Sprechstunde Wenn Zika Nerven lähmt

Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine gefürchtete Komplikation, wenn sich ein Mensch mit dem Zika-Virus infiziert.

Antje G. (37) aus Aachen fragt: "Alle reden vom Zika-Virus und von der Gefahr für Schwangere und ihr Baby. Man hört aber vom drohenden Guillain-Barré- Syndrom. Was ist das?"

Rafael-Michael Löbbert Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) wurde vor genau 100 Jahren entdeckt. In Deutschland erkranken jährlich etwa ein bis zwei von 100.000 Menschen daran. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Ursache ist nicht eindeutig geklärt. Gehäuft tritt es nach bakteriellen oder viralen Infekten der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes auf. Als häufige Auslöser gelten Keime wie Campylobacter jejuni, Herpesviren, Borrelien und das Zika-Virus. Ein Zusammenhang wird zudem mit größeren chirurgischen Eingriffen gesehen.

Das GBS wird in verschiedene Varianten unterteilt. Bei der akuten entzündlichen Form tritt eine Form der sogenannten Polyneuropathie, einer Nervenschädigung, ein. Betroffen sind hierbei vor allem Nervenwurzeln im Bereich der Wirbelsäule und periphere Nerven. Durch eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems werden Antikörper gebildet, die die isolierenden Markscheiden der Nervenfasern angreifen und sie schädigen.

Das akute GBS beginnt häufig mit Glieder- und Rückenschmerzen. Später zeigen sich Lähmungen, die typischerweise an Händen und Füßen beginnen. Sie können innerhalb weniger Stunden bis Tage aufsteigen und zu einer vollständigen Lähmung der Extremitäten führen. Begleitend finden sich ein Ausfall der Muskeleigenreflexe, Beeinträchtigungen von Sensibilität, Schlucken und vegetativen Funktionen. Letztere äußern sich in Störungen des Herz-Kreislaufs, des Speichelbildung und der Blasenentleerung. Gefürchtet ist die Atemlähmung.

Nach etwa 14 bis 30 Tagen erreicht die Erkrankung ihren Höhepunkt. Bei 70 Prozent der Betroffenen bilden sich jetzt die Symptome in umgekehrter Reihenfolge ihres Auftretens langsam zurück. In 20 Prozent der Fälle geht der akute in einen chronischen Verlauf über, die Symptome bleiben. Weniger als zehn Prozent versterben an den Folgen einer Atemlähmung, einer Lungenembolie oder an Herzrhythmusstörungen.

Bei Verdacht auf ein GBS muss eine klinische neurologische Abklärung mit Untersuchungen von Blut und Hirnwasser (Liquor) sowie der Nervenbahnen und Muskeln (Elektroneurographie und -myographie) erfolgen. Das akute GBS erfordert eine intensivmedizinische Behandlung. Eine ursächliche Therapie gibt es nicht. Man behandelt die Symptome, außerdem werden sogenannte immunmodulatorische Therapien angewendet. Wichtig ist der frühe Einsatz von Physiotherapie.

(RP)
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