La Niña sei Dank USA und Kanada erwarten grandiosen Ski-Winter

Vancouver · Wintersportler in den Ski-Regionen Nordamerikas dürfen frohlocken: Der Winter wird besonders kalt und schneereich. Das zumindest kündigen die Meteorologen an. Ein dickes Dankeschön geht an das Wetterphänomen La Niña.

Skisaison 2016/2017 - Schnee und Kälte satt in den USA und Kanada
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Foto: dpa, pla

Skifahrer und Snowboarder dürfen in Nordamerika auf eine besonders großartige Saison hoffen. Meteorologen prophezeien in Kanada und den USA einen sogenannten La-Niña-Winter mit tiefen Temperaturen und überdurchschnittlich viel Schnee.

Der auf Schneevorhersagen spezialisierte Meteorologe Chris Tomer kündigt von Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming bis hinauf nach Whistler in der kanadischen Provinz British Columbia (BC) 20 Prozent mehr Schnee an als in durchschnittlichen Wintern im Nordwesten des Kontinents.

Prof. Mojib Latif vom Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel bestätigt, dass mit einem schwachen La-Niña-Winter zu rechnen sei, der tendenziell vor allem Kanada Kälte und Schnee beschere. "Ein "Schneewinter" in Kanada ist nicht sicher, die Wahrscheinlichkeit jedoch deutlich erhöht", sagt der renommierte Klimaforscher.

Atemberaubende Alpen
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Foto: dpa, zeh

Das La-Niña-Phänomen bezeichnet besonders kalte Meeresströmungen im äquatorialen Pazifik, die das Wettergeschehen auch in Nordamerika beeinflussen. La Niña ("kleines Mädchen") ist das Gegenteil des bekannteren El-Niño-Phänomens, bei dem besonders warme Strömungen im Pazifik das Wetter beeinflussen.

La Niña folgt meist auf El Niño, so auch derzeit. Der vorherige Winter war in den küstennahen Regionen Nordamerikas zwar auch sehr schneereich - aber deutlich wärmer. Für die Saison 2016/17 kündigen Meteorologen nun die für Wintersportler perfekte Kombination aus dauerhaft tiefen Temperaturen und viel Schnee an.

Bislang scheinen die Wetterforscher richtig zu liegen. So meldete das kanadische Skigebiet Revelstoke in BC Mitte November schon mehr als 370 Zentimeter Schneefall in dieser Saison. Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres waren es gerade mal gut 100 Zentimeter.

Im benachbarten Alberta eröffnete Sunshine Village als erstes Skigebiet in Kanada bereits am 3. November. Das war das früheste Opening seit 30 Jahren. "So früh habe ich noch nie so viel Schnee hier gesehen", sagt Kendra Scurfield vom Sunshine Village Resort. In Whistler fielen allein rund um das erste Adventswochenende innerhalb von sieben Tagen über zwei Meter Schnee.

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Kurz nach dem höchstgelegenen Skigebiet im Banff-Nationalpark eröffneten auch Nakiska, Marmot Basin bei Jasper und Lake Louise Mitte November die Skisaison. Ende November finden in Lake Louise traditionell Abfahrt- und Super-G-Rennen des alpinen Ski Weltcups statt.

Die Rennen der Männer mussten wegen eines Wärmeeinbruchs im Tal in diesem Jahr aber abgesagt werden, obwohl in den höheren Lagen genug Schnee lag. Auch in den USA setzte nach frühem Schnee in vielen Regionen Tauwetter ein. In Colorado eröffnete Arapahoe Basin wie üblich als erstes Ski-Resort des Bundesstaats.

Im zentralen und südlichen Colorado, in dem die von Deutschen meistbesuchten Skigebiete Aspen, Breckenridge und Vail liegen, wird sich das La-Niña-Phänomen nach Meinung der Meteorologen nicht so stark oder gar nicht auswirken. Mit durchschnittlich siebeneinhalb bis neun Metern pro Saison fällt dort jedoch auch in normalen Wintern mehr als genug Schnee.

Stärker profitieren sollen in den USA nordwestlicher gelegene Skigebiete wie Steamboat in Colorado, Jackson Hole und Grand Targhee in Wyoming sowie die Resorts in den Bundesstaaten Montana, Oregon und Washington.

Der große Gewinner aber wird wohl Kanada sein. Dort werden in den Heliskiing-Arealen von BC in normalen Jahren schon bis zu 18 und im Norden sogar mehr als 20 Meter Schneefall pro Jahr gemessen.

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"Zum Teil liegen jetzt über zweieinhalb Meter Schnee in den hohen Lagen", sagt Tanya Otis vom Heliskiing-Marktführer Canadian Mountain Holidays (CMH). Der Anbieter betreibt elf Heliskiing-Areale in BC. Der Traum vom Tiefschneefahren im unpräparierten Gelände dürfte in dieser Saison besonders häufig wahr werden.

Die Hoffnung vieler Wintersportler auf La-Niña-Pulverschnee kurbelt bei den Reiseveranstaltern das Nordamerika-Geschäft an. Zusätzlich lockt die schwache kanadische Währung viele Urlauber.

"Wir haben nach einem starken vergangenen Winter bei den Kanada-Buchungen erneut ein zweistelliges Prozentplus", sagt Tilo Krause-Dünow, Geschäftsführer des Nordamerika-Spezialisten Canusa Touristik. Ähnliche Zuwachsraten melden auch andere Veranstalter wie Dertour, Meier's Weltreisen, Faszination Ski, Hagen Alpin Tours, Wingert Reisen und Stumböck Club.

"Bei uns hat sich das Verhältnis von USA- zu Kanada-Buchungen von 50:50 auf 80:20 zu Gunsten von Kanada verschoben", berichtet Winfried Hagen von Hagen Alpin Tours. "Kanada profitiert nicht nur vom günstigen Dollarkurs, sondern auch von den ohnehin geringeren Preisen in Hotels, Restaurants und Ski-Resorts", erläutert Bert Astel vom Stumböck Club. Und Air Canada transportiert Skigepäck kostenlos. Bei anderen Airlines kostet das bis zu 200 US-Dollar.

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Besonders populär in Kanada sind Banff, Sun Peaks, Revelstoke und Whistler, das Krause-Dünow zufolge immer noch stark von den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver profitiert.

Damals fanden sehr viele Wettkämpfe in Whistler statt. "Außerdem hatte Whistler zuletzt oft viel Schnee", ergänzt Manuela Dübler von Faszination Ski. Im vergangenen Frühjahr hat das knapp zwei Stunden nördlich von Vancouver gelegene Resort seine Skisaison deshalb verlängert.

Aber nicht nur viel Schnee und vielversprechende Wetterprognosen locken Skiurlauber an, sondern auch Neuigkeiten wie die Übernahme des Skigebiets Park City im US-Bundesstaat Utah durch die Vail Resorts.

"Der Zusammenschluss von Park City mit Canyons zum größten Skigebiet der USA hat ein deutliches Buchungsplus gebracht", sagt Kenny Prevost vom Schweizer Reiseveranstalter Knecht Reisen.

(dpa/csr)
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