Umfrage Jeder dritte Grundschüler ist gestresst

Berlin · Bereits jeder dritte Zweit- und Drittklässler klagt über Stress in der Grundschule. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage an knapp 5000 Kindern zwischen sieben und neun Jahren hervor.

Laut der Studie, die der Deutsche Kinderschutzbund zusammen mit anderen Initiatoren am Mittwoch in Berlin vorstellte, ist die Schule für die Kinder fast bundesweit der meistgenannte Stressfaktor, noch vor "Ärger und Streit" und Auslösern in der Familie. Bereits ein Viertel der Zweit- und Drittklässler fühlt sich oft oder sogar sehr oft gestresst.

"Bemerkenswert ist, dass Kinder in der dritten Klasse doppelt so häufig den Erfolgsdruck als Stress empfinden wie noch die Zweitklässler", sagte DKSB-Sprecher Friedhelm Güthoff. Dies seien bereits die "Vorwehen" der bevorstehenden Wahl der weiterführenden Schule, kritisierte er.

Beschwerden durch Stress

Das kann sogar zu körperlichen Beschwerden wie beispielsweise Kopf- oder Bauchschmerzen führen. Häufig treten in Folge von Stress außerdem Symptome wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Gereiztheit auf. Auch eine verringerte Fähigkeit, mit Niederlagen umzugehen, kann laut Prof. Michael Schulte-Markwort von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP), damit in Zusammenhang stehen.

Steht man unter Druck, produziert der Körper nämlich die Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Gönnt man dem Organismus nicht die Zeit, diese zum Beispiel durch Bewegung abzubauen, macht das den Körper krank - das gilt sowohl für Erwachsene, als auch für Kinder. Neben körperlichen Symptomen sind es auch psychische Krankheiten, die der Schul- und Freizeitstress der Kinder produziert. Die Leuphana-Universität Lüneburg hat so Mitte des Jahres herausgefunden, dass fast jeder dritte Schüler unter depressiven Stimmungen leidet.

Gleichzeitig zeigte die Studie jedoch auch, dass die Sieben- bis Neunjährigen vielen Vorurteilen zum Trotz ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein haben, viele Entspannungsmöglichkeiten kennen - und dass insgesamt fast neun von zehn Kindern angeben, "in der Regel glücklich" zu sein.

Gesundheit ist wichtig

Fast allen Kindern ist es wichtig gesund zu sein, rund 90 Prozent finden es ziemlich oder sehr wichtig, gesund zu essen. Vier von fünf Kindern geben an, oft oder sehr oft Obst und Gemüse zu essen - deutlich mehr als dies über Süßigkeiten sagen (28 Prozent). Bei Getränken liegen Wasser und ungesüßter Tee (62 Prozent) vor Limonade (22 Prozent).

"In diesem Alter ist alles vorhanden, was zur Ausbildung eines gesunden Lebensstils erforderlich ist. Nun sind wir Erwachsene gefordert, diese Impulse zu erhalten und zu verstärken", sagte der Mediziner Prof. Dietrich Grönemeyer. Bekannt und durch andere Studien belegt sei ja, dass sich das Ernährungsverhalten bei vielen Kindern später sehr negativ entwickele. "Hier müssen Eltern, Lehrer und auch Ärzte viel mehr dranbleiben." Die Studie wurde vom Prosoz-Institut für Sozialforschung durchgeführt und vom Unternehmen Elefanten-Schuhe finanziert.

(dpa)
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