Silvester-Knaller ab heute im Handel Polizei warnt vor "Polen-Böllern"

Düsseldorf · Heute ist offizieller Verkaufsstart von Feuerwerkskörpern für Silvester. Doch viele decken sich mit gefährlichen Knallern aus Osteuropa ein. Polizei und Handelsverband NRW warnen: Illegale Kracher können lebensgefährlich sein.

Silvester-Feuerkwerk und Böller: Was ist zu beachten?
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Worauf Sie bei Silvester-Böllern achten müssen

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Seit November vergeht an der deutsch-polnischen Grenze kein Tag, an dem Zöllner bei Fahrzeugkontrollen nicht illegale Billig-Böller finden. "Die verbotenen Knallkörper werden in so hohen Stückzahlen beschlagnahmt wie noch nie zuvor", betont ein Sprecher der Bundespolizei. Die Ermittler rechnen damit, dass sie bis Jahresende rund 100.000 Stück der gefährlichen Kracher aus dem Verkehr gezogen haben. Im vergangenen Jahr sind es etwa 70.000 gewesen. Die Dunkelziffer dürfte aber, so schätzt die Polizei, weit in die Millionen gehen. Ein Großteil der "Polen-Böller" kommt auch nach NRW. Angeboten werden sie auf der Straße von sogenannten fliegenden Händlern. Der Handelsverband NRW warnt davor: "Die Preise mögen verlockend sein, doch nur der Kauf im Einzelhandel garantiert den Verbrauchern, dass Böller und Raketen ausführlich vom Bundesamt für Materialprüfung getestet worden sind", betont Hauptgeschäftsführer Peter Achten.

Silvester-Böller: So können Sie sich schützen
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Silvester-Böller: So können Sie sich schützen

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Warum sind die Billig-Böller aus Polen so gefährlich?

Sie enthalten im Gegensatz zu den in Deutschland zugelassenen Feuerwerkskörpern in der Regel Ammoniumnitrat mit einer 40-prozentigen Sprengkraft des Sprengstoffes TNT. Zudem sind bei den Illegalen die Verzögerungszeiten bis zur Detonation nicht bestimmbar. Das heißt, dass die Kracher nach Anzünden jederzeit hochgehen können - also auch in der Hand. "Bei einem geprüften Knallkörper, der versehentlich in der Hand explodiert, kommt es zu leichten Verbrennungen. Der viel brisantere Blitzknallkörper enthält aber nicht Schwarzpulver, sondern ist mit einem viel stärker reagierenden Blitzknallsatz gefüllt. Deshalb kann man schwere Verletzungen erleiden und durchaus einige Finger verlieren", erklärt Heidrun Fink, Prüfleiterin bei der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM).

Wieso knallen viele lieber mit den illegalen Krachern?

Sie sind vor allem günstig. Sie kosten nur einen Bruchteil von dem Preis der zertifizierten Produkte in den Geschäften. Und natürlich ist es die zum Teil enorme Sprengkraft der illegalen Böller, die viele fasziniert und dazu verleitet, diese zu kaufen. Wer mit den illegalen Krachern von der Polizei oder vom Ordnungsdienst erwischt wird, dem droht eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro.

Sollte man nach den Terroranschlägen in Paris auf Böller verzichten?

Das muss jeder selbst entscheiden. Ein pauschales Knallverbot für legal erworbene Kracher gibt es nicht - nur Bitten einzelner Verbände, es möglichst zu unterlassen. So ruft zum Beispiel die Johanniter-Unfall-Hilfe dazu auf, in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften auf zu lautes Krachen zu verzichten, um traumatisierte Kriegsflüchtlinge nicht zu erschrecken. Kritik einstecken musste der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele vor Kurzem für seinen Vorstoß, den Verkauf extrem lauter Böller für das Silvesterfeuerwerk zu verbieten.

Darf man überall böllern?

Nein. Es gibt die Regelung, dass zum Beispiel vor Krankenhäusern oder Kinderheimen kein Feuerwerk gezündet werden darf. Die Bezirksregierung Arnsberg verhängte auch für Flüchtlingsheime ein "Knallverbot". Als Grund dafür nannte die Behörde, Feuerwerkskörper könnten Brände auslösen und Kriegsopfer in Panik versetzen. Die Städte und Kommunen können zusätzliche Beschränkungen festlegen. In den Niederlanden haben rund 400 Kommunen Zonen eingerichtet, in denen das Knallen ganz verboten ist.

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Ist der Verkauf von Silvester-Feuerwerk zeitlich beschränkt?

Der Handel bietet ab heute Feuerwerkskörper an, der Verkauf endet am 31. Dezember. Er ist also auf drei Werktage beschränkt.

Woran erkenne ich sichere Böller?

Die legalen Knaller tragen das Prüfzeichen der BAM. Das zusätzliche CE-Zeichen nebst Registriernummer ist ein Hinweis darauf, dass das Feuerwerk auf Sicherheit kontrolliert worden ist. Sehr wichtig ist die Registriernummer. "Bei der Nummer geben die ersten vier Ziffern die Kennnummer der benannten Stelle an, die die Baumusterprüfung durchgeführt hat", erklärt ein BAM-Sprecher. So steht etwa die vierstellige Zahl 0589 dafür, dass die BAM den Feuerwerkskörper getestet und für den Verkauf freigegeben hat.

Worauf sollte man beim Böllern achten?

Wichtig: Nie in geschlossenen Räumen Pyrotechnik zünden. Feuerwerkskörper, die beim ersten Versuch nicht gezündet haben, sollte man auf keinen Fall ein zweites Mal anzünden — denn dann besteht das Risiko, dass der Knaller unkontrolliert in der Hand explodiert. Auch sollten man Blindgänger unbedingt am Boden liegen lassen.

(csh)
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