Architektur-Studien Neues Leben für Pariser Geisterbahnhöfe?

Paris · Die Bürgermeister-Kandidatinnen zogen mit originellen Architektur-Visionen in den Kampf ums Pariser Rathaus. Verwaiste Metro-Stationen sollen in Bars oder Schwimmbäder verwandelt werden.

Architektur-Studien: Neues Leben für Pariser Geisterbahnhöfe?
Foto: Manal Rachdi oxo architects / Nicolas Laisne architecte

Die Franzosen nennen sie "stations de métro fantômes" — Geisterstationen unterhalb der Pariser Straßen, die für die Öffentlichkeit seit Jahrzehnten geschlossen sind und heute allenfalls Landstreichern und Ratten als Domizil dienen. Nun könnte ein Teil dieser gruseligen Orte eine gloriose Wiederauferstehung erleben: Zumindest, wenn es nach der die konservative Politikerin Nathalie Kosciusko-Morizet — kurz: "NKM" — geht.

Ein trendiger Nachtclub, ein hippes Restaurant, ein blau schimmernder Pool — NKM ist voller Ideen, wie diese verwaisten Untergrundstätten in gesellig-einladende Orte verwandelt werden könnten. Dazu hat die 40-Jährige die Pariser Architekten Manal Rachdi und Nicolas Laisné beauftragt. Diese haben eine Reihe futuristisch anmutender Entwürfe für die 16 Geisterbahnhöfe der Stadt vorgelegt — Stationen, die nie eröffnet, beziehungsweise zwischen 1939 und 1970 stillgelegt wurden, wie der ehemalige Metro-Halt "Arsenal" unweit der Bastille.

Die zu Beginn des Zweiten Weltkriegs geschlossene Station erstrahlt in den Architektenentwürfen etwa als strahlend-weißes Gewölbe mit roten Sitzgelegenheiten, in dessen Mitte sich ein 50 Meter langes Schwimmbecken erstreckt. Die "Theater-Version" bietet wiederum Platz für 600 bis 800 Zuschauer, während der "Disco"-Entwurf die Station in eine bunt angestrahlte Tanzfläche mit DJ-Pult verwandelt. Dies seien nur "Beispiele für die diversen Möglichkeiten", wie die vergessenen Räumlichkeiten genützt werden könnten, sagt NKM und verspricht, im Falle ihrer Wahl die Pariser um eigene Vorschläge zu bitten.

Die aristokratische Konservative, die unter Ex-Präsident Nicolas Sarkozy Ministerin und Regierungssprecherin war, hatte mit ihrem ebenso glanzvollen wie medienwirksamen Projekt dem sonst lahmen Wahlkampf um das Pariser Rathaus zweifellos neues Leben eingehaucht. Anne Hidalgo (54), die Gewinnerin der Wahl um das Amt der Bürgermeisterin wartet allerdings mit eigenen originellen Planungs-Ideen auf: Die Sozialistin konzentriert sich weniger auf den Untergrund denn auf die Natur: Sie will die ehemalige Ringbahnlinie der Hauptstadt, die "petite ceinture", den Parisern zurückgeben. Der 32 Kilometer lange frühere Eisenbahngürtel, der einst die Bahnhöfe am äußeren Rand der Stadt verband, ist seit den 1930er Jahren für den Personenverkehr stillgelegt.

Hidalgo möchte die Gleise in Spazierwege umgestalten und die zahlreichen Unterführungen und Tunnel in Bars, Kinos und Aquarien verwandeln. "Ich will, dass die petite ceinture ihre Funktion als grüne Lunge von Paris bewahrt", sagt Hidalgo und verspricht, das Projekt, so schnell wie möglich umzusetzen.

(RP)
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