Bayern Auf königlichen Pfaden durch das Allgäu

Füssen · Wer im Allgäu auf den Spuren von König Ludwig II. wandert, wird mit traumhaften Ausblicken belohnt. Für die drei Etappen entlang geschichtsträchtiger Orte ist Kondition gefragt: 40 Kilometer und viele Höhenmeter im Auf- und Abstieg sind zu bewältigen.

Für den Urlaub ins Allgäu
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Foto: dpa, pla

Anton Schlachter hat das, wovon so mancher Wanderer vielleicht schon einmal geträumt hat: einen eigenen Berg. "Noch dazu einen königlichen", sagt der Hotelier. Denn sein Berg, der Falkenstein bei Pfronten im Allgäu, hat einst keinem geringeren als König Ludwig II. gehört, der von 1845 bis 1886 lebte. Familie Schlachter hat den Falkenstein vor fast 30 Jahren gekauft.

Auf den Spuren des Märchenkönigs führt eine abwechslungsreiche Wanderung in drei Etappen durch das südliche Ostallgäu. Berggipfel, urige Hütten, ein geheimnisvoller See und Schloss Neuschwanstein liegen auf dem Weg. Und Schlachters Berg: der 1268 Meter hohe Falkenstein mit der höchstgelegenen Burgruine Deutschlands.

Sanfte Hügel, abgeschiedene Täler, schroffes Gebirge: Das Allgäu bietet Wanderern viel Abwechslung. Ein neues Weitwanderwegenetz soll dabei helfen, dass sich jeder seine Tour nach eigenen Vorlieben zusammenstellen kann. Die "Wandertrilogie Allgäu" verläuft in drei Höhenlagen auf 876 Kilometern und 53 Etappen durch die Urlaubsregion.

Die königlichen Anschnitte der Wandertrilogie führen über rund 40 Kilometer von Pfronten über Füssen nach Halblech. Dabei geht es - teils gemütlich in der Ebene, teils steil bergauf - an einigen geschichtsträchtigen Orten vorbei. "König Ludwig und sein Vater König Maximilian hatten eine besondere Vorliebe für diese Gegend und haben hier viele Spuren hinterlassen", sagt Gästeführerin Erih Gößler, die seit gut 20 Jahren mit Gruppen auf König Ludwigs Spuren wandelt.

Nicht nur die Schlösser würden die Geschichten des legendären Bayernkönigs erzählen, sagte die Expertin: "Bei diesen Wanderungen geht es nicht um Daten und Fakten. Es geht darum, mitten in der Natur den Empfindungen des Königs nachzuspüren und so mehr über diesen vielfältigen Menschen zu erfahren."

Gestartet wird in Pfronten am Haus des Gastes. Von hier aus führt der Weg zunächst sanft und später steiler bergauf durch einen Wald zur Burgruine Falkenstein. "König Ludwigs letzter Traum" wird sie auch genannt. Denn hier oben wollte der "Kini" ein weiteres, noch imposanteres Märchenschloss bauen. Ein Modell ist in einem kleinen Museum unterhalb der Ruine zu sehen. Dort liegt auch das Burghotel der Familie Schlachter. Von der Ruine bietet sich ein grandioser Blick über das Ostallgäu, das Vilstal und auf die umliegenden Gipfel.

Danach geht es über einen langgestreckten Höhenzug, den Zirmgrat, zur ganzjährig geöffneten Salober Alm und schließlich bergab zum Alatsee und in die Altstadt von Füssen, dem Ziel der ersten Etappe. Ähnlich wie um den Tod von König Ludwig II. ranken sich um den Alatsee zahlreiche Mythen. Weil das Wasser durch Algen an manchen Tagen rot schimmert, wird er auch "blutender See" genannt.

Von Füssen führt die nächste Etappe zunächst eben an Schwansee und Alpsee vorbei zum Museum der bayerischen Könige und den Schlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein. Wer die Schlösser besichtigen will, muss zusätzlich Zeit einplanen und sollte vor allem in der Hauptsaison vorab Tickets reservieren.

Das nächste Etappenziel ist das 1707 Meter hoch gelegene Tegelberghaus - eine urige Hütte mit Übernachtungsmöglichkeit in Bettenlagern. Als Jagdhaus wurde es 1835 von König Maximilian II. erbaut. Um von den Schlössern dort hinauf zu gelangen, gibt es zwei Möglichkeiten: Konditionsstarke können über die Marienbrücke zu Fuß die etwa 800 Höhenmeter bewältigen. Wer Kraft sparen will, fährt mit der Gondel hinauf. Die Talstation der Tegelbergbahn ist von den Schlössern in etwa einer Stunde zu Fuß zu erreichen.

Der letzte, rund zehn Kilometer lange Abschnitt der Wanderung führt durchs Gebirge und erfordert Trittsicherheit und Ausdauer. Rund 500 Höhenmeter im Aufstieg und fast doppelt so viele im Abstieg sind zu bewältigen. Doch die Mühe lohnt sich: Abseits des Touristenstroms bietet das ehemalige Jagd- und Wanderrevier der Könige eine Naturkulisse, die immer wieder zum Rasten und Staunen einlädt. Für die Verpflegung unterwegs müssen Wanderer selbst sorgen. Bis zur Kenzenhütte, dem Etappenziel nach etwa fünf bis sechs Stunden, gibt es keine Einkehrmöglichkeit.

Über den Ahornsattel und Niederstraußbergsattel führt der Weg über meist schmale Bergpfade zum Gabelschrofensattel, der mit 1920 Metern den höchsten Punkt der gesamten Tour markiert. Von hier aus geht es über den Kenzensattel bergab zur idyllisch gelegenen Kenzenhütte im Naturschutzgebiet Ammergebirge. Bewirtschaftet wird sie von den Schwestern Pamela, Corinna und Kathrin, die in entspannter Atmosphäre für das Wohl ihrer Gäste sorgen. Nach einer Übernachtung im Bettenlager geht es mit dem Wanderbus zunächst nach Halblech und weiter mit einem Linienbus nach Füssen.

Auch in der Nähe der Kenzenhütte hatten die bayerischen Könige ein Jagdhaus. Der etwas versteckte Wasserfall hinter der Hütte und der weiter talwärts gelegene Wankerfleck mit Blick auf den markanten Gipfel des Geiselstein sollen Lieblingsplätze des Märchenkönigs gewesen sein. "Viele fragen nach König Ludwig und wollen wissen, wo diese Lieblingsplätze sind", sagt Pamela Linder. Dass der Monarch hier einst seine Ferien verbracht hat, kann die 33-Jährige gut verstehen. "Es ist wunderschön hier. Uns fällt es immer schwer, wenn wir im Herbst wieder ins Tal ziehen."

(dpa)
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