Stiftung Warentest Beratungen durch Banken sind leicht besser geworden

Berlin · In den Bankfilialen hat offenbar ein Umdenken eingesetzt: Zwar ist bei der Geldanlage-Beratung noch längst nicht alles perfekt. Doch die Stiftung Warentest hat deutliche Fortschritte festgestellt.

Erstmals erhielten drei Kreditinstitute das Qualitätsurteil "gut": die Frankfurter Volksbank, die Sparda-Bank Berlin und die Nassauische Sparkasse. Fiel das Gesamtzeugnis für die Branche vor fünf Jahren noch "jämmerlich" aus, so bescheinigt die Stiftung den Geldinstituten nun immerhin gelernt zu haben, wie man die finanzielle Situation eines Kunden und dessen Risikoneigung richtig erfasst. Mit dem zweiten Schritt - der konkreten Anlageempfehlung - klappt es nach Feststellung der Tester aber oft immer noch nicht.

Beim wichtigsten Prüfkriterium "Lösung des Anlageproblems" schnitten sechs Banken mit "gut" ab und elf mit "befriedigend". Bei der Gesamtnote sieht es schlechter aus: Außer dreimal "gut" steht dort 13-mal "befriedigend", fünfmal "ausreichend" und zweimal "mangelhaft". Das lag vor allem daran, dass fünf Sparkassen in jeweils einem oder mehreren Fällen den Kunden die gesetzlich vorgeschriebenen Beratungsprotokolle nicht aushändigten. Das führte zu einer Abwertung im Test-Urteil.

Die Testaufgabe sah so aus: Die Prüfer suchten als Neukunden Filialen von 23 Geldhäusern auf und trugen bei 160 Beratungsgesprächen stets das gleiche Anliegen vor: Ich möchte 45.000 Euro zehn Jahre lang anlegen, bin bereit, einen Teil davon mit etwas Risiko anzulegen, möchte aber bei Bedarf schnell an mein Geld.

"Ein gutes Ergebnis konnte hierbei eine Anlageempfehlung erzielen, die sich ungefähr zur Hälfte aus sicheren Anlageformen wie Bundesanleihen oder Sparbriefen und zur anderen Hälfte aus riskanteren Anlageformen mit höheren Ertragschancen wie zum Beispiel Aktienfonds zusammensetzte", erläuterte Studienleiter Stephan Kühnlenz.

Bei 26 der 160 Beratungen sei das gründlich misslungen - sie waren "mangelhaft". "Finanztest"-Chefredakteur Heinz Landwehr: "Viele Produkte waren zu riskant, in mehreren Fällen war das Geld nicht rechtzeitig verfügbar, und zudem wurden häufig unpassende Produkte wie Bausparverträge, undurchschaubare Anlagezertifikate und Rentenversicherungen empfohlen."

Dennoch frohlockt die Branche. "Zwei Drittel der untersuchten Banken haben gut oder befriedigend beraten", hob der Dachverband Deutsche Kreditwirtschaft hervor. Zudem habe die Stiftung festgestellt, "dass auch hausinterne Vorgaben zu guten Anlageempfehlungen führen können. Eine Einbindung aller am Markt angebotenen Produkte ist faktisch nicht möglich und rechtlich nicht erforderlich." Oder wie es ein Sprecher der Kreditwirtschaft formulierte: "Bei einem Autohändler erwarten Sie auch nicht, dass er die Fahrzeuge aller Konkurrenten ebenfalls anbietet."

Erst im Dezember hatten die Verbraucherzentralen kritisiert, die allermeisten Vertragsangebote für Anlageprodukte seien "nicht im besten Kundeninteresse". Das liege am System. Die Beratung der Banken und Sparkassen finanziere sich über Provisionen, die für Kunden meist unsichtbar in den Produkten einkalkuliert seien.

Auch Kühnlenz sagt: "Die Provision offenzulegen, wäre wünschenswert." Die Beratung gegen ein Honorar des Kunden statt einer Provision sieht die Stiftung Warentest aber nicht automatisch als bessere Alternative: "Das kann letztlich teurer sein, gerade wenn ich sie öfter benötige", erklärt "Finanztest"-Chefredakteur Landwehr.

(felt/dpa)
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