Urlaub in Meck-Pomm Von Solarbootstour bis Kuhsafari

Serrahn/Verchen · Bei Mecklenburg-Vorpommern denken die meisten an Küste und Strand. Aber auch im Landesinneren gibt es sehenswerte Naturlandschaften. Und oft tierisch viel zu sehen. Drei Beispiele.

Tierurlaub in Meck-Pomm erleben
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Tierurlaub in Meck-Pomm erleben

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Foto: dpa, nau gab

Für Roman Vitt gibt es nichts größeres, als einem Eisvogel ganz nahe zu kommen, möglichst mit der Kamera. Oder einem Schwarzstorch, einem Schilfrohrsänger, einem Mittelspecht.

Vitte ist gebürtiger Westfale, aber seit sechs Jahren lebt er in Mecklenburg-Vorpommern, in der Nähe von Serrahn. Für Naturliebhaber ist die Region ein Paradies, für Naturfotografen auch. Serrahn liegt im Unesco-Weltnaturerbe Alte Buchenwälder Deutschlands. "Hier wird nicht mehr gejagt, die Tiere haben keine Scheu", erzählt Vitt.

"Die Dachse laufen mir vor den Füßen rum, die Marder auf der Terrasse, und das Damwild steht vor dem Schlafzimmerfenster." In seinem Haus lebt er mit einem zahmen Fuchs. Vitt zeigt in einer kleinen Foto-Ausstellung, wie vielfältig Flora und Fauna der Region sind: Motive wie aus dem Biologiebuch vom Leberblümchen bis zur Zwergspinne, nur viel schöner. Der ehemalige Werbefotograf kam 2008 zum ersten Mal im Urlaub hierher. "Es hat mich sofort gepackt", sagt er.

Camping an deutschen Seen
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Camping an deutschen Seen

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Foto: dpa, pla

Gleich hinter dem Haus beginnt ein Wald-Erlebnis-Pfad, der sich unter jahrhundertealten Buchen und Eichen entlangschlängelt. Vitt macht Führungen für Naturliebhaber. "Da oben, das Loch, in der Höhle wohnt ein Mittelspecht." Auf einem umgestürzten Baumstamm sind Kotspuren zu sehen. "Von Waschbären", sagt Vitt, "von denen haben wir einige."

Auf einem Holzsteg geht es über den feuchten Untergrund eines Niedermoors. "Die Pflanzen hier sind die absoluten Spezialisten", erklärt Vitt, der auch mal in die Horizontale geht und mit den Fingern nach Torfmoos angelt. Er zeigt auf Moosbeeren und fleischfressende Pflanzen wie Sonnentau und Wasserschlauch, auf Moorbirken und Schwarzerlen. Im Wald ist sonst kaum ein Mensch unterwegs.

Naturliebhaber kommen auch in Alt Sührkow auf ihre Kosten, einem Dorf im Landkreis Rostock, am nördlichen Rand der Seenplatte. Die Weiden reichen bis zum Horizont. "Das ist Europäisches Vogelschutzgebiet hier und Kranich-Durchzugsland", sagt Matthias Hantel, Geschäftsführer der Milchhof Alt Sührkow GmbH.

Aber die Vögel sind nur Begleitprogramm. Hantel ist mit seinen Gästen auf Kuhsafari, auf dem Weg zur Rinderherde des Milchhofs im Naturpark Mecklenburgische Schweiz. Das ist ein Öko-Betrieb, der seine Rinder freilaufen lässt - und das inzwischen auch Touristen zeigt. Bei der Kuhsafari geht es mit dem Jeep oder bei größeren Gruppen mit Trecker und Anhänger samt Holzbänken querfeldein über die riesige Weidelandschaft unter dem weiten Himmel der Mecklenburgischen Schweiz.

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Foto: Michael Thaler /Shutterstock.com

Am Steuer des Treckers sitzt Alwin, ein Rentner, der früher auf dem Milchhof gearbeitet hat. Einige Kühe sind schon eine Zeitlang hinter dem Gespann hergelaufen. Andere umringen die Besucher nun und gucken neugierig. Aussteigen ist verboten. "Das sind freilebende Wildtiere", warnt Hantel. "Die Tiere beschützen sich gegenseitig." Und Muttertiere können es schnell falsch verstehen, wenn Menschen ihren Kälbern zu nahe kommen. "Unsere Jeeps haben alle Beulen."

Rund 150 Tiere sind hier das ganze Jahr zusammen im Freien. Uckermärker heißt die robuste Rasse, die in der DDR gezüchtet wurde. "Geburtshilfe machen wir so gut wie gar nicht. Und wir haben nur ganz geringe Tierarztkosten." Öko-Betrieb hin und her, die Tiere laufen nicht zum Spaß über die Weide. "Das ist ganz langsam wachsendes Fleisch", sagt Hantel.

Ingo Ernst ist noch so einer, der gern in der Natur ist. Er bietet Touren auf der Peene mit dem Solarboot an. Start ist an der Fährstation Aalbude in Verchen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Das Boot hat Solarzellen auf dem Dach, der Strom wird in Akkus gespeichert - auf der Peene bewegt es sich dann fast lautlos. Der "Amazonas des Nordens" wird der Fluss wegen seines Artenreichtums genannt. Allein rund 170 Brutvogelarten gibt es hier.

Als Ernst ablegt, dämmert es schon fast, die Sonne scheint hinter den Wolkenbergen hindurch und spielt am Himmel mit den Farben. Bald rückt der Schilfgürtel am Ufer immer näher. Im Naturpark Flusslandschaft Peenetal sind Eisvögel zu Hause, Fischadler, Kraniche. Mit weiten Schwingen zieht ein Graureiher über den Fluss und ist auch nicht zu überhören. "Der meckert immer ein bisschen", sagt Ernst, der mit den Augen das Ufer absucht.

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Foto: Shiutterstock.com/Andreas Sell

Tiere sind häufiger zu hören als zu sehen - und wenn, dann sind sie ohne den geübten Blick des Naturführers nicht immer leicht zu identifizieren. Ernst zeigt auf einen Eisvogel im Flug. "Ich bin hier auch schon mal einem Seeadler begegnet mit 2,50 Meter Spannweite", erzählt er. "Da bleibt dir das Herz stehen, wenn der dir entgegenkommt." Die Landschaft wird immer unwirklicher, Altarme zweigen ab, abgestorbene Bäume stehen im Wasser, auf dem sich die Wolken spiegeln.

Und schließlich zeigt sich auch der erste Biber. "Mein Lieblingsmitarbeiter", sagt Ernst. Zu sehen ist von dem Nager nur sein Kopf. "Kann sein, dass er nach Hause will, der hat da vorne rechts seine Burg." Biber gibt es an der Peene viele, allein zwischen dem Kummerower See und Demmin 26 Biberburgen auf einer Strecke von 16 Kilometern.

Der Himmel taucht nun endgültig in bunte Farben, die Sonne kündigt an, sich zu verabschieden - Idylle wie für die Postkarte. Aber für den Biber stimmt das nicht mehr. Viel zu viele Motorboote und zu wenig Kontrollen beklagt Ingo Ernst. Wenn die Tiere der Schiffsschraube zu nahe kommen, gibt es oft tödliche Verletzungen. Ernst hat vor nicht langer Zeit so einen verletzten Biber gefunden, den Anblick hat er nicht vergessen.

(dpa)
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