Messe Caravan Salon 2015 in Düsseldorf Der Wohnwagen kommt zurück

Düsseldorf · Nach rückläufigen Zahlen verbucht die Caravan-Industrie ein deutliches Plus. Grund dafür ist eine neue Camping-Generation, die nach Billig-Flieger und Pauschalreise diese Form des Urlaubs entdeckt.

 Ein moderner Wohnwagen für die ganze Familie hat seinen Preis. Im Schnitt kostet der Caravan rund 18.500 Euro.

Ein moderner Wohnwagen für die ganze Familie hat seinen Preis. Im Schnitt kostet der Caravan rund 18.500 Euro.

Foto: privat/CIVD

Wenn die Camper am Abend von ihrem Restaurantbesuch auf den Platz zurückkommen, können sie sicher sein, dass es in ihrem Reisemobil - je nach Wetterlage - angenehm kühl oder mollig warm ist. Denn auch bei den Campern wird Technik immer wichtiger.

Und so ist ihre rollende Ferienwohnung mit einem Caravaning-Industrie-BUS ausgerüstet. Heizung, Klimaanlage, Beleuchtung und andere Peripheriegeräte können via Laptop, Tablet oder Smartphone gesteuert werden. Ob das notwendig ist? Wohl nicht, komfortabel ist es allemal. Laut dem Caravaning Industrie Verband (CIVD) werde die Digitalisierung des Campings stetig wichtiger.

Vier Millionen Deutsche wollen in diesem Jahr einen Campingurlaub machen und lassen sich das zwei Milliarden Euro kosten. Über Trends der Branche informiert ab Ende August der Caravan-Salon. "Eine Entwicklung geht zu kleineren Fahrzeugen, die auch jenseits des Urlaubs zum Einsatz kommen", sagt Stefan Koschke, Projektleiter der Messe Düsseldorf.

Diese Kastenwagen sind oft nicht viel größer als ein ausgewachsener SUV und bieten doch jede Menge Komfort. Schlafen und Kochen sind in diesen wendigen Kleinmobilen möglich. Zum Waschen nutzt man die Sanitäreinrichtungen des Campingplatzes. Bei gutem Wetter lässt sich die Küchenzeile unter das Vorzelt stellen, was noch mehr Outdoor-Feeling verspricht.

Wermutstropfen bei allen Reisemobilen ist der hohe Preis. Unter 35.000 Euro tut sich nicht viel. Um trotzdem Einsteigern und jungen Familien diese Urlaubsform zu ermöglichen, werden Reisemobile zunehmend vermietet. Oder man teilt sich ein solches Fahrzeug, schließlich ist Teilen modern. Und noch ein Punkt ist wichtig: Mit dem alten Führerschein 3, der vor 1999 ausgestellt wurde, dürfen Reisemobile bis 7,5 Tonnen Gesamtgewicht gefahren werden. Mit dem B-Führerschein ab 1999 aber nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen.

Alternative Antriebe, Wiederverwertung der verbauten Inneneinrichtung, schadstoffarmer Innenraum - an diesen Themen arbeiten die Caravanhersteller mit Hochdruck. Evolution statt Revolution heißt die Devise. Vorsichtig tastet man sich mit klaren Formen und frischen Farben an eine neue Käuferschicht heran. Dennoch zählt vor allem die Vielfalt. Denn nicht alle wollen Purismus im Caravan. Gemütlichkeit mit viel Holz ist für viele Käufer immer noch das Maß aller Dinge. Neuester Clou: das längseingebaute Hubbett, das als Gästebett im Reisemobil zusätzlichen Schlafraum schafft.

Auch der Wohnanhänger erlebt ein Comeback. Nach rückläufigen Zahlen verbucht die Caravan-Industrie ein deutliches Plus. Grund dafür ist eine neue Camping-Generation, die sich nach Billig-Flieger und Pauschalreise an die naturverbundene Urlaubsform heranwagten.

Die neuen Fahrzeuge (Einstiegspreise liegen bei 10.000 Euro) weisen kompakte Abmessungen auf und sind dank des Einsatzes leichter Materialien kein Problem für kleinere Zugmaschinen mehr. Auch hier soll die neue Modellvielfalt Singles, Familien und Senioren ansprechen. Wagen mit Spielmöglichkeiten für den Nachwuchs oder Schlafzimmer mit getrennten Betten, die den Wünschen einer älteren Kundschaft entsprechen, werden angeboten.

Den Deutschen gefällt die selbstbestimmte Form des Urlaubs in freier Natur. Der Camper des Jahres 2015 genießt seinen Urlaub auf bestens ausgestatteten Campingplätzen. Fünf-Sterne-Anlagen verfügen über Sanitäranlagen mit Wellnessbereich, Babybad und Familienwaschzonen, Kinderbetreuung und Pools für Hunde. Und wer möglichst viel Luxus will, macht Glamping. Die luxuriösen Zelte sind mit frei stehenden Badewannen und weiterem Schnickschnack ausgestattet.

"Camping ist Ausdruck einer Lebensphilosophie, einer Sehnsucht nach Freiheit, Individualität und Unabhängigkeit", sagt Björn Staschen, Journalist und Autor ("Cool Camping Deutschland"). Spontan seine sieben Sachen packen, einsteigen und übers Wochenende seine Freizeit genießen oder im Jahresurlaub von Ort zu Ort tingeln und täglich etwas Neues, Spannendes erleben - so sehe das ideale Leben für einen Caravaner aus, das immer mehr schätzen.

(RP)
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