Sprechstunde Wassereis gegen Übelkeit

Manche Menschen müssen sich nach einer Vollnarkose übergeben. Der Anästhesist kann hier frühzeitig gegensteuern.

Unsere Leserin Heidi K. (66) aus Wermelskirchen fragt: "Ich habe in meinem Leben schon mehrere Operationen erlebt, und immer wenn ich eine Vollnarkose mitmache, wird mir danach übel, und ich muss mich übergeben. Jetzt bekomme ich ein neues Hüftgelenk - und wieder eine Vollnarkose. Was kann man vorbeugend machen?"

Markus Schmitz In Zeiten der modernen Anästhesie sind Übelkeit und Erbrechen zum Glück deutlich seltener geworden. Und durch konsequente Strategien zur Prophylaxe lassen sich diese Narkose-Nebenwirkungen effektiv vermeiden.

Aber was führt zu postoperativer Übelkeit und Erbrechen -oder PONV (postoperative Nausea und Vomitus), wie sie im Fachjargon genannt werden? Einige Narkosemedikamente verursachen diese Symptome über eine direkte Stimulation des Brechzentrums im Gehirn. Doch nicht jeder Patient reagiert so empfindlich auf die Narkose. Es gibt Risikofaktoren, die vermehrt zu Übelkeit und Erbrechen führen. So leiden vor allem junge Frauen häufiger darunter. Zudem vertragen Patienten, die an der Reisekrankheit leiden, Narkosen oft schlechter. Weitere Faktoren sind die Dauer und Art der Operation sowie die Verwendung spezieller Medikamente bei der Narkose. Erstaunlicherweise leiden Raucher deutlich weniger an PONV.

Das wichtigste Instrument zur Vermeidung der Übelkeit ist die Erhebung der Krankengeschichte. Der Anästhesist befragt den Patienten dabei, ob bei früheren Narkosen schon einmal PONV aufgetreten ist. So kann er die Narkosemittel anpassen und gleichzeitig Medikamente zur Vorbeugung verabreichen. Viele Kliniken geben die sogenannte PONV-Prophylaxe sogar jedem Patienten, der eine Vollnarkose bekommt. Zudem wird eine rein intravenös verabreichte Narkose deutlich besser vertragen.

Das sicherste Mittel zur Vermeidung von PONV ist die Verwendung von sogenannten Regionalanästhesieverfahren. Hierzu gehören die Rückenmarkanästhesie, aber auch Verfahren, bei denen nur die zu operierende Extremität betäubt wird. Da bei diesen Techniken die Schmerzausschaltung auf Rückenmarks- und Nervenebene geschieht, wird das Gehirn nicht beeinträchtigt und somit auch das Brechzentrum nicht gereizt.

Neuere Studien haben zudem gezeigt, dass Patienten weniger schnell schlecht wird, wenn sie frühzeitig nach dem Aufwachen etwas zu trinken bekommen. Wir geben unseren Patienten das obligatorische Wassereis. Hierdurch haben die Patienten nicht nur weniger Übelkeit, sondern fühlen sich auch besser.

(RP)
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