Urlaub in Deutschland Land zwischen Stein und Wein

Entlang Saale und Unstrut erstreckt sich Deutschlands nördlichstes Qualitätsweinanbaugebiet. Schlösser, Burgen, Dome und Klöster aus dem Hochmittelalter säumen die "Straße der Romanik".

Der Dom St. Peter und Paul in Naumburg wurde größtenteils vor 1250 errichtet.

Der Dom St. Peter und Paul in Naumburg wurde größtenteils vor 1250 errichtet.

Foto: Dagmar Krappe

"Unstrut-Essig" wurde er genannt, der Wein aus Deutschlands nördlichstem Qualitätsweinanbaugebiet. Zu Unrecht, denn an den Hängen von Saale und Unstrut scheint die Sonne rund 1600 Stunden im Jahr. Sachsen-Anhalt gehört zu den niederschlagsärmsten Bundesländern. Gute Voraussetzungen, dachten sich Volker Frölich und Sandra Hake. Vor 20 Jahren gründeten die ehemalige Deutsche Weinkönigin und der gelernte Landwirt ihr Weingut in Roßbach vor den Toren der Domstadt Naumburg.

Heute bewirtschaften sie einen von zirka 35 Haupterwerbswinzerbetrieben, die es in der Saale-Unstrut-Region gibt. Auf zehn Hektar Fläche bauen sie auf Muschelkalk- und Buntsandsteinböden überwiegend Weißweine an: "Unsere Hauptrebsorten sind Müller-Thurgau, Weiß- und Grauburgunder, Silvaner und Riesling."

Die Entwicklung des Weinbaus reicht bis ins Hochmittelalter zurück. Eine Zeit, in der entlang der beiden Flüsse viele Burgen, Schlösser, Klöster, Dome und Kirchen im romanischen Stil entstanden. Die "Straße der Romanik" verbindet über 80 dieser Bauwerke. Am "Unstrut-Radweg" stehen die Ruinen des Benediktiner-Klosters Memleben. "Dieser Ort ist eng mit der Herrschaft der Ottonen, einem sächsischen Adelsgeschlecht, verbunden", erklärt Kunsthistorikerin Andrea Knopik. "Die Luidolfinger oder Ottonen herrschten 200 Jahre lang vom 10. bis 12. Jahrhundert. Mehrfach hielten sich König Heinrich I. und sein Sohn, Kaiser Otto der Große, in der einstigen Kaiserpfalz Memleben auf."

Als letzterer dort verstarb, stiftete sein Sohn Otto II. ihm zu Ehren ein Benediktinerkloster. "Dass noch Reste einer Monumentalkirche aus dem 10. Jahrhundert und die Ruine der fast 800 Jahre alten Marienkirche mit spätromanischer Krypta erhalten sind, ist dem Berliner Baumeister Karl Friedrich Schinkel zu verdanken", sagt Knopik. Er setzte sich bereits 1833 für die "Denkmalpflege" ein.

Hoch über der Unstrut und dem Winzerstädtchen Freyburg thront die gewaltige Neuenburg. Der Thüringer Graf Ludwig der Springer ließ sie einige Jahre nach der Eisenacher Wartburg errichten. Immerhin auch schon mehr als 160 Jahre alt ist die Geschichte der Sektkellerei Rotkäppchen. "Ursprünglich vertrieben die Firmengründer Kloss & Foerster ihren Sekt unter dem Markennamen Monopol", berichtet Ilona Kaiser während einer Führung durch die alten Gemäuer. "Doch das gefiel Ende des 19. Jahrhunderts dem französischen Champagnerhaus Heidsieck & Co. Monopole gar nicht. Es gewann den Rechtsstreit. Kloss & Foerster nannten ihr Hauptprodukt zukünftig Rotkäppchen - aufgrund des roten Flaschenverschlusses." Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sektkellerei ein volkseigener Betrieb. Nach der Wende brach der Absatz ein. Zwölf Jahre später kam erneut die "Wende": Inzwischen ist der Schaumweinproduzent führend auf dem deutschen Sektmarkt.

Bunt gestrichene Weinberghäuschen klammern sich an die Steilhänge des Schweigenbergs. In ihnen bewahrten die Winzer früher ihr Handwerkszeug auf. Eine 125 Jahre alte Institution ist die Straßenbahn. "Zu DDR-Zeiten ein wichtiges Transportmittel für die Bevölkerung, landeten die Waggons 1991 auf dem Abstellgleis", sagt Geschäftsführer Andreas Plehn. Heute ist die "Wilde Zicke" als Linie Nummer 4 zurück auf der Schiene.

Das sind Deutschlands schönste Strände
20 Bilder

Das sind Deutschlands schönste Strände

20 Bilder
Foto: shutterstock/ papillondream

Der nächstgelegene Haltepunkt, um zum Dom St. Peter und Paul zu gelangen, ist der Jägerplatz. Das größtenteils vor 1250 errichtete Gotteshaus hat einiges mehr zu bieten als Uta, die schönste Frau des Mittelalters. "Doch die zwölf Stifterfiguren im Westchor sind einfach unser Besuchermagnet", meint Holger Kunde, Direktor der Vereinigten Domstifter. "Naumburger Meister" wird der unbekannte Künstler genannt, der das Figurenensemble schuf. "Der italienische Schriftsteller Umberto Eco antwortete auf die Frage, welche Frau aus der Geschichte er gerne einmal treffen würde, mit Uta von Naumburg", erzählt Holger Kunde stolz.

Bei einem edlen Tropfen Saale-Unstrut-Wein hätte die schönste Frau des Mittelalters sicher nichts dagegen gehabt.

Die Redaktion wurde von Saale-Unstrut-Tourismus zu der Reise eingeladen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort