Lebensmittel Aldi serviert Drei-Gänge-Menüs

Köln · In Schiffscontainern im Kölner Mediapark eröffnet der Discounter heute sein erstes Pop-Up-Bistro. Gekocht wird mit Produkten nur aus dem eigenen Sortiment. Damit reagiert Aldi nach Expertenmeinung auch auf sinkende Marktanteile.

 Gäste und eine Bedienung sitzen im Pop-up-Bistro von Aldi Süd in Köln an einem Tisch. Drei Monate lang werden Besucher in dem ersten Pop-up-Bistro von Aldi Süd am Kölner Mediapark frisch zubereitete Gerichte angeboten bekommen.

Gäste und eine Bedienung sitzen im Pop-up-Bistro von Aldi Süd in Köln an einem Tisch. Drei Monate lang werden Besucher in dem ersten Pop-up-Bistro von Aldi Süd am Kölner Mediapark frisch zubereitete Gerichte angeboten bekommen.

Foto: dpa, mb vge

Zur Vorspeise gibt es eine beschwipste Tomatensuppe, dann die Fischpfanne Provencale. Oder dürfen es Gnocchi in Parmesancreme mit Hühnchen und Rucola sein? Der süße Abschluss: Panna Cotta mit Limette und Basilikum. Die Einrichtung versprüht Industrie-Charme, der Blick schweift über den künstlich angelegten See am Mediapark in Köln. Das klingt nach einem schicken Etablissement? Ist es aber nicht: Dieser Ort ist ein Schiffscontainer. Der Gastgeber heißt Aldi.

Und Aldi ist hier alles - wenn auch "zurückhaltend gebranded", wie es die Marketingleiterin beschreibt: Die Seife auf der Toilette. Die Petersilien- und Basilikumtöpfe auf den dunklen Holztischen. Die leeren Weinflaschen, die an der Pendelleuchte über dem Tisch nun als Dekoelement dienen. In drei Monaten wird das alles nicht mehr da sein, dann zieht das Pop-up-Bistro weiter in eine andere Stadt. Wohin, wird noch nicht verraten.

Aldi Süd hat jedoch nicht vor, in die Gastronomie einzusteigen, heißt es. Viel mehr steckt hinter dem Angebot ein Experiment - und eine ausgefeilte Marketing-Strategie. "Wir wollen Konsumenten unsere Kernwerte näherbringen", erklärt Sandra-Sibylle Schoofs, Marketingleiterin bei Aldi Süd. Und die lauten: Qualität zu günstigen Preisen.

Vor allem junge Stadtmenschen sollen sich dadurch angesprochen fühlen: die Studenten der gegenüberliegenden Privathochschule, die Mitarbeiter der Firmen am Mediapark oder Kinobesucher. Acht Euro kostet das Drei-Gänge-Menü, das ausschließlich aus Aldi-Produkten vor Ort gekocht und dann am Tisch serviert wird. Das Menü wechselt täglich. Die Rezepte hat der Wuppertaler TV-Koch Robert Marx entwickelt. Sie können zuhause nachgekocht werden.

Mit einem Discounter, bei dem es vor allem um günstige Preise geht, hat das nicht mehr viel zutun. Und das Bistro ist nicht das erste Angebot dieser Art: In Düsseldorf bot der Discounter zuletzt Weinproben an, als Designerin Jette Joop eine Aldi-Kollektion entwarf, gab es eine Fashion-Show. Auch Konkurrent Lidl macht im vergangenen Jahr mit einem Pop-up-Store auf sich aufmerksam und verkaufte die Textilien der Eigenmarke Esmara auf Hamburgs Edel-Einkaufsmeile zwischen Luxusmarken wie Gucci und Chanel.

Die Discounter reagieren damit auf die steigende Konkurrenz durch Mitbewerber wie Rewe oder Edeka: "Es reicht heute nicht mehr aus, einfach nur günstiger zu sein, denn die Supermärkte bieten längst ebenfalls ein Discountersortiment an", sagt Gerrit Heinemann, Handelsexperte von der Hochschule Niederrhein. Die Antwort der Discounter: Sie versuchten, "supermarktähnlicher" zu werden, so Heinemann. .

Für Aldi und Co. sei Deutschland nach wie vor wichtigster Markt, sagt der Experte: "Doch hier ist der Zenit erreicht, der Marktanteil geht zurück." In Zeiten der Stagnation setzt Aldi daher auf höherwertige Eigenmarken, Sortimentsausweitungen im Obst- und Gemüseangebot, mehr Service oder das Bistro. "Keine schlechte Idee", findet Heinemann.

Marketingleiterin Schoofs nimmt Veränderungen vor allem im Kaufverhalten wahr: "Der Konsument ist sehr viel anspruchsvoller geworden." Die jüngere Generation sei beim Kochen experimentierfreudiger. Darauf will Aldi reagieren. Ob das Bistro beim Publikum ankommt, werden die nächsten Wochen zeigen. Vorerst rechnet Aldi mit 150 bis 200 Menüs pro Tag.

(tak)
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