Auch Tiere sollten Zähne putzen (lassen)

Beim Expertentelefon beantworten zwei Veterinärmedizinerinnen der Tierklinik Neandertal Leserfragen zur Zahngesundheit bei Haustieren.

Regelmäßiges Zähneputzen sollte mit einer jährlichen professionellen Zahnreinigung einhergehen. Was für den Menschen gilt, ist bei Haustieren nicht anders. Die Zähne von Hunden und Katzen werden nämlich von den gleichen Gefahren bedroht wie das Gebiss des Menschen, also von Zahnstein, Zahnfleischentzündung, Parodontose, Karies, Zahnfrakturen und Zahnausfall.Ausnahmslos alle Zahnerkrankungen sind für die Tiere schmerzhaft.

Leider bemerken manche Halter Zahnprobleme bei ihrem Tier oft erst dann, wenn starker Mundgeruch auftritt oder das Futter verweigert wird. Der Schützling weist dicken Zahnstein auf, entzündetes Zahnfleisch und kaputte Zähne.

Gleichwohl spielt die Zahngesundheit "immer mehr eine Rolle", weiß Dr. Pia Rittmann. Die an der Tierklinik Neandertal als Oberärztin tätige Veterinärmedizinerin registriert jedoch seit etwa einem Jahrzehnt einen unverkennbaren Gegentrend. "Zahngesundheit spielt immer mehr eine Rolle. Das Bewusstsein, dass Pflege nötig ist und die Bereitschaft, mehr zu tun, sind gewachsen. Immer mehr sind bereit, hier mehr zu machen", berichtet Pia Rittmann.

Zähne zu erhalten, sei halt ein wichtiger Beitrag dazu, "dass Tiere artgerecht leben können", sagt sie. Während Jungtiere hier nur insoweit betroffen sind, wenn es sich um angeborene Schädigungen handelt, treten Zahnerkrankungen bei Haustieren vor allem im mittleren bis höheren Alter auf. Vorsorgen hilft auch hier: Wie bei der menschlichen Zahnhygiene sollten Nahrungsreste zwischen den Zähnen regelmäßig entfernt werden. Begeistert sind die Vierbeiner von der Maulhygiene zunächst nicht.

Schon Welpen können indes ans Zähneputzen gewöhnt werden, indem ihnen erst einmal mit dem Finger das Zahnfleisch massiert wird. Erst wenn das Tier das Massieren akzeptiert, kann die hundegerechte, sprich: besonders weiche Bürste zum Einsatz kommen.

"Deutlich schwieriger", wenngleich eben nicht unmöglich, ist es nach den Worten von Pia Rittmann hingegen, Katzen ans Zähneputzen zu gewöhnen. In Sachen Prophylaxe ist eine ausgewogene Ernährung eine weitere Grundlage dafür, die Zähne gesund zu erhalten: Zuckriges Naschwerk hat im Maul von Hund und Katze nichts verloren. Sinnvoll ist es, naturnahes Futter oder hochwertiges Trockenfutter zu verwenden, um die Zähne zu beanspruchen..

Speziell bei Katzen kann es als Folge chronischer Zahnfleischentzündungen sogar zur regelrechten Auflösung von Zähnen kommen - mit überaus schmerzhaften Folgen für die Tiere, insbesondere wenn dabei der Zahnenerv freigelegt wird. Wiederum anders gelagert ist Pia Rittmann zufolge die Situation bei Nagetieren wie Kaninchen, Hamstern oder Meerschweinchen. Hier gilt als Faustregel: Wenn die Tiere nicht fressen wollen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es an den Zähnen liegt. Wobei dann durchweg rasches Handeln geboten ist: "Man sollte immer daran denken, dass diese Tiere dauernd fressen müssen, und es sich dann um einen Notfall handelt, und da hat man nicht mehr viel Zeit", sagt die Tierärztin.

In der Tierklinik Neandertal ist Pia Rittmann in punkto Zahngesundheit mit allem beschäftigt, was anfällt. Die Sanierung und das Polieren von Zähnen sind ebenso an der Tagesordnung wie das Füllen oder die Korrektur von Gebissen. Dies ist oft nach (Auto-) Unfällen nötig, bei denen auch der Kiefer verletzt wurde.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort