Zahnhygiene bei Hunden boomt

Beim Expertentelefon beantworteten Dr. Pia Rittmann und Dr. Birte Goldner zahlreiche Leserfragen.

"Ein Stiefkind" sei die Zahnmedizin für Haustiere noch vor nicht allzu langer Zeit gewesen, sagt Dr. Pia Rittmann. Dies hat sich inzwischen nachhaltig geändert: "Während der vergangenen zehn Jahre hat es hier massive Fortschritte geben", verweist die an der Tierklinik Neandertal tätige Oberärztin auf die rasante Entwicklung der jüngeren Vergangenheit. Vorreiter seien die USA, "inzwischen schwappt es aber auch nach Deutschland", erläutert die Veterinärmedizinerin. Wie groß das Interesse, aber auch der Informationsbedarf in Sachen Zahnhygiene inzwischen bei den Haltern geworden sind, bewies das jüngste Expertentelefon, bei dem die Anrufer Dr. Pia Rittmann und ihrer Kollegin Dr. Birte Goldner buchstäblich kaum Zeit für eine Atempause ließen.

Wobei die Hundehalter mit mit exakt 100 Prozent aller Anrufe das Feld eindeutig beherrschten. Was durchaus erklärlich ist, denn bei Katzen ist die Zahnhygiene ein schwierigeres Unterfangen, was für Kleintiere in einem noch größeren Maß gilt.

Wie beim Menschen auch, ist Zähneputzen nun einmal das beste Mittel, Erkrankungen vorzubeugen, wobei Hunde hieran so früh wie möglich gewöhnt werden sollten. Wichtig ist, dass es regelmäßig erfolgt: "Es konsequent einmal in der Woche zu machen, ist besser als wenn man es täglich versucht und dann frustriert aufgibt", sagte Dr. Rittmann auf die entsprechende Frage eines Anrufers. Geputzt werden sollte das Hundegebiss mit besonders weichen Bürsten. Die technisch mit Abstand avancierteste Variante sind hier Ultraschallzahnbürsten, die bislang allerdings auf dem deutschen Markt noch nicht vertreten waren.

Was sich nach Auskunft eines Anrufers allerdings zu ändern beginnt: Am morgigen Sonntag, 27. November, sollen nach seinen Informationen jedenfalls auch derartige Ultraschallzahnbürsten für Hunde bei der Weihnachts-Hundemesse im Dormagener Kloster Knechtsteden präsentiert werden (siehe auch "Tipp der Woche").

Ansonsten gilt, dass nur wenig Zahnpasta verwendet werden sollte. Die Verwendung elektrischer Zahnbürsten funktioniert den beiden Veterinärmedizinerinnen zufolge nur bei den wenigsten Hunden. Wucherndes Zahnfleisch sollte entfernt werden, empfehlen die Ärztinnen, da sich oftmals nicht nur Plaque bilden kann. Entzündungen des Zahnfleischs können zur Futtereinstellung führen., was zumindest potenziell zu lebensgefährlichen Situationen für den Hund führen kann.

Während hier für das Wegbrennen der Wucherungen Kurz-Narkosen zumeist vollauf ausreichen, ist bei der Entfernung von Zahnstein jedoch fast stets eine Vollnarkose unvermeidlich. Während das regelmäßige Entfernen von Zahnstein in aller Regel natürlich dringen zu empfehlen ist, gibt es aber auch Ausnahmen:

Im Fall eines inzwischen mehr als 15 Jahre alten Jack-Russell-Terriers, empfahl Dr. Birte Goldner eine Gesamtabwägung aller Umstände im Sinne der Lebensqualität des Hundes. Das Narkoserisiko werde im Gespräch zwischen Arzt und Halter erörtert. Wenn der Hund nicht ohnehin wegen dringenderer Erkrankungen in Narkose versetzt werden müsse, werde das Urteil in Sachen einer Narkotisierung allein wegen Zahnsteins wohl negativ ausfallen, vermutet die Tierärztin.

In jedem Fall ist bei der Entfernung von Zahnstein bei Hunden höchste Sorgfalt geboten: Studien zufolge ist die Gefahr groß, dass bei nicht intubierten Hunden Zahnstein mit dem Spülwasser in die Lungen gerät: Selbst ganze Zähne hätten sich schon in den Bronchien von Hunden gefunden, berichtet Dr. Pia Rittmann.

Dass bei Katzenhaltern das Problembewusstsein für die Zahnhygiene weniger ausgeprägt ist, rührt nach ihren Worten schlichtweg daher, dass es nun einmal deutlich schwieriger ist, die Zähne von Katzen zu sehen und zu fühlen: "Massivster Mundgeruch" und das Einstellen der Nahrungsaufnahme sind der Tierärztin zufolge eindeutige Symptome für Zahnerkrankungen.

(RP)
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