Nach Fall in Düsseldorf Was Sie jetzt über Zika wissen müssen

Genf · Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet eine noch stärkere Verbreitung des Zika-Virus und hat den globalen Gesundheitsnotstand erklärt. Jetzt wurde auch der erste Zika-Fall in Düsseldorf bekannt. Wir geben die wichtigsten Antworten zum Thema.

Die wichtigsten Fakten zum Zika-Virus
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Die wichtigsten Fakten zum Zika-Virus

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Foto: jipatafoto89/ Shutterstock.com

Der Begriff klingt spektakulär, hat aber nichts mit Panikmache zu tun. Die Kriterien für die Ausrufung des globalen Gesundheitsnotstands sind einfach: eine Krankheit, die ernst, ungewöhnlich oder unerwartet ist und sich international ausbreitet. Die WHO kann jetzt die internationale Koordination übernehmen und Vorschriften erlassen, wie die Länder mit der Krankheit umgehen sollen. Unter Führung der WHO-Experten sollen kurzfristig Forschungsprogramme starten, damit ein möglicher Zusammenhang zwischen Zika-Virus und der Fehlbildung bei Kindern schneller verstanden wird. Außerdem werden die Fälle besser dokumentiert. Vor allem die ärmeren Länder sollen durch die WHO unterstützt werden, ihr Gesundheitssystem ist mit einem Zika-Ausbruch völlig überfordert. Die WHO war vergangenes Jahr in die Kritik geraten, weil sie bei der Ebola-Epidemie viel zu spät reagiert hat.

Aber nicht nur auf dem amerikanischen Kontinent kommt es zu Zika-Fällen, sondern auch in Deutschland. Gerade erst wurde der erste Fall in Düsseldorf bekannt. Ein Mann, der von einer Reise nach Venezuela zurückkam, hatte Symptome gezeigt, und ließ sie im Uniklinikum Düsseldorf abklären.

Die Abteilung für Infektiologie an der Uniklinik Düsseldorf hat den Patienten ausschließlich ambulant behandelt. Eine stationäre Therapie war nicht nötig, sagte der behandelnde Arzt Professor Dieter Häussinger, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, im Gespräch mit unserer Redaktion. Inzwischen gilt der Patient zudem als kuriert. Eine Infektion mit Zika dauert (bei Männern und nichtschwangeren Frauen) in der Regel zwischen acht und zehn Tagen an.

Nein, es wurden auch keine Medikamente entwickelt. Bei 80 Prozent der Menschen, die von einer Zika-Mücke gestochen werden, treten keine Symptome auf, sie werden nicht krank. Bei den übrigen verläuft die Krankheit meistens harmlos, eine Einlieferung ins Krankenhaus ist sehr selten. Entsprechend erhielt auch der Düsseldorfer Patient keine medikamentöse Behandlung.

Gefährlich ist das Virus vor allem für ungeborene Kinder in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft. Aus diesem Grund wird ihnen auch dringend von Reisen in die entsprechenden Risikoländer abgeraten. Unbekannt ist aber derzeit, wie das Zika-Virus den Embryo schädigt. Doch ohne dieses Wissen ist die Entwicklung eines Medikaments nahezu unmöglich.

Nein. Zwischen Ebola und Zika besteht ein wichtiger Unterschied: Das Ebola-Virus wandert von Mensch zu Mensch, die Krankheit ist sehr ansteckend. Das Zika-Virus wird in erster Linie durch Mücken verbreitet, weil der Erreger während des Stechens übertragen wird. Deshalb müssen Zika-Patienten nicht isoliert werden, sie sind nicht ansteckend. Der Verdacht, dass Zika auch durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden kann, scheint sich allerdings bestätigt zu haben: Die Gesundheitsbehörde von Dallas in den USA meldete gestern einen entsprechenden Fall. Die Übertragung durch Körperflüssigkeiten ist entsprechend möglich, aber selten. Ein Risiko ist das vor allem, weil Träger des Zika-Virus nicht immer Symptome ausprägen. Kommt es dann zu ungeschützem Geschlechtsverkehr, kann sich der Partner unwissentlich anstecken.

Eine Impfung gibt es bislang nicht gegen das Zika-Virus - und dessen Entwicklung wird mindestens drei Jahre dauern. Das liegt vor allem an den sorgfältigen Tests, die nötig sind. Der Impfstoff muss nicht nur vor der Krankheit schützen, sondern gleichzeitig auch gut verträglich sein. Da das Virus aber nicht über die Luft übertragen wird, ist ein Schutz auch nur für Personen wichtig, die jetzt in entsprechende Risikogebiete reisen. Dann gibt es nur einen Tipp: Mückenstiche vermeiden. Aber Achtung: Die Tigermücken stechen auch tagsüber.

