Konditionieren mit der Hundebox

Zahlreiche RP-Leser meldeten sich jetzt beim Expertentelefon mit Hundetrainer Thorsten Schedwill - auch, aber nicht nur zu sommerlichen Themen.

Überaus reger Informationsbedarf herrschte jetzt beim RP-Expertentelefon mit Thorsten Schedwill, Inhaber der Düsseldorfer Hundeschule "Richtig verknüpft". Natürlich spielten dabei auch jahreszeitlich bedingte Fragen eine Rolle, wie etwa die einer Halterin, ob sie ihrem viereinhalbjährigen Skye-Terrier im Sommer das Fell stutzen lassen solle - was Thorsten Schedwill ihr dringend empfahl. "Skye-Terrier haben ein dickes Fell und sehr lange Haare. Sie sollten ihn auf jeden Fall zum Scheren oder Trimmen bringen, damit tun Sie ihm definitiv einen Gefallen", riet Schedwill. Hunde nämlich könnten sehr schnell einen Hitzschlag erleiden und sich unversehens übergeben, was zum Glück bei dem Tier der Anruferin noch nicht der Fall war.

"Verlustängste" vermuteten gleich mehrere Leser bei ihren Hunden, wenn die etwa mit anhaltendem Jaulen darauf reagieren, dass Herrchen und/oder Frauchen die Wohnung verlassen. Ferndiagnosen liegen Thorsten Schedwill nicht, zumal es oft näher liegende Erklärungsansätze gibt.

Ein fast 13-jähriger Schnauzer, der in der beschriebenen Weise reagiert, kann nämlich nur noch schlecht hören: Thorsten Schedwill empfiehlt eine "Überschattung", wobei die Ablenkung zunächst in einem Leckerli besteht, und sein Besitzer erst für fünf Minuten die Wohnung verlässt und dann wieder hineinkommt. "Hunde können nicht logisch denken, nur verknüpfen", verweist Schedwill darauf, dass das Tier nicht reflektieren kann, dass es sein Gehör verliert. Was wohl im konkreten Fall nicht immer der Fall war: "Der Hund soll mitbekommen, dass sein Halter geht", sagt Thorsten Schedwill.

Ein 15-monatiger Schäferhund, der sich mehr oder weniger schlagartig als "total anhänglich" erweist, begibt sich jetzt ungeachtet eines Kinderschutzgitters an der Treppe in den ersten Stock des Hauses, "was ihn früher nie interessiert hat", wie seine Besitzerin klagt. Begleitet wird auch dies "von anhaltendem Jaulen", so die Anruferin.

Thorsten Schedwill zufolge könnte womöglich ein bis zu anderthalb Wochen dauerndes Boxentraining den Hund dahingehend konditionieren, dass "sich alles in der Box abspielt", ob es nun um Leckerlis, das Fressen oder Schlafen geht. Die Verwendung einer Hundebox legt der Experte auch in einem anderen Fall nahe: Ein elfmonatiger Yorkshire-Terrier ist durch permanentes Bellen auffällig geworden - auch und gerade im Auto. Seine Eigentümerin vermutet, "dass im Auto Fehler gemacht wurden", indem sie das junge Tier auf dem Schoß gehalten habe.

Hundetrainer Schedwill vermutet ein "Frustrationsbellen": Die Vielzahl der auf den Hund einströmenden und angesichts der Geschwindigkeit nicht zu verarbeitenden Reize, könnte die Ursache sein. "Hunde sind darauf nicht gefasst", sagt er. Der Fachmann empfiehlt bei künftigen Autofahrten, die Hundebox mit einer Decke oder einem Tuch abzudecken, "so dass der Hund gar nichts wahrnimmt."

(RP)
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