Gesund werden, ohne dem Baby zu schaden Schwanger und erkältet — Sind Medikamente erlaubt?

Düsseldorf · Wenn in der Schwangerschaft die Nase läuft und der Hals kratzt, halten viele Schwangere die Beschwerden ohne Medikamente aus, weil sie ihrem Baby nicht schaden wollen. Dabei können Schwangere sich mit einigen Mitteln problemlos helfen, ohne das Baby zu gefährden.

Heilende Kräuter aus Omas Apotheke
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Foto: ddp

Werdende Mütter haben ein schwächeres Immunsystem, darum sind sie anfälliger für Infektionen und fangen sich so auch rascher eine Erkältung ein. Der Griff in den Medikamentenschrank will in dieser Zeit besonders gut überlegt sein. Denn einige Arzneistoffe in den üblichen Erkältungsmitteln können auch in den Blutkreislauf des Ungeborenen gelangen und dort unerwünschte Wirkung haben. Dabei gibt es bei leichten Erkältungsbeschwerden oft gute Alternativen.

"Bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit sollte man auf jeden Fall erst einmal ausreichend trinken", rät Heike Wendt, Apothekerin der Techniker Krankenkasse (TK). Denn der Körper braucht viel Flüssigkeit, um mit dem Infekt fertig zu werden. Am besten eignen sich warmer Tee wie Lindenblüten- oder Fencheltee. Schleimlösend wirkt auch eine Inhalation mit einigen wenigen Tropfen ätherischen Öls, die mit heißem Wasser übergossen werden. Die aufsteigenden Dämpfe wirken entzündungshemmend und befreien die Nase. Geeignet sind ätherische Öle wie Kiefern-, Eukalyptus- oder Fichtennadelöl.

Mittel gegen den Schnupfen

Gewöhnungsbedürftig, aber sehr hilfreich sind bei Infektionen der Nasenschleimhaut Spülungen mit der Nasendursche. Mit einer Art Kännchen, werden die Nasengänge mit einer Kochsalzlösung gespült und so krank machende Keime ausgeschwemmt, ebenso wie auch Nasensekret. Das Equipement für eine Nasenspülung enthät man in Drogeriemärkten oder Apotheken. Es hilft auch Allergikern in der Heuschnupfenzeit. Damit die Nasenschleimhaut nicht noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wird und für weitere Erreger anfällig ist, können werdende Mütter auch ein Nasenspray auf Meerwasserbasis benutzen. Wer mag, kann solche ein Salzwassernasenspray auch selber herstellen und mit einem ipettenfläschchen in die Nase einträufeln. Dazu löst man einen gestrichenen Teelöffel Salz in einem halben Liter Wasser auf. Sanfter Nasenbalsam, der auch für Säuglinge geeignet ist, hilft bei akut zugeschwollener Nase. Zudem bringt ein Inhalierstift mit Menthol Fluss in eine verstopfte Nase.

"Sollten stärker wirksame Nasensprays oder -tropfen notwendig sein, können kurzzeitig Präparate mit den Wirkstoffen Xylometazolin oder Oxymetazolin angewendet werden", sagt Dr. Christof Schaefer, Leiter des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie an der Berliner Charité. Bleibt die Anwendung auf wenige Tage begrenzt, besteht nach aktuellem Wissensstand nach Informationen des Kinderarztes kein Risiko. Bei sehr langer Therapiedauer oder starker Überdosierung könnten die abschwellenden Substanzen möglicherweise die Blutversorgung des Kindes einschränken. Darum raten Apotheker oftmals von dem Gebrauch von Nasensprays ab.

Hilfe bei Husten

Säfte auf pflanzlicher Basis wie Efeu oder Thymian sind meistens akzeptabel, dennoch sollte man bei diesen Kräuterextrakten vor der Einnahme den Arzt oder Apotheker fragen, denn auch pflanzliche Arzneimittel können sich ungünstig auf den Organismus und die Schwangerschaft auswirken.

Von alkoholhaltigen Säften und Tropfen sollten Schwangere Abstand nehmen und lieber auf bewährte Hausmittel zuückgreifen. Bei Husten hilft zum Beispiel ein selbst hergestellter Zwiebelsirup. Er kann selbst aus einer Zwiebel und Zucker hergetsellt werden. Dazulässt man eine zerhackte Zwiebel zusammen mit Zucker ziehen und nimmt dieses Gemisch fünfmal täglich ein. Salbeitte oder ein Zitrone-Honig-Getränk helfen ebenso bei rauem Hals und Husten wie ein warmer Kartoffelwickel.

Dazu kocht man Kartoffeln mit der Schale und legt sie auf die Hälfte eines sauberen Küchenhandtuchs. Die andere Hälfte des Tuches darüber schlagen und die Kartoffeln zerdrücken. Danach in ein weiteres Tuch einschlagen und den Wickel eine halbe Stunde lang auf die Brust beziehungsweise den Hals legen. Unbedingt vorher vorsichtig die Temperatur mit dem Unterarm prüfen, damit man sich nicht verbrennt. Beim Husten erhöht sich der Druck auf den Beckenboden, was Schwangeren unangenehm werden kann, denn auch das Baby beansprucht den Beckenboden sehr. Darum ist es hilfreich, bei einer Hustenattacke bewusst den Beckenboden anzuspannen und so aktiv zu entlasten.

Fieber schonend behandeln

Bei leicht erhöhter Temperatur ist häufig Bettruhe die beste Therapie. Um Fieber zu senken, dürfen Schwangere in Absprache mit ihrem Arzt auch ein reines Paracetamol-Präparat einnehmen. Nach dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand ist die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft akzeptabel, sagt Dr. Schaefer. Bei Fieber deutlich über 38,5 Grad, das länger als ein bis zwei Tage andauert, sollte man grundsätzlich einen Arzt aufsuchen.

Wenn ein Antibiotikum her muss

Hält der behandelnde Arzt bei einem schweren bakteriellen Infekt ein Antibiotikum für unbedingt erforderlich, kann er ein Penicillin-Präparat verordnen. Für Schwangere verträgliche Antibiotika sind nach aktuellem Wissensstand auch Erythromycin und Cephalosporine, erläutert Dr. Schaefer. Ob werdende Mütter bestimmte Präparate einnehmen dürfen und welche Mittel als Alternative in Frage kommen, zeigt die Internetseite seines Instituts unter www.arzneimittel-in-der-schwangerschaft.de. Die Website gibt Ärzten, Apothekern und Laien wissenschaftlich aktuelle Informationen zu den wichtigsten Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit. Die Entscheidung, ob und welches Arzneimittel die Patientin einnehmen darf, trifft allein der behandelnde Arzt.

Wer einer Erkältung erst gar keine Chance geben will, stärkt am besten seine Immunabwehr und beherzigt einfache Hygieneregeln. Durch ausreichendes Händewaschen hält man Erkältungsviren auf Abstand. Wichtig ist auch, Abstand zu offensichtlich erkrankten Menschen zu halten. Sofern die Schwangerschaft es zulässt, regelmäßig spazieren gehen. Die Bewegung an der frischen Luft wirkt wie ein natürlicher Bakterienkiller. Wer sich zudem vitaminreich ernährt, der hat sein bestes in Sachen Erkältungsprävention getan.

(wat)
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