Tipps zur Unfall-Prävention Wenn Pferd und Auto einander begegnen

Zwischen Autofahrern und Reitern kommt es - unnötigerweise - immer wieder zu brenzligen Situationen.

In den Fahrschulen sind Pferde, Pferdetransporter und Kutschen kein Thema. Verhalten sich deswegen viele Fahrer falsch? Manuela Stadtfeld will Autofahrer für den Umgang mit vierbeinigen Verkehrsteilnehmern sensibilisieren und hat sich einiges einfallen lassen.

Ende vergangenen Jahres ist es wieder passiert: Manuela Stadtfeld (41), gelernte Pferdewirtin und Reitlehrerin, wurde von einem Autofahrer in Gefahr gebracht: "Ein Auto fuhr zu schnell und mit zu wenig Seitenabstand an uns vorbei. Ich selbst bin verbotenerweise auf eine Wiese ausgewichen, meine Begleiterin kam mit dem Schrecken davon. Ihrem Pferd wurde fast der Hintern abgefahren. Es ist zum Glück ruhig geblieben. Weil ich so geschimpft habe, hat der Fahrer angehalten. Im Gespräch stellte sich schnell heraus, dass dieser keine Ahnung hatte, wie er sich hätte richtig verhalten sollen."

Reiter wissen, dass Pferde Fluchttiere sind und schnell Platzangst bekommen. Viele Autofahrer wissen das nicht. Fakt ist: Wenn Fahrzeuge zu dicht auffahren oder mit zu geringem Seitenabstand überholen, können Pferde sich erschrecken, scheuen, steigen, zur Seite springen oder durchgehen. Das ist dann nicht nur für Ross und Reiter, sondern auch für den Autofahrer gefährlich. "Deswegen ist es ganz wichtig, langsam an ein Pferd heranzufahren, im Idealfall nicht näher als 5 Meter und dann mit großem Seitenabstand, möglichst 2 Meter, daran vorbeizufahren. Und: Nicht unmittelbar vor dem Pferd wieder einzuscheren. Hupen, laute Musik oder Schimpfen können Pferde ebenfalls erschrecken." Das gleiche Verhalten gilt übrigens auch im Umgang mit Kutschen oder Pferdetransportern. Autofahrer müssen wissen, dass beide schwerfällig sind und einen langen Bremsweg haben. Dichtes Auffahren kann die Pferde in Panik versetzen. Wenn Kutschpferde deswegen durchgehen oder Pferde im Transporter deswegen steigen, dann kann es schnell zu schweren, auch tödlichen Unfällen kommen.

Manuela Stadtfeld hat ihr Erlebnis mit dem Autofahrer auf Facebook geschildert und viele Rückmeldungen erhalten: "Andere Reiter schrieben, dass das korrekte Verhalten im Umgang mit Pferden in Fahrschulen gelehrt und geprüft werden müsste. Harald Dörpfeld, Vorstandsmitglied im Fahrlehrerverband Nordrhein und Fahrlehrer in Düsseldorf, hat grundsätzlich nichts dagegen: "Ich könnte es mir gut vorstellen, dass Ehrenamtliche in den theoretischen Unterricht kommen und den Fahrschülern im Anschluss an den eigentlichen Unterricht etwas über den Umgang mit Pferden im Verkehr erzählen." Zusätzliche Prüfungsfragen könnten aber nur in den Prüfkatalog aufgenommen werden, wenn dafür andere gestrichen würden. Andererseits lerne jeder Fahrer, dass "Pferde und Fuhrwerke wie Fahrräder und Fußgänger schwache Verkehrsteilnehmer sind, auf die sie Rücksicht nehmen müssen." Dass man als Autofahrer nicht dicht an Reiter heranfahren oder sich mit dem Auto zwischen Reitgruppen drängen dürfe, verstehe sich eigentlich von selbst, findet er: "Es ist generell verboten, sich mit dem Fahrzeug zwischen Verbände zu setzen."

Auf Stadtfelds Facebook-Seite wurde schließlich eine Warnweste für Reiter entwickelt, auf der Autofahrer sehen können, welche Abstände zum Pferd sie im Idealfall nicht unterschreiten sollten. Außerdem ist das Hupensymbol durchgestrichen. Der Fahrlehrer bezweifelt, dass das hilft: "Fahrer, die unkonzentriert fahren, nehmen das einfach nicht wahr", befürchtet er.

Stadtfeld lässt nicht locker. Sie hat sich an die Polizei gewandt und weiß jetzt verbindlich: "Reiter müssen rechts auf der Straße reiten und dürfen weder Fuß- noch Radwege nutzen und auch nicht den Grünstreifen neben der Fahrbahn."

Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) beschäftigt sich mit dem Thema: Thomas Ungruhe, Leiter des Bereichs Breitensport, appelliert zunächst an die Vernunft der Reiter: "Gerade im Dunklen ließen sich viele Unfälle vermeiden, wenn Reiter Licht am Pferd hätten oder reflektierende Warnwesten tragen würden. Es gibt aber auch erste Ansätze, Fahrlehrer, den ADAC, TÜV, Dekra und die Reiter an einen Tisch zu bringen. Und: "Die FN überlegt, Lehrvideos für den Fahrlehrerverband zu drehen und Infomaterial zur Verfügung zu stellen sowie vorhandene Broschüren über den Umgang mit Kutschen zu überarbeiten.

(ilpl)
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