Urlaub in Griechenland Inseln im Dornröschenschlaf

Weitläufige Pinienwälder, wandernde Ziegenherden, türkisfarbene Buchten. Die Nördlichen Sporaden im Ägäischen Meer sind die ursprünglichsten Inseln Griechenlands - ein toller Drehort für den Kinofilm "Mamma Mia".

Die schönsten Inseln Griechenlands
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Die schönsten Inseln Griechenlands

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Hektisch blicken sie hinter den riesigen Rosmarinbüschen hervor, rutschen panisch den vier Meter hohen Abhang hinunter. Äste brechen, Steine klatschen auf die Straße. Mit einem schrillen Pfeifton lockt Ziegenhirte Giorgos seine 50-köpfige Herde aus dem Unterholz auf die schmale Bergstraße von Skopelos. Die Hörner in Wellenlinien geschwungen, drängeln sich die Tiere zwischen grünem Berg und Abgrund. Ihr Geblöke ist ohrenbetäubend, übertönt nur vom Gebimmel der Halsglocken. "Im Inselinneren kennen wir keinen Tourismus, aber die Natur, die ist uns wichtig. Schließlich leben hier fast so viele Ziegen wie Menschen", erzählt der 41-jährige Grieche und drängt seine Tiere zusammen.

Jeden Tag ziehen die Hirten auf den Nördlichen Sporaden über das bergige Land. Die Inseln in der westlichen Ägäis sind wohl das Grünste, was Griechenland zu bieten hat. Weitläufige Pinienwälder, Olivenhaine und spitze Zypressen bedecken die kleinen Eilande. Rund 80 von ihnen gibt es, die meisten unbewohnt. Für die Einheimischen sind sie die Verstreuten, die aus einem Steinweitwurf der Gigantenbrüder Otos und Efialtis entstanden - so die Legende. Auf den Hauptinseln Skopelos, Skiathos und Alonnisos ist das Klingeln der Ziegenglocken ein ständiger Begleiter: Ob an den 200 Stränden mit Südsee-Wasser oder in den wenigen Dörfern, deren weiße Häuser sich die Hänge hinaufziehen - manche noch heute vom 1965er Erdbeben gezeichnet.

Immer wieder mischt sich das Ziegengeklingel auch mit dem Geläut der Kirchenglocken. "Und Kirchen haben wir viele", erzählt Giorgos - über 500 gibt es auf den Nördlichen Sporaden. Wenn die Inseln im Mai mit den ersten Touristen aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen, ist das Gebimmel nicht mehr ganz so präsent. Doch das soll sich ändern. Die engagierten Bürgermeister sind voller Tatendrang, Besucher auch außerhalb der Sommermonate auf die Sporaden zu locken. Denn der Mix aus unberührter Natur, schönen Stränden und kristallklarem Meer sucht in Griechenland seinesgleichen.

Skiathos, die Mondäne, ist über den kleinen Flughafen am leichtesten zu erreichen. Im Sommer verdoppelt sich hier die Bevölkerung oft auf 10.000 Personen. Dann ist die Einkaufsstraße der Inselhauptstadt, die den Namen von Skiathos' bedeutendstem Schriftsteller Alexander Papadiamanti trägt, schick herausgeputzt, und der Duft von Grillspießen dringt aus den Tavernen an den Promenaden.

Plötzlich sind auch die Strände Koukounaries und Lalaria mit Sonnenliegen geschmückt. Wer die atemberaubenden Wandmalereien der alten Hauptstadt Kastro allein genießen will, muss früh aufstehen. Gerade jetzt scheint Skiathos griechisch und international zugleich. Pierce Brosnan gefällt's. Seit den Dreharbeiten zum Film "Mamma Mia!" im Jahr 2008 kommt er regelmäßig hierher. Und mit ihm weitere Schauspielgrößen wie Goldie Hawn und Tom Hanks.

Auf Skopelos hat der Tourismus weniger Bedeutung. Den meisten Europäern ist die Anreise per Fähre zu mühsam, und so bleiben die Griechen unter sich. Doch seit der Finanzkrise ist auch deren Zahl rückläufig. Dabei braucht sich die Insel nicht zu verstecken. Schon bei der Einfahrt in den Hafen verschlägt es einem den Atem ob der imposanten Ansammlung weißer Häuser und Kirchen am Hang. Das hat bereits die "Mamma Mia!"-Crew überzeugt und mehr Tage hier drehen lassen als auf Skiathos: am einsamen Pinienbaum am Kap Amarandos und an der Kirche Agios Ioannis sto Kastri, die im tosenden Meer auf einem Felsen thront. Die Insel ist dennoch kaum bekannt. Inzwischen sucht man nach Alternativen, die den Strandtourismus ergänzen. Skopelos zu Fuß entdecken ist das neue Motto. So können Individualtouristen Land und Leute kennen lernen.

Für die abgeschiedenste der drei Inseln gilt das bereits. Alonnisos ist die familiärste des Inselgespanns. Mit nur 2700 Einwohnern sind Tradition und Beschaulichkeit Gesetz. Im Sommer gibt es Bootsausflüge zu den Mönchsrobben im Meeresnationalpark. Ansonsten sitzen die Alten auch heute noch am Hafen der Inselhauptstadt Patitiri in den Ouzerien, trinken Kaffee und spielen Tavli, griechisches Backgammon. An der rötlich leuchtenden Steilklippe von Kokinokastro kreischt die seltene Audouin's Möwe, in der versteckten Kirche Agios Anargiri hängen seit jeher Hunderte von Ikonen, die den Gläubigen Schutz gewähren. Abwechslung pur, und alles lässt sich erwandern, auf mehr als 15 alten Eselspfaden. Wer nur einen davon geht, wird viel Tradition entdecken und vielleicht einen Türkischen Gecko oder Eleonora Falken sehen - und sicher auf einen der Hirten mit seinen Ziegen treffen.

Die Redaktion wurde von FVA Griechenland und Attika Reisen zu der Reise eingeladen.

(RP)
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