Flirtfalle "Friendzone" Und immer wieder nur der beste Freund

Düsseldorf · Sie sind nett, zuvorkommend, verständnisvoll und sehen nicht mal schlecht aus. Trotzdem gibt es Männer, die statt in der ersehnt leidenschaftlichen Beziehung immer wieder in der Freundschaftsfalle stranden. Das machen sie falsch.

 Womöglich gerade in die Friendzone getappt: Mann beim Anhimmeln (Symbolbild).

Womöglich gerade in die Friendzone getappt: Mann beim Anhimmeln (Symbolbild).

Foto: Shutterstock/Motortion Films

"Lass uns Freunde bleiben." Das sind Worte, die Tim Norberts nicht mehr hören kann. Sie bedeuten: Für eine Beziehung reicht es nicht, nur für Freundschaft. 20 Jahre ist Tim alt. Bisher ist er jedesmal in die Kumpelfalle getappt, wenn er sich in eine Frau verliebt hat. Ein Problem, das viele Männer gut kennen - es gibt sogar einen Begriff dafür, die "Friendzone". Aber wie kommt das?

Nett sein allein reicht

Zwar wollten Frauen rücksichtsvolle, nette und ehrliche Männer, sagt Sozialpädagoge Jürgen Simonis. Aber das allein erzeuge keine Anziehung. Seit zwölf Jahren setzt er sich mit diesem Thema auseinander. Seine Erfahrung: Die Betroffenen selbst haben das Gefühl, alles richtig zu machen. Sie sind zuvorkommend und korrekt, hören immer aufmerksam zu. Die Frau ihres Herzens aber lässt sie links liegen und geht mit demjenigen weg, der sie beim letzten Mal versetzt hat und nie zurückruft.

Einige suchen den Weg aus der Freundschaftsfalle bei Flirtcoachs wie Horst Wenzel. "Das Problem ist keine Frage des Alters", sagt der Kölner. "Zu mir kommen 20-Jährige, aber auch über 40-Jährige. Es sind allerdings häufiger Informationstechniker, Banker oder Ingenieure. Menschen, denen der richtige Draht zu ihren Emotionen fehlt."

Die drei Stufen der Anziehung

Die Folge: Haben sie ein Date, unterhalten sie sich intensiv mit der Frau, beobachten viel und sind aufmerksam. Damit wären sie eigentlich auf einem guten Weg - doch meist bleibt es letztlich beim Reden. Sie kommen also über Stufe eins im Spiel der gegenseitigen Anziehung nicht hinaus. Insgesamt gibt es laut Flirt-Coach Wenzel allerdings drei: Die erste beinhaltet das oberflächliche Abklären, ob man überhaupt miteinander reden mag. Stufe zwei: Man lässt sich auf eine tiefere Verbindung ein, spricht über Persönliches, Schwächen und synchronisiert seine Körpersprache. Stufe drei: Es entwickelt sich sexuelles Vertrauen. Beide Seiten checken ab, ob es okay ist, sich anzufassen.

Wenn sich unter dem Tisch die Knie wie zufällig berühren, oder er ihr beim Spaßen eine Hand auf die Schulter legt, oder im ernsten Gespräch ihre Hand nimmt, gehört das zum sexuellen Vertrauenscheck. Männer, die üblicherweise in der Freundschaftszone landen, bleiben laut Datingcoach beim Faktor "Intensives Kennenlernen" hängen, lassen also die emotional-sexuelle Komponente außer Acht. Auch oberflächliche Berührungen bleiben aus. So werden sie zur perfekten Schulter zum Anlehnen, bekommen aber den No-Go-Stempel in Sachen Beziehung.

Warum Männer in der Friendzone landen

Einer der Gründe dafür ist Unsicherheit. "Viele Männer merken nicht, wann der erste Kuss angesagt ist", sagt Sozialpädagoge Simonis. In den meisten Fällen gibt es in jedem Kennenlernen ein Zeitfenster, in dem man seine Absicht offensiv deutlich machen sollte. "Sie verpassen diese Phase aber, weil sie einen Moment zu lange zögern oder die Signale der Frau übersehen", sagt Psychologin Stefanie Stahl.

Sie hat vor allem zwei Erklärungen dafür, warum die einen ständig in der Freundesecke landen und die anderen nicht: Manche Männer identifizierten sich zu sehr mit weiblichen Vorbildern. Das könne immer dann passieren, wenn der Vater kein gutes Vorbild war, weil er beispielsweise zu aggressiv war. Ein weiterer Grund sei eine ausgeprägte Bindungsangst. "Solche Männer verlieben sich gerne in Frauen, die unerreichbar für sie sind", sagt Stahl.

Was jedoch alle Betroffenen eint: Wenn Männer zu lieb und artig sind, kann das unsexy auf Frauen wirken. "Die sehnen sich nach einem starken Mann, der nicht nach ihrer Pfeife tanzt", sagt Stahl. Wenn die Angebetete etwa einen neuen Schrank kauft und am Aufbau scheitert, ist der Kumpel-Typ sofort mit dem Akkuschrauber zur Stelle. Weiß sie nicht, wie sie nachts aus dem Club nach Hause kommen soll, holt er sie ab und fährt nicht nur sie, sondern auch gleich noch alle ihre Freundinnen heim. Zweifelsfrei nett. "Diese Männer sind oft nicht sehr selbstbewusst. Deswegen fehlt es ihnen an erotischer Ausstrahlung." sagt Stahl.

Eine wackelige oder leise Stimme, eine lasche Körperhaltung und Mimik oder ein bis oben hin zugeknöpftes Hemd — die Signale der Unsicherheit sind vielfältig und Frauen bemerken sie sofort, sagt Simonis. Er rät dazu, die als belastend empfundene Freundschaftsfalle positiv zu nutzen: "Wenn man mit einer Frau gut befreundet ist, kann man sie irgendwann auch mal um eine Rückmeldung zur eigenen Person bitten. Wie komme ich rüber? Wie wirke ich auf dich?". Vielleicht ergibt sich daraus sogar ein gutes Gespräch, das beim nächsten Flirt für neue Verhaltensweisen sorgt.

Immerhin, wer bislang immer in der Kumpelecke gelandet ist, muss sich damit nicht zufrieden geben. Flirt-Coach Wenzel kennt viele Tipps, wie sich das ändern lässt. Hier gibt es fünf:

(wat)
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