#food Wie soziale Medien die Sterneküche verändern

Berlin · Im Zeitalter von Instagram und Foodblogs macht das professionelle Kochen eine Wandlung durch. Top-Gastronomen setzen längst auf die Zusammenarbeit mit Food-Fotografen. Die Welt der Profi-Köche ist schnelllebiger geworden.

 Die US-Köche schätzen vor allem die Möglichkeiten von Instagram.

Die US-Köche schätzen vor allem die Möglichkeiten von Instagram.

Foto: dpa, Cathrin Bach

Foodblogger aus aller Welt haben den Anfang gemacht. Seit einigen Jahren fluten Hobbyköche die sozialen Netzwerke mit Bildern von dem, was sie in ihren Küchen zusammenkochen. Und was gut ankommt, das feiert in der Welt sozialer Medien schnell Erfolge. Die Betreiberinnen der deutschen Foodblogs "Fräulein Klein", "Klitzekleines Blog", "Lykellig", und "La Petite Cuisine" haben teilweise tausende Facebook-Follower.

Um den Anschluss im Rennen um Buchaufträge und Werbeverträge nicht zu verlieren, sind die Profi-Köche jetzt darauf angewiesen, nachzuziehen. Wer die Social-Media-Accounts großer Köche verfolgt, findet nun immer häufiger Hochglanzfotos durchgestylter Gerichte, die mit Menüankündigungen und Reservierungsmöglichkeiten für die eigenen Restaurants verknüpft sind.

Neben Christian Bau, der das Drei-Sterne-Restaurant "Victor's Fine Dining" in Perl-Nennig an der Mosel betreibt, tun sich dabei vor allem Top-Koch Joachim Wissler und TV-Sternekoch Alexander Hermann hervor.

Doch wie bei den meisten Netz-Trends der vergangenen Jahre, ist Deutschland relativ spät dran. Die Sterneköche der Republik entdecken erst langsam die Möglichkeiten des World Wide Web für sich. In den Vereinigten Staaten oder auch in Großbritannien ist man da schon viel weiter.

Das Online-Magazin "Wired" hat sich mit Profi-Köchen aus den USA und Kanada über die Entwicklung ihrer Arbeit unterhalten und deren Urteil fällt eindeutig aus: Die Kochwelt ist schnelllebiger geworden, bietet aber auch großartige neue Chancen — vor allem durch die Möglichkeit, immer und überall Bilder zu machen und zu teilen. "Bei Instagram geht es um Ausdruck", sagt zum Beispiel Dominique Crenn, die das Sternerestaurant "Atelier" in San Francisco betreibt. "Es gibt den Köchen, und dem was sie servieren, eine eigene Stimme."

Auch Ned Bell, Chefkoch des "Four Seasons" im kanadischen Vancouver glaubt an die Macht der Bilder: "Instagram und andere soziale Medien sind die Mund-zu-Mund-Propaganda der digitalen Ära", sagt er. "Klar tut es mir weh, wenn ich schlechte Kritik über mich lese. Aber es stört mich mehr, wenn jemand ein schlechtes Foto von meinem Essen macht."

Wie groß das Interesse an Foodthemen ist, und wie sehr Köche mit entsprechendem Marketing ihre Reichweite steigern können, lässt sich an den Hashtags "#Food" und "#Foodporn" ablesen. Allein bei Instagram sind 178 Millionen Bilder mit dem "#Food" getaggt, mit "#Foodporn" immerhin noch 56 Millionen.

Starköche wie Jamie Oliver und Bobby Flay erreichen über ihre Accounts Millionen von Menschen. Die Köche folgen sich gegenseitig, und holen sich bei ihren Kollegen Inspiration. "Instagram setzt Trends", erklärt Chefkoch Anthony Walsh gegenüber "Wired". "Plötzlich ziehen alle ihre Saucenlinie auf dieselbe Art und Weise. Wenn einer etwas Neues sieht, sehen es alle." Früher hat es Jahre gedauert und Reisen erfodert, um das ein oder andere Gericht in Europa bekannt zu machen. Heute reicht dafür oft ein einziger Klick.

(th)
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