Sprechstunde Verdächtige Fingernägel

Manche Erkrankungen der Haut können auf eine rheumatische Komponente hinweisen. Die Psoriasis-Arthritis ist mittlerweile behandelbar.

Unser Leserin Yvonne T. (28) aus Neuss fragt: "Seit Jahren bemerke ich Veränderungen einiger Fingernägel. Jetzt wurde mir erstmals durch den Hautarzt vermittelt, dass dies kein Nagelpilz, sondern eine Psoriasis-Veränderung (Schuppenflechte) sei. Gleichzeitig empfahl er mir die Vorstellung beim Rheumatologen. Wozu ist das denn nötig? Reicht nicht der Hautarzt?"

Stefan Ewerbeck Die Vorstellung beim Rheumatologen ist durchaus sinnvoll. Bis zu 30 Prozent der Psoriasis-Patienten entwickeln im Verlauf eine Mitbeteiligung des Gelenkapparates (Gelenke, Sehnenansätze, Wirbelsäule, Kreuzdarmbeingelenke).

Aufgrund der großen Unterschiede im Verlauf wird die Psoriasis-Arthritis leider sehr spät diagnostiziert. Je nach Ausprägung muss auch die Therapie variabel angepasst werden. Obwohl die Psoriasis-Arthritis ein relativ häufiges Krankheitsbild ist, gibt es in Deutschlang keine klaren Empfehlungen zur Behandlung.

Typisch für die Psoriasis-Arthritis ist das asymmetrische Befallsmuster der Gelenke; oft sind die Sehnen mitbeteiligt, was zu Schwellungen des gesamten Fingers oder des Zehs führen kann. Der Hautbefall ist ebenfalls sehr variabel: Kopfhaut, Gehörgang, Nabel, After, Streckseiten der Gelenke, Nägel. Zur Diagnostik gehören obligatorisch die körperliche Untersuchung der Haut und sämtlicher Gelenke, eine Ultraschalluntersuchung der betroffenen Gelenke, eventuell Röntgen- oder MRT-Aufnahmen. Typische Laborwerte fehlen allerdings.

Eine Therapie sollte stets sowohl die Haut als auch die Gelenke behandeln. Als Standard gilt die Behandlung mit Methotrexat. Andere konventionelle Basistherapien haben entweder mehr zu erwartende Nebenwirkungen oder einen schlechteren Effekt auf die Haut und/oder die Gelenke. Das Behandlungsspektrum hat sich in den letzten Jahren positiv durch die sogenannten Biologicas (TNF-Alphablocker, Interleukin-12/13-Hemmer, Phosphodiesterase-Hemmer) entwickelt. Sie sind sehr wirksam sowohl auf die Gelenkentzündung als auch auf die Hautveränderungen.

Diese Präparate sollten zum Einsatz kommen, wenn Methotrexat nicht wirksam ist oder wenn das Krankheitsbild sich rasch verschlechtert. Ein neuer Therapieansatz ist die medikamentöse Blockade eines spezifischen Entzündungsbotenstoffes, des Interleukin-17-A. Diese Medikamentengruppe hat einen ganz besonders guten Effekt auf die Hautveränderungen.

Zusammenfassend ist die Psoriasis-Arthritis mittlerweile sehr gut therapierbar. Wichtig ist, dass sie schnell und effektiv von einem interdisziplinär denkenden Spezialisten eingeleitet wird.

(RP)
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