Hundetrainerin beantwortet Leserfragen Hilfe, mein Hund beißt mir manchmal einfach ins Hosenbein

Düsseldorf · Neben der Katze ist der Hund das liebste Haustier der Deutschen. Aber manchmal wissen Herrchen und Frauchen nicht weiter. Einmal pro Woche stellen wir einer Hundetrainerin die Fragen unserer Leser.

Knapp acht Millionen Deutsche sind Hundebesitzer (Symbolbild).

Knapp acht Millionen Deutsche sind Hundebesitzer (Symbolbild).

Foto: Shutterstock.com/ Jess Wealleans

Unser Ratonero-Mix Chico (4) ist seit gut einem Jahr kastriert. Seitdem steigt seine Aggressivität uns gegenüber immer weiter an. Er beißt gern mal ohne ersichtlichen Grund zu. Auch sein Futter verteidigt er uns gegenüber. Und beim Verlassen des Raumes kommt es vor, dass er einem einfach so ins Hosenbein beißt. Seine Schilddrüsenwerte sind normal. Hätten Sie einen Rat für uns?

Kirstin Müller: Hunde tun nichts ohne Grund. Sie liegen nicht einfach irgendwo herum, sie schnüffeln nicht zufällig hier oder dort, sie meiden nicht zufällig den Blickkontakt - und wenn der Hund beißt, geschieht auch dies nicht ohne Grund. Körperhaltung und Mimik verraten, was als nächstes passiert, sofern man versteht, die Signale des Hundes richtig zu lesen und zu deuten. Verhaltensprobleme resultieren oftmals aus schlechten Angewohnheiten, die sich im Laufe der Zeit verfestigt haben. Oft hilft es hier, sich selbst einmal kritisch zu hinterfragen und sein eigenes Verhalten genauer unter die Lupe zu nehmen. Woran kann es liegen, dass Ihr Hund Sie nicht respektiert? Aggression ist nie das Problem, sondern nur die Folge dessen. Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich professionelle Unterstützung an die Seite zu holen, die gemeinsam mit Ihnen die Ursache des Problems angeht.

Unsere sieben Monate alte Labradorhündin verteidigt ihr Futter. Sie schnappt zu und knurrt auch ganz böse. Sie warnt aber nicht, bevor sie schnappt. Sie lässt sich weder etwas wegnehmen, noch kann man es gegen etwas anderes tauschen. Wir haben kleine Kinder und Angst, dass sie diese verletzen könnte. Jeder rät uns, mit ihr zu üben, ihr Futter und Leckerchen wegzunehmen und wieder zu geben. Aber nachdem sie mehrfach zugeschnappt hat, trauen wir uns, wenn sie etwa ein Schweineohr hat, nicht an sie ran. Sobald sich ihr jemand nähert, spannt sie sich an und geht quasi in Position. Was können wir tun, damit nichts passiert und sie lernt, dass sie nichts verteidigten muss?

Müller: Dass Ihre Hündin Sie nicht warnt, bevor sie schnappt, haben Sie selbst in Ihren Ausführungen widerlegt, schließlich schreiben Sie, dass sie angespannt ist und in Position geht, sobald sich ihr jemand nähert. Viele Hundehalter können die Körpersprache ihres Vierbeiner allerdings nicht oder nur kaum lesen. Tauschgeschäfte sind grundsätzlich nicht sinnvoll. Ein Hund muss lernen, dem Menschen zu vertrauen. Das heißt, er sollte in ihm auch keinen Futterkonkurrenten sehen. Allerdings benötigt er Grenzen und klare Regeln, die man konsequent durchzusetzen muss. Auch in Ihrem Fall kann ich, zumal Sie kleine Kinder haben, nur dringend raten, sich schnellstmöglich an einen professionellen Hundetrainer zu wenden, der ganzheitlich arbeitet und keine Symptombekämpfung betreibt. Derartige Dinge erledigen sich nicht von allein und sind meist auch nicht das einzige Problem. Bleiben solche Verhaltensweisen unbehandelt, kann dies verheerende Folgen haben. Eine Lösung Ihres Problems werden Sie weder in Internetforen noch in Büchern finden. Und konkrete Tipps per Ferndiagnose wären schlicht unseriös. Letztlich geht es immer darum, dass erst der Mensch sein Verhalten ändern muss, damit der Hund seines ändern kann.

(ham)
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