Sonnenschutz für Kinder So erkennen Sie gute UV-Schutzkleidung

Düsseldorf · Wer sich der Sonne ohne Schutz aussetzt, handelt fahrlässig. Denn jeder Sonnenbrand erhöht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Den besten Schutz bietet spezielle UV-Schutzkleidung. Doch in einem aktuellen Test fielen vier von zehn Kleidungsstücken durch.

Empfindliche Kinderhaut sollte besonders gut vor der Sonne geschützt werden. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt spezielle UV-Schutzkleidung.

Empfindliche Kinderhaut sollte besonders gut vor der Sonne geschützt werden. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt spezielle UV-Schutzkleidung.

Foto: Shutterstock/ Warren Goldswain

Vor allem Eltern greifen zum Schutz ihrer Kinder vor schädlichen Sonnenstrahlen immer häufiger nicht nur zur Sonnencreme, sondern auch zu spezieller UV-Schutzkleidung. Doch welches UV-Schutz-T-Shirt hat eine gute Qualität - das für zehn oder das für 40 Euro? Welchem Qualitätssiegel kann man vertrauen? Und reicht zum Schutz vor der Sonne nicht auch ein einfaches Baumwoll-Shirt?

"Jede Kleidung bietet der Haut Sonnenschutz", sagt Dr. Kerstin Etzenbach-Effers, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Umwelt und Gesundheitsschutz der Verbraucherzentrale NRW. Wie gut ein T-Shirt oder eine Hose gegen UV-Strahlung schützt, hänge davon ab, wie eng die Fasern gewebt und wie kräftig die Farben sind, sagt sie weiter. Auch ein dicht gewebtes T-Shirt in dunklen Farben ohne speziellen UV-Schutz kann der Haut ausreichend Sonnenschutz bieten.

Trotzdem empfiehlt die Verbraucherzentrale vor allem für sehr hellhäutige Menschen und für Kinder spezielle UV-Schutzkleidung.

UV-Schutzkleidung ist besonders eng gewebt, sodass die Fasern kaum Sonnenstrahlen durchlassen. Zusätzlich behandeln viele Hersteller die Kleidung mit einer UV-abweisenden Substanz, zum Beispiel mit Titandioxid. Dieser UV-Filter ist allerdings umstritten. Denn noch ist unklar, ob und wie die winzig kleinen Nanopartikel in den menschlichen Körper gelangen - und welche Wirkung sie auf ihn haben.

Eine Studie, die das Helmholtz-Zentrum München im Jahr 2011 für das Umweltbundesamt durchgeführt hat, hat gezeigt, dass sich Titandioxid in Lunge, Nieren, Leber, Herz und Gehirn von Laborratten angesammelt hat, nachdem diese die Nanopartikel eingeatmet hatten. Deshalb ist das Titandioxid nun auch im Visier der Krebsforscher. Forschungsergebnisse stehen hierzu allerdings noch aus. Wer ausschließen möchte, dass die UV- Schutzkleidung Schadstoffe enthält, sollte auf Siegel wie den "Global Organic Textile Standard", kurz "gots" achten, sagt Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale.

Das Ergebnis eines aktuellen Tests des ZDF-Verbrauchermagazins Wiso, Ausgabe vom 9. Juni 2015, wirft kein gutes Licht auf die Hersteller von UV-Schutzkleidung: Von zehn getesteten Kleidungsstücken fielen vier glatt durch. Unter den ungenügend bewerteten Kleidungsstücken waren T-Shirts der Marken Puma und Boss, die zu einem vergleichsweise hohen Preis in den Läden hingen. Der Test zeigt, dass der Preis von UV-Schutzkleidung nicht zwingend ein Hinweis auf ihre Qualität ist. Puma habe die betroffenen Kleidungsstücke zurückgerufen, heißt es auf der Wiso-Homepage. Auch die Warenhauskette Kaufhof rief in Folge des Tests Mützen der Marke Fiebig Kaufhof zurück, die in der Kategorie Alltagstauglichkeit durchgefallen waren. T-Shirts von Nike und Jack Wolfskin und eine Mütze von Jako-O konnten die Tester unterdessen überzeugen. Auf der Homepage des Wiso-Magazins sind alle Testergebnisse einsehbar.

Doch woran erkennt man UV-Schutzkleidung von guter Qualität? "Die Kleidung sollte den UV-Standard 801 erfüllen", sagt Etzenbach-Effers. Kleidung, die mit diesem Siegel ausgezeichnet ist, bietet auch nach mehrmaligem Waschen, im nassen Zustand und beim Dehnen noch den angegebenen Sonnenschutz. Gerade Kinderkleidung, in der die Kleinen am Strand oder im Meer spielen, wird häufig nass und muss auch häufiger gewaschen werden. Deshalb ist der UV-Standard 801 ein verlässlicheres Siegel als der "Australisch-Neuseeländische Standard" und der "Europäische Standard", die man ebenfalls häufig sieht. Denn für diese beiden Siegel wird die Kleidung nur einmal im ungedehnten, trockenen Zustand getestet.

Der Lichtschutzfaktor von Kleidung wird mit dem englischen "Ultraviolet Protection Factor", kurz UPF, angegeben. Er kann unterschiedlich hoch sein und es gelten die gleichen Bestimmungen wie beim Lichtschutzfaktor von Sonnencremes: UPF mal Eigenschutzzeit der Haut ergibt die maximale Aufenthaltsdauer in der Sonne, in der die Haut noch nicht gereizt wird. Kinderhaut hat allerdings laut Verbraucherzentrale NRW nur eine Eigenschutzzeit von unter 10 Minuten. Sie sollten also auf keinen Fall zu lange in der Sonne bleiben - auch dann nicht, wenn sie spezielle Kleidung tragen.

Die Preisspanne ist groß. Sie reicht von um die 10 Euro beim Discounter bis zu um die 40 Euro im Fachhandel. Doch das teurere Shirt bietet nicht zwingend den besseren Sonnenschutz, wie der Wiso-Test zeigt. "Wenn die Kleidung mit dem UV-Standard 801 ausgezeichnet ist, bietet sie einen guten Schutz. Das Siegel ist ein besserer Indikator für die Schutzfunktion als der Preis", sagt Etzenbach-Effers.

Ein UV-Schutz-T-Shirt allein sorgt noch nicht für einen guten Sonnenschutz. Denn der sollte immer aus mehreren Komponenten bestehen. "Der beste Schutz vor übermäßiger Sonneneinstrahlung ist, die Mittagszeit im Schatten zu verbringen", sagt Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale. An zweiter Stelle kommt die Kleidung - mit oder ohne eingearbeiteten UV-Schutz. Erst an dritter Stelle steht die Sonnencreme. Und natürlich sollte auch beim Tragen von UV-Schutzkleidung daran gedacht werden, zum Beispiel nackte Arme und Beine sowie das Gesicht mit Sonnencreme zu schützen. Das gilt vor allem für Kinder.

Weitere Informationen zum Thema UV-Schutz und auch zu UV-Schutz-Kleidung gibt es auf der Homepage des Bundesamtes für Strahlenschutz und der Homepage der Verbraucherzentrale NRW.

(lsa)
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