Caravan-Salon Einmal Camper, immer Camper

Düsseldorf · Am Samstag beginnt die größte Campingmesse der Welt in Düsseldorf. Ein Redakteur erzählt, wie ihn 25 Jahre im Wohnmobil geprägt haben. Das Campen von damals hat aber nur noch wenig mit dem von heute zu tun.

Drei Wohnmobile in 25 Jahren
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Drei Wohnmobile in 25 Jahren

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Zugegeben: Mein erstes Camping-Erlebnis war unerfreulich. Wir kamen als Studenten mit dem Bus am Rand von Athen an, bauten unsere kleinen Zelte auf einer Wiese auf - erst am nächsten Morgen merkten wir, dass wir am Rande einer riesigen Müllhalde geschlafen hatten.

Jetzt, nach mehr als 50 Reisen mit mittlerweile drei Wohnmobilen, sieht die Welt anders aus: Das Angebot vieler großer Campingplätze in Europa ähnelt mittlerweile mehr dem von Ferienclubs wie dem Club Robinson - riesigen Schwimmbädern und Surfschulen sei Dank. Mit dem Zelten vor mehr als 20 Jahren hat das nur noch wenig zu tun.

Das erste Fahrzeug, einen VW T3, nutzten wir früher vorrangig, um am Mittelmeer, in Schottland oder Osteuropa viele Wochen ohne festes Ziel herumtouren zu können - im Sommer 2015 haben wir an der französischen Atlantikküste einige Campingplätze sogar reserviert, um nicht warten oder wieder weiterfahren zu müssen.

 Unser Autor Reinhard Kowalewsky.

Unser Autor Reinhard Kowalewsky.

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Während Abenteuerlust anfangs das Hauptmotiv für die Touren war, ist es jetzt der Wunsch nach Erholung für uns Eltern. Die zehnjährige Tochter findet auf dem Campingplatz schnell Kontakt - es gibt wohl wenige Orte, wo das ähnlich gut gelingt. 2014 am Gardasee waren es zwei Mädchen vom Niederrhein, die regelmäßig zu unserer Parzelle kamen und dann mit Lydia schwimmen gingen. 2013 war Artur aus Belgien Kamerad beim Ballspielen und Rollerfahren auf dem Platz. Und vor vier Jahren in Borkum riefen die Kinderbetreuer jeweils morgens mit der Lautsprecheranlage zu Aktivitäten auf. Sofern Lydia nicht mit dem Hund unserer Nachbarn beschäftigt war, ging sie zum Malen, Singen oder Tischtennisspielen.

Campen 2015 hat nur teilweise noch etwas zu tun mit dem Campen von 1990. Damals gehörten wir als Volontär und Studentin mit dem rund 12 000 Mark teuren VW-Bus mit selbst eingebauter Miniküche sowie Fahrrädern auf dem Gepäckträger zu den Privilegierten auf vielen Plätzen. Als ich mit dem VW-Bus kurz vor der Wiedervereinigung zu einer Redaktion nach Brandenburg reiste, war dies dort eine Sensation.

Jetzt ist unser fünf Meter langer Ford Transit mit Westfalia-Ausbau ein Leichtgewicht auf vielen Plätzen: Wagen von bis zu sieben Metern Länge, eingebaute Dusche und Toilette sind Standard. Abends fahren die Sat-Schüsseln für TV-Empfang hoch - wir haben nur eine gute Musikanlage. Immer wieder rollen auch von einem Jaguar oder Mercedes gezogene Wohnwagen auf eine Parzelle - Campen, das ist bei vielen Familien der neue Luxus.

Trotz einiger Nachteile bleiben wir dieser Art von Urlaub überwiegend treu: Kurze Abstecher nach Holland, in den Westerwald oder an die Mosel sind einfach. Auf der Reise zum Hauptziel im Sommer machen wir einige unkomplizierte Zwischenstopps. Der Preis für einen Stellplatz liegt bei rund 40 Euro am Tag (in der Hochsaison), das ist deutlich günstiger als jedes Hotel. Das gesparte Geld lässt sich dann gut bei weiteren Reisen sowie in der örtlichen Gastronomie ausgeben. Auf der Insel Reichenau (Bodensee) oder im Münstertal bei Freiburg sind gute Restaurants sogar Teil des Platzes. Trotzdem kochen wir oft selbst, besonders gerne in Frankreich. Dort gibt es tolle Märkte zum Einkaufen. Dass wir das Endspiel zur Fußball-WM 2014 in der Camping-Pizzeria von Manerba am Gardasee erlebten, war trotzdem zwingend - die Stimmung war bestens, die Tischnachbarn luden uns am nächsten Tag auf ihr Boot ein.

So nah an der Natur wie beim Camping ist man selten. Das ist wunderbar im Sommer und im Süden. Regnet es dagegen lang, sieht die Lage anders aus: Vor vielen Jahren - noch ohne Kind - verbrachten wir in Schottland zwei Tage bei Regen im vom Sturm wackelnden Bulli - nur der abendliche Ausflug in eine Kneipe unterbrach uns beim Schmökern in unseren Romanen. Für jetzige Regenphasen haben wir viele Brettspiele, ein iPad sowie viele Kinderbücher mitgenommen - so war eine Regenwoche auf Borkum am Ende auch verkraftbar.

Die Lage der meisten Plätze außerhalb der Städte erlaubt oft abwechslungsreiche Fahrradtouren. Das ist nicht nur für uns eines der Hauptmotive zum Campen. An vielen Rezeptionen gibt es Broschüren mit Routen wie durch die Dörfer des Elsass, entlang der baskischen Atlantikküste oder auch rund um Bozen - oft trifft man unterwegs Leute, die man vom gemeinsamen Spülen des Geschirrs oder vom Brötchenholen kennt.

Leider gibt es nur selten einen Campingplatz zentral in der Stadt, wie zum Beispiel in Avignon auf einer Rhoneinsel gegenüber der Altstadt, in Florenz oder im Pariser Stadtwald Bois de Boulogne. Ansonsten muss man entweder mit dem großen Fahrzeug durch enge Gassen kurven, um einen Parkplatz zu finden, oder man fährt auf einen der hässlichen, meist schattenlosen reinen Stellplätze in irgendeinem Vorort - nicht unser Ding. Die technische Aufrüstung hilft: Einige Jahre hatten wir neben den Fahrrädern auch noch einen Motorroller hinten auf dem Transit - wir "wohnten" also auf dem Land, besuchten aber viele Orte in der Umgebung.

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Ein guter Helfer ist auch das Smartphone: Es sucht die nächste Busverbindung heraus und erleichtert in Städten die Orientierung. Immer häufiger machen wir es so: hin 20 oder 30 Kilometer mit dem Rad, zurück mit einem per Handy herausgesuchten Zug oder per Schiff - auch ein kleines Abenteuer.

(RP)
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