Gefährliche Chemikalien Greenpeace warnt vor Gift in Outdoor-Kleidung

Hamburg · Hersteller von Outdoor-Bekleidung verwenden oft gefährliche Chemikalien in Jacken, Hosen und Rucksäcken, kritisiert Greenpeace. Dabei gäbe es längst umweltschonende Alternativen.

Outdoor-Mode (Archiv): PFC in fast allen Produkten nachgewiesen

Outdoor-Mode (Archiv): PFC in fast allen Produkten nachgewiesen

Foto: dpa, kjh jhe csa sja

Wetterfeste Funktionskleidung findet nicht nur bei Expeditionen in die Arktis Verwendung - sie hat längst den Weg ins alltägliche Leben gefunden: Eltern ziehen ihren Kindern zum Spielen im Schnee Funktionshosen an, Sportler radeln mit Outdoor-Jacken selbst bei Regen zur Arbeit - der Umwelt zuliebe. Doch was Naturfreunde und Frischluftfans oftmals nicht wissen: Ausgerechnet die Outdoor-Kleidung enthält häufig umweltbelastende und gesundheitsgefährdende Chemikalien. Das zeigt eine Untersuchung der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die Kleidung in 19 Ländern getestet hatte. In nur vier von 40 Produkten wurden keine gefährlichen per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) festgestellt.

Der Chemie-Experten von Greenpeace, Manfred Santen, ist enttäuscht: "Die Outdoor-Branche setzt weiterhin Schadstoffe ein, von denen sich einige in der Natur anreichern oder sogar krebserregend wirken können", sagt er.

Untersucht wurden Jacken, Hosen, Schuhe, Zelte sowie Rucksäcke, Schlafsäcke, Handschuhe und ein Kletterseil bekannter Outdoor-Marken, darunter The North Face, Mammut, Columbia und Haglöfs. Das Ergebnis: PFC fanden sich in fast allen Produkten. Die Chemikalien sorgen dafür, dass Wasser und Schmutz von der Kleidung abperlen und diese sich auch bei anhaltender Nässe trocken und leicht anfühlt.

Allerdings stehen einige PFC im Verdacht, krebserregend zu sein. Sie breiten sich in der Umwelt aus und sind biologisch schwer oder gar nicht abbaubar. "Bei der Herstellung der Kleidung werden PFC-Moleküle freigesetzt, die sich mit der Atmosphäre und den Meeresströmungen rund um den Globus verbreiten", sagt Santen. "Die Chemikalien bleiben über viele Jahrzehnte in der Natur und reichern sich durch Trinkwasser und Nahrung im Körper an." In der Leber von Eisbären seien die Chemikalien genauso zu finden wie in Muttermilch und menschlichem Blut.

Elf der untersuchten Produkte enthielten sogar die aus der PFC-Gruppe besonders gesundheitsgefährdende Perfluoroktansäure (PFOA) in hohen Konzentrationen. Vor allem die Marktführer The North Face und Mammut setzen diese offenbar ein. So ermittelte Greenpeace im Schlafsack "Snow Leopard" der Marke The North Face in Chile 7,1 Mikrogramm PFOA pro Quadratmeter. In Norwegen wäre der Schlafsack damit längst nicht mehr zugelassen. Dort gilt eine Höchstgrenze für PFOA von einem Mikrogramm pro Quadratmeter.

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Gleiche Begrenzungen fordert Greenpeace auch für Deutschland. "PFOA gilt als besonders gefährlich, weil er in einigen Tierversuchen krebserregend war", erklärt Santen. "Gerade in Stoffen, die Kinder zum Beispiel beim Campen in den Mund nehmen könnten, hat PFOA nichts zu suchen."

Daneben wiesen auch eine Damenhose von Jack Wolfskin, Schuhe von Haglöfs und Mammut sowie ein Mammut-Rucksack eine besonders hohe PFOA-Konzentration auf. Santen rät daher: "Vor dem Kauf sollten Verbraucher prüfen, ob sie Outdoor-Ausrüstung für einen Gipfelsturm oder Spaziergang benötigen." Für die meisten Anwendungen, so der Chemie-Experte, gebe es PFC-freie Alternativen. Dazu zählen beispielsweise Textilien aus Polyester und Polyurethan. Marken wie Fjällräven, Paramo, und R'adys bieten derartige Funktionskleidung an.

Die Branche weiß um die Probleme. Die meisten großen Outdoor-Hersteller aus Deutschland haben daher bereits angekündigt, ihre Produktion umzustellen und bis zum Jahr 2020 auf die Chemikalien zu verzichten. Dass die Umstellung nicht schneller geht, begründen sie mit der schwierigen Suche nach Alternativen zum PFC.

(RP)
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