Farbenfrohes Spektakel in Chile El Niño sorgt in Atacama-Wüste für ungeahnte Blütenpracht

Copiapó · Eigentlich ist das Gebiet bekannt als das trockenste Wüstengebiet der Welt. Nun bietet sich Besuchern der chilenischen Atacama-Wüste ein seltener und spektakulärer Anblick: Die Wüste erblüht in diesen Tagen in ungeahnter Pracht.

Auf den weiten Hängen der Wüstenlandschaft im Norden Chiles stehen abertausende gelbe, rote, purpurne und weiße Blüten von Arten, die zumeist nur hier beheimatet sind. Blautöpfchen (Nolana paradoxa), rote Löwentatzen (Bomarea ovallei), gelbe Kordilleren-Añañucas (Rhodophiala rhodolirion) und Guanakopfoten (Calandrinia longiscapa) profitieren von den für die Region ungewöhnlichen Regenfällen der vergangenen Monate.

"Dieses Jahr ist ganz ungewöhnlich, die starken Regenfälle machen es zu dem vielleicht spektakulärsten der vergangenen 40 oder 50 Jahre", sagte der Wüstenspezialist Raúl Céspedes von der Atacama-Universität der Nachrichtenagentur AFP. Wer an Wüsten denke, denke an Trockenheit, doch gebe es ein "latentes Ökosystem, das nur auf die richtigen Bedingungen wartet, um aufzublühen". Die Blumen speicherten das Wasser in Zwiebeln und sogenannten Rhizomen.

Die derzeitigen Vorgänge seien "sehr ungewöhnlich", bestätigte der Regionaldirektor für Tourismus, Daniel Diaz. Nach Überschwemmungen im März habe es bereits eine erste Blüte gegeben - "eine Winterblüte, wie wir sie noch nie gesehen haben". Da es nun im Frühling auf der Südhalbkugel eine weitere Blüte gebe, seien das "zwei Blütezeiten in einem Jahr - außergewöhnlich in der trockensten Wüste der Welt".

Die Tourismusverantwortlichen freuen sich über einen Anstieg der Besucherzahlen um 40 Prozent. Das zyklisch auftretende Klimaphänomen El Niño war im März aufgetreten und wird voraussichtlich bis Anfang 2016 anhalten. Bei dem Klimaphänomen handelt es sich um eine deutliche Erwärmung der Meeresoberfläche am Äquator, die je nach Region heftige Regenfälle oder Dürren auslösen kann.

Dem Wetterphänomen, bei dem um Weihnachten das Wasser ungewöhnlich warm ist, hatten Fischer der Westküste Südamerikas den Namen El Niño (spanisch für "kleiner Junge" oder auch "Jesuskind") gegeben. Zuletzt hatte ein El Niño vor fünf Jahren weitreichende Folgen: Er löste heftige Monsunregen in Südostasien aus, Dürren im Süden Australiens, auf den Philippinen und in Ecuador, enorme Überschwemmungen in Mexiko und Hitzewellen in Brasilien. Bei den Überschwemmungen in der Atacama-Wüste kamen im März rund 30 Menschen ums Leben.

(felt/AFP)
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