Eine generelle Warnung für Reisen nach Süd- und Mittelamerika sprechen die Behörden nicht aus. Eine solch drastische Empfehlung wird es vermutlich auch nicht geben, denn für die meisten Menschen ist das Zika-Virus nicht gefährlich. Ganz anders sieht die Situation für schwangere Frauen aus, weil das Zika-Virus in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft die Entwicklung des Kopfes und des Gehirns schädigen kann. Der Kopf und das Gehirn der Babys sind zu klein (Mikrozephalie). Schwangere Frauen sollten deshalb auf Reisen in die Länder verzichten, in denen das Zika-Virus verbreitet ist. Derzeit sind 22 Staaten in Süd- und Mittelamerika betroffen, aber die Zahl wird noch ansteigen.

Für eine konkrete Abschätzung der Gefahr fehlen noch gesicherte Daten. Niemand kann sagen, wie wahrscheinlich eine Schädigung des Kindes ist, wenn die Schwangere sich mit dem Zika-Virus infiziert. Derzeit überprüfen die Behörden die gemeldeten Fälle von Mikrozephalie. Sie untersuchen Kinder und Mütter, ob sie sich mit dem Zika-Virus infiziert haben. Es ist durchaus möglich, dass nicht nur das Virus allein, sondern weitere Faktoren für die gestörte Entwicklung der Kinder verantwortlich sind. Es wird ein paar Wochen dauern, bis konkrete Ergebnisse vorliegen.

Das Zika-Virus kann nur von Spezialisten im Labor nachgewiesen werden. Bisher verfügen nur wenige Labore über die nötige Ausstattung. Die WHO muss für ausreichend Laborkapazitäten sorgen, damit das Virus und seine Verbreitung rechtzeitig erkannt werden können. Die Duisburger Biotechnologie Firma "Genekam" hat einen Test entwickelt und produziert, der Zika-Viren anhand ihrer genetischen Struktur identifizieren kann. "Die Kosten betragen fünf Euro", sagt Vorstand Sudhir Bhatia, "jedes Labor in Lateinamerika kann sich solche Tests leisten." Das Verfahren funktioniert mit Blut und Gewebe, aber auch mit Mücken.

Das ist sehr unwahrscheinlich. Es gibt viele verschiedene Mückenarten. Die Mücken, die in Deutschland am häufigsten vorkommen, können die Krankheit nicht übertragen. Allerdings tauchen vereinzelt auch die Asiatische und die Ägyptische Tigermücke im Süden Deutschlands auf. Sie reisen als blinde Passagiere mit dem Güterverkehr aus Südeuropa. Forscher gehen davon aus, dass diese gefährlicheren Mückenarten in der Region Freiburg und in Thüringen auch überwintern. Das wärmere Klima am Rhein begünstigt das Überleben dieser Mückenarten, deshalb könnten sie es auch bis nach NRW schaffen. Die eingeschleppten Exemplare waren aber bisher frei von Infektionskrankheiten.

Die wenigen Zika-Fälle, die bisher in Europa diagnostiziert wurden, waren unerwünschte Mitbringsel von Reisen. Die Infektion fand in Süd- oder Mittelamerika statt. Das wird auch so bleiben, solange die Tigermücke mit dem Zika-Virus nicht in Europa verbreitet ist. Allerdings sind die Mückenarten Aedes albopictus und Aedes aegypti sehr anpassungsfähig. In Mittelmeerregionen in Südeuropa (Korsika, Griechenland, Italien) haben diese Mücken bereits vereinzelt Dengue-Fieber oder Chikungunya-Fieber übertragen.

Generell muss man deshalb damit rechnen, dass auch Mücken mit dem Zika-Virus den Sprung nach Europa schaffen können. Mehrere wissenschaftliche Projekte kontrollieren das Auftreten der Mücken und ihre Belastung mit Krankheitserregern. Eine Meldepflicht soll einen Überblick über das Krankheitsgeschehen geben.

Im Regelfall schon. Aber die Mikrozephalie bei Babys ist nur eine mögliche Komplikation. In den Zika-Gebieten wurde auch ein Häufung des Guillain-Barré-Syndroms beobachtet. Diese Nervenkrankheit kann zu Lähmungen der Gliedmaßen und Atemlähmung führen, die teilweise nach Abklingen der Krankheit erhalten bleiben. Ob ein Zusammenhang zwischen Zika und den Lähmungen besteht, ist ebenso wenig bekannt wie der Anteil der Infizierten, die das Guillain-Barré-Syndrom entwickeln.

(rai / ham)
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