurteilte man drei Franzosen, die eine Buddha-Statue geküsst und sich dabei fotografiert hatten. Glück im Unglück: Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Wer diese Grundregeln hingegen beachtet, wird nicht nur keinerlei Probleme bekommen, sondern ausgesprochen viel Vergnügen haben - auch und gerade dort, wo Buddha besonders präsent ist. So zum Beispiel am "Tempel des Heiligen Zahns" in Kandy, dem geistig-religiösen Zentrum des Landes. Der Legende nach versteckte eine Prinzessin vor tausend Jahren Buddhas linken oberen Eckzahn in ihrem langen Haar und schmuggelte ihn so nach Sri Lanka. Seither genießt die Reliquie auf der ganzen Insel allergrößte Verehrung und wird gehütet wie der sprichwörtliche Augapfel.

Die Redaktion wurde von Gebeco zu der Reise eingeladen.

(RP)
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