Sprechstunde Zu wenig Blut im Bein

Bei vielen älteren Menschen kommt es zu Durchblutungsstörungen der Beinschlagadern. Der Hausarzt sollte darauf achten.

Unser Leser Bernhard K. aus Neuss fragt: "Der Hausarzt meiner 88-jährigen Mutter hat vor einer geplanten Fußoperation (eingewachsener Zehennagel mit Vereiterung) gemeint, der Heilung stehe nichts im Wege, da die Fußpulse gut tastbar seien. Warum ist das wichtig?"

Christoph Ploenes So klein ein operativer Eingriff im Fußbereich auch ist: Immer entsteht eine Wunde, die heilen muss. Bedingung ist aber eine ungestörte Blutversorgung des Fußes. Das Blut wird im Takt des Herzschlags mit hohem Druck durch die Beinschlagadern gepumpt. Wo diese Arterien unter der Haut verlaufen, kann man den Puls gut tasten, vor allem am Fußrücken und am Innenknöchel. Ein tastbarer Fußpuls schließt eine arterielle Durchblutungsstörung praktisch aus.

In hohem Alter ist die Wahrscheinlichkeit einer Durchblutungsstörung der Beinschlagadern sehr hoch. Typisches Warnsymptom einer arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) ist der Wadenschmerz, der während des Gehens auftritt und in einer Gehpause rasch verschwindet ("Schaufensterkrankheit"). Da die Gehfähigkeit insbesondere bei Gebrechlichkeit aus anderen Gründen (Lähmung, Gelenkschmerzen) eingeschränkt oder aufgehoben ist, fällt dieses Warnsignal im Alter oft aus oder wird fehlgedeutet. Es kann also sein, dass bereits eine schwere, aber klinisch stumme arterielle Durchblutungsstörung der Beine vorliegt. Sie macht sich erst dann bemerkbar, wenn nicht heilende Wunden im Fußbereich auftreten, sei es nach Verletzungen oder nach operatven Eingriffen.

Deshalb ist es dringend empfehlenswert, in hohem Alter insbesondere bei Gebrechlichkeit zu prüfen, ob eine PAVK vorliegt. Die einzig entscheidende Untersuchung ist das Tasten der Fußpulse. Sind sie nicht tastbar, bedeutet es jedoch nicht gleich, dass eine arterielle Durchblutungsstörung vorliegt. Denn die Untersuchung kann erschwert sein (etwa durch Gewebeverhärtungen im Fußbereich oder einen atypischen Gefäßverlauf). Nächster Schritt ist dann die Bestimmung des Blutdrucks im Knöchelbereich mit der Doppler-Methode, entweder durch den Hausarzt oder einen Gefäßmediziner. Als Erstuntersuchung abzulehnen ist die Gefäßdarstellung durch CT. Durch die Gabe von Kontrastmittel geht man das Risiko einer Nierenschädigung ein. Erst bei nachgewiesener PAVK mit therapeutischem Handlungsbedarf hat diese Untersuchung ihren Platz. Besser sind nicht-belastende Durchblutungsmessungen, sollte die "Knöcheldruck"- Messmethode nicht weiterführen. Sie erlauben eine Abschätzung des Schweregrads. Die effektivsten Untersuchungen müssen nicht die spektakulärsten sein!

(RP)
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