Marsala — Siziliens berühmter Likörwein

Nach einem guten Essen wird gern ein feiner Sherry gereicht, doch Italiens Antwort auf den spanischen Likörwein ist durchaus eine Alternative. Sizilianischen Marsala gibt es in zahlreichen Varianten und Qualitätsstufen.

Marsala Wein: Siziliens berühmter Likörwein
Foto: Csehak Szabolcs/shutterstock.com

Nach einem guten Essen wird gern ein feiner Sherry gereicht, doch Italiens Antwort auf den spanischen Likörwein ist durchaus eine Alternative. Sizilianischen Marsala gibt es in zahlreichen Varianten und Qualitätsstufen.

Likörweine sind verstärkte Weine, bei denen die Winzer den Gärprozess durch die Zugabe von Alkohol unterbrechen. Diese Weine sind entsprechend alkoholstark und weisen mindestens 15 bis 22 Volumenprozent auf. Der Ausbau begann bereits vor vielen Hundert Jahren in Südeuropa, wo die hohen Mostgewichte der Ernten und die sommerlichen Temperaturen die Gärung nahezu unkontrollierbar machten. Häufig konnten die Weine nicht konserviert werden und erst die Zugabe von Alkohol stoppte den Gärprozess zur richtigen Zeit. Besonders berühmt sind Likörweine wie Sherry aus Spanien oder Portugal, doch auch aus Sizilien kommt mittlerweile wieder ein gutes Produkt - der Marsala.

Das ursprüngliche Weinbaugebiet des Marsala liegt an der Westküste Siziliens in der Provinz Trapani. Schon im 18. Jahrhundert wurde der Likörwein rund um die gleichnamige Hafenstadt Marsala hergestellt und gelangte durch den englischen Kaufmann John Woodhouse in ganz Europa zu Berühmtheit. Nach wenig populären Aromatisierungsversuchen des Marsala mit Eiern, Mandeln oder Sahne im letzten Jahrhundert, erhält der Süßwein heute den Status einer gesetzlich geschützten Ursprungsbezeichnung und unterliegt strengeren Richtlinien. Das Ausgangsprodukt für die weißen und roten Marsala-Varianten ist ein Verschnitt aus den weißen Sorten Catarratto, Grillo oder Inzolia, sowie den roten Sorten Nero d'Avola, Nerrello und Perricone. Nach der Gärung wird der entsprechende Grundwein je nach Sorte einfach nur mit Weingeist gespritet oder zusätzlich mit eingekochtem Traubenmost-Konzentrat, süßem Most oder Mistella, einer Mischung aus süßem Most und Weingeist, versetzt. Für mehr Charakter sorgt der Verschnitt mit bereits gereiftem Marsala, für die unterschiedlichen Qualitäten sind die Lagerzeiten im Eichenfass verantwortlich. Bei hochwertigen Marsalas wird die Gärung heute nicht mehr über die Zugabe von Alkohol gestoppt, sie müssen ihre Reife auf natürlichem Wege erreichen. Dafür muss der Winzer die Erträge pro Hektar stark reduzieren.

Je nach Farbe, Zuckergehalt und Qualitätsstufe gibt es unterschiedliche Marsala-Bezeichnungen. Während Ambra eine bernsteinfarbene Farbe benennt, steht Oro für Gold und Rubino für Rubinrot. Auch beim Restzuckergehalt gibt es unterschiedliche Varianten. Während der Vergine mit weniger als vier Gramm Restzucker pro Liter Wein besonders trocken ist und gern als Aperitif serviert wird, wartet der Secco mit maximal 40 Gramm Zucker auf. Als Dessertwein kommt jedoch eher ein halbtrockener Abboccato oder der besonders süße Dolce mit über 100 Gramm Restzucker ins Glas. Nur ein Jahr muss der Marsala Fino im Holzfass reifen, qualitativ hochwertiger sind die Versionen Superiore oder Superiore Riserva, die zwei beziehungsweise vier Jahre reifen. Zu den Spitzenprodukten zählt der fünf Jahre gereifte Marsala Solera, der oft auch den Zusatz Vergine trägt. Die alkoholische Gärung darf hier nicht unterbrochen werden, zudem ist keine nachträgliche Zugabe von Traubensaft erlaubt. Die höchste Qualität weist der Solera Riserva oder auch Vergine Stravecchio mit mindestens zehn Jahren Lagerzeit auf.

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