Verbraucher Bei diesen Lebensmitteln essen Vegetarier Tiere

Düsseldorf · Schildläuse in rotem Fruchtgummi? Bienen in Feigen? Rinder-Gelatine in Frühstücksflocken? In vielen Lebensmitteln sind tierische Bestandteile schlecht oder gar nicht gekennzeichnet. Fleischesser dürfte das überraschen, für Vegetarier und Veganer ist es ein echtes Problem. Welche Produkte nur vermeintlich vegan sind, erfahren Sie hier.

Viele Menschen verzichten bewusst auf tierische Produkte. Neben Fleisch, Milch und Käse streichen viele auch Eier und Honig aus ihrer Ernährung. Laut Vegetarierbund (VEBU) pflegen in Deutschland derzeit (Stand Januar 2015) 7,8 Millionen Menschen einen vegetarischen und 900.000 Menschen einen veganen Lebensstil. Die Tendenz ist steigend. Dennoch fällt es ihnen manchmal schwer, komplett auf tierische Produkte zu verzichten - und das unfreiwillig. Grund ist die mangelnde Transparenz bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln.

Unkorrekte Angaben, die den Verbraucher täuschen, sind laut Lebensmittelverordnung zwar verboten. Es ist jedoch nicht verpflichtend, alle Produkte, die bei der Lebensmittelherstellung eingesetzt worden sind, auch zu kennzeichnen. Das bedeutet, dass tierische Bestandteile, die bei der Lebensmittelproduktion kurzzeitig verwendet worden sind, nicht zwingend auch auf der Verpackung angegeben werden müssen. Wir haben einige der tierischen Beispiele gesammelt.

Vor allem nicht organische Bananen werden manchmal mit dem Pestizid Chitosan besprüht. Dieses sorgt unter anderem dafür, dass Bananen nicht überreif werden. Chitosan selbst wird aus Chitin hergestellt. Dieses befindet sich in den Schalen von Schalentieren. Hauptchitinquelle für die Herstellung des Pestizids sind die Schalen von Garnelen.

Feigen können Protein-Rückstände toter Wespen enthalten. Bei der Bestäubung kann es passieren, dass eine Wespe mit ihrem Stachel in der Feige stecken bleibt, stirbt und anschließend mit der Frucht verwächst. Als Verbraucher wird man diese beim Verzehr allerdings nicht mehr bemerken. Ein Enzym, das sich in der Feige befindet, zersetzt die Wespe zu Protein.

Brot und andere Backwaren enthalten oft die Aminosäure L-Cystein. Diese macht Mehl elastischer und somit knetbarer. L-Cystein wird aus Schweineborsten oder Vogelfedern gewonnen. Bis vor einigen Jahren kamen bei der Herstellung auch noch Menschenhaare zum Einsatz. Was in China noch gängige Praxis ist, ist hier seit April 2001 durch eine EU-Richtlinie strengstens untersagt.

Hinter der Kennzeichnung E120 verbirgt sich der Farbstoff Karmin. Dieser wird aus weiblichen Schildläusen gewonnen. Das rote Pigment geht aus dem Auskochen oder Ausquetschen der Käfer hervor und wird unter anderem dazu eingesetzt, Fruchtgummis rot zu färben. Auch Joghurts erhalten nicht nur durch Beeren oder Kirschen ihre rote Farbe. Zerriebene Laus kann sich außerdem in Marmelade, Konfitüre, Wurst und verschiedenen Getränken befinden.

Mit Zucker überzogene Frühstücksflocken können Gelatine enthalten. Gelatine besteht aus tierischen Proteinen und wird bekanntlich aus der Haut und den Knochen von Rindern oder Schweinen gewonnen. Bei Cerealien sorgt es dafür, dass der Zucker an den Flocken kleben bleibt.

Bei der Produktion von Wein und Bier werden Klärungsmittel eingesetzt. Um die Hefe aus Bier beispielsweise herauszufiltern, kommt eine Fischblase, auch bekannt als Hausenblase, zum Einsatz. Bei Wein hingegen ist es in erster Linie tierische Gelatine. Mittlerweile gibt es in Sachen Wein aber gute vegane Alternativen. Statt mit Gelatine werden diese mit Kiesel- oder Mineralerde geklärt. Gekennzeichnet sind derartige Weine mit dem Siegel "Vegan-Blume".

Miso-Suppen können nicht nur aus Tofu, grünen Meeresalgen und Frühlingszwiebeln bestehen, sondern auch aus Dashi. Dies ist ein Fischsud, der aus sogenannten Bonitoflocken gekocht wird. Bei Bonito handelt es sich um eine getrocknete oder geräucherte Thunfischart.

Lab ist ein Enzymgemisch, das aus Kalbsmägen gewonnen und zur Herstellung von Käse verwendet wird. Dies betrifft vor allem Käsesorten wie Parmesan, Pecorino, Gorgonzola oder Grana Padano und hat somit automatisch zur Folge hat, dass auch das ein oder andere Pesto nicht mehr den vegetarischen, sicher aber nicht den veganen, Anforderungen entspricht.

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Foto: shutterstock/ Lorenz Timm

Wer bei seiner Ernährung auf Nummer sicher gehen will, kann sich beispielsweise an dem sogenannten V-Label orientieren. Das ist ein international geschütztes Gütesiegel. Es gibt in vier Stufen an, ob ein Lebensmittel vegan, ovo-, lakto- oder ovolaktovegetarisch ist. Um welche Stufe es sich handelt, steht unter dem Label. Ist dort nichts zu lesen, handelt es sich um ein vegetarisches Produkt.

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