Bergsteiger-Touristen droht verlorenes Jahr Sherpas verlassen den Mount Everest

Kathmandu · 400 Bergsteiger warten im Basislager am Mount Everest darauf, dass die Saison starten kann. Doch die Sherpas machen ihnen nach dem Tod von 13 Kollegen einen Strich durch die Rechnung. Viele der für die Besteigung unverzichtbaren Führer machen mit ihren Streikdrohungen ernst.

Mount Everest – wunderschön und gefährlich
12 Bilder

Mount Everest – wunderschön und gefährlich

12 Bilder
Foto: afp, pm/fk/RC

Die meisten von ihnen hätten sich entschieden, den höchsten Berg der Welt für den Rest der Saison zu verlassen, sagte Dorje Sherpa nach einem Treffen im Basislager am Dienstag. Die Regierung hatte den Bergführern zuvor ein Angebot über mehr finanzielle Absicherung gemacht, das allerdings deutlich hinter den Forderungen der Sherpas zurückblieb.

Die Nationale Bergführervereinigung bemühte sich, doch noch einen Kompromiss zu finden, um den Streik abzuwenden. Dieser würde in der Bergsaison ab Mai zu vielen Absagen von Expeditionen auf den Mount Everest sorgen. Denn ohne die Sherpas kann kaum ein ortsfremder Bergsteiger die Tour auf den Gipfel schaffen.

Dorje Sherpa begründete den Ausstand vor allem mit der Trauer über den Tod von Freunden und Verwandten unter einer Lawine. 13 Sherpas wurden nach dem Unglück am Freitag tot geborgen, drei gelten als vermisst. Sie wollten Kletterhilfen an einer Route fixieren und reparieren, als ein Eisblock abbrach und die Lawine auslöste. "Es ist einfach unmöglich für uns, weiterzuklettern, wenn immer noch drei Freunde von uns unter dem Schnee begraben sind. Ich kann mir nicht vorstellen, über sie drüberzugehen."

Mount Everest verkommt zur Müllkippe
10 Bilder

Mount Everest verkommt zur Müllkippe

10 Bilder

Einige der Bergführer wollten bereits am Mittwoch ihre Sachen packen und das Basislager verlassen. Andere seien zum Weitermachen nach der einwöchigen Trauerzeit entschlossen, sagte ein Mitglied der Nepalesischen Bergsteigervereinigung, der gerade im Basislager ist. Bislang hätten die Männer keine gemeinsame Entscheidung gefällt.

Die meisten Aufstiege werden Mitte Mai gemacht, weil dann das Wetter üblicherweise am besten ist. Eine Expedition des Anbieters Everest Consultants sagte ihre geplante Besteigung für diese Saison nach dem Unglück bereits ab.

Im Basislager sind derzeit rund 400 ausländische Bergsteiger und ebenso viele Sherpa-Bergführer sowie Köche, Träger und anderes Personal. Sie ehrten am Dienstag bei einer Trauerfeier die Toten. Buddhistische Lamas lasen religiöse Texte vor, Sherpas und Bergsteiger zündeten Kerzen und Räucherstäbchen an.

Unmittelbar nach dem Unglück hatte die Regierung Nepals, die von den ausländischen Expeditionen hohe Gebühren für die Besteigung des Mount Everest erhebt, den Familien aller toten Sherpas umgerechnet 295 Euro versprochen. Die Sherpas forderten daraufhin aber eine weit bessere Versorgung ihrer Familien im Falle eines Unfalls.

Das Tourismusministerium erklärte am Dienstag, die Regierung würde einen Notfallfonds für Verletzte und die Familien von getöteten Sherpas einrichten und für die Bergung vom Mount Everest aufkommen.
In den Fonds sollen demnach fünf Prozent der jährlich rund 2,5 Millionen Euro fließen, die Nepal mit Gebühren für Mount-Everest-Besteigungen verdient. Die Sherpas hatten 30 Prozent gefordert.

Die Regierung stimmte auch einer Erhöhung der Entschädigungszahlungen von 1 auf 1,5 Millionen Rupien (rund 11000 Euro) zu. Auch das sind allerdings weniger als die zwei Millionen, die die Sherpas verlangt hatten. Zudem versprach Nepal auch die Errichtung eines Denkmals für die Toten und Geld für die Reha der Verletzten.

(ap dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort