Nach Fall in Köln Was Sie jetzt über das Zika-Virus wissen müssen

Düsseldorf · Das Zika-Virus breitet sich derzeit so rasant auf dem amerikanischen Kontinent aus, dass die Weltgesundheitsorganisation schon bald den globalen Gesundheitsnotstand ausrufen könnte. Jetzt wurde auch ein Zika-Fall in Köln bestätigt. Wir erklären, wie hoch die Ansteckungsgefahr ist und was Sie jetzt beachten müssen.

Die wichtigsten Fakten zum Zika-Virus
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Foto: jipatafoto89/ Shutterstock.com

Wie ein Lauffeuer breitet sich das sogenannte Zika-Virus derzeit aus. Binnen weniger Wochen kam es zu Krankheitsfällen in 23 Ländern. Mit 1,5 Millionen Infizierten ist Brasilien am schwersten betroffen. Doch auch in Deutschland kommt es in den vergangenen Tagen zu ersten bestätigten Fällen. Zuletzt war eine Frau aus Köln betroffen, die sich das Virus in Haiti zugezogen hat.

Wie groß ist nun die Ansteckungsgefahr in Deutschland? "Eine Ansteckungsgefahr innerhalb von Deutschland ist nicht gegeben", entwarnt Professor Ortwin Adams, Leiter der Virologischen Diagnostik am Uniklinikum Düsseldorf. "Aber wir müssen damit rechnen, dass in der nächsten Zeit immer Fälle importiert werden." Importiert werden bedeutet, dass Menschen, die in betroffene Länder reisen, sich dort infizieren und den Virus dann mit zurück nach Deutschland bringen können.

Zika wird von der tropischen Gelbfiebermücke Aedes aegypti übertragen, die auch das bekanntere Dengue-Fieber überträgt. Beide Krankheiten entstammen aus derselben Virenfamilie, den sogenannten Flaviviren. Im Gegensatz zu Ebolaviren, die durch Körperflüssigkeiten ausgetauscht werden, oder auch Grippeviren, die hauptsächlich per Tröpfchen durch die Luft wandern, kann das Zika-Virus nur von Blut zu Blut übertragen werden — wie zum Beispiel über einen Mückenstich. "Es gibt ganz selten Fälle, in denen es auch mal zu einer sexuellen Übertragung kam", weiß Adams. "Aber das waren nur Einzelfälle, sonst hätte sich das Virus so rasant ausgebreitet, dass wir das längst wüssten."

Weil eine Übertragung von Mensch zu Mensch also fast nicht möglich ist, dürfte Zika in Deutschland folglich auch nicht zu einem Massenphänomen werden. Dafür spricht auch, dass die Gelbfiebermücke hierzulande nicht vorkommt. Bisweilen wurden nur einzelne Exemplare in Bayern gefunden, die aber das kalte Klima nicht überleben. "Man kann das sehr gut mit dem Dengue-Fieber vergleichen. Davon gibt es inzwischen immer mehr Fälle auch in Deutschland. Aber sie sind alle eingeschleppt, und die Krankheit breitet sich ausgehend von angesteckten Patienten hierzulande nicht weiter aus", sagt der Experte.

Zika und Dengue haben aber noch eine andere Gemeinsamkeit: Beide Krankheiten waren lange nur wenig erforscht. Bei Zika liegt das vor allem daran, dass die Krankheit in der Regel sehr mild verläuft. Laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC, zeigt nur eine von fünf angesteckten Personen überhaupt Symptome, und die verlaufen meist mild. Auftreten kann die Krankheit in Form von Fieber, Ausschlag, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen oder roten Augen. Die genaue Inkubationszeit ist nicht bekannt, sie wird jedoch auf drei bis sieben Tage geschätzt - ein sehr ähnlicher Verlauf wie die Grippe.

Aus diesem Grund raten Experten Reisenden, die aus Risikoländern kommen und entsprechende Probleme haben, sich unbedingt untersuchen zu lassen. Unerlässlich ist das vor allem für schwangere Frauen. Denn auch, wenn das Virus für Frau und Mädchen in den meisten Fällen kaum Auswirkungen hat, das Ungeborene kann dadurch schwere neurologische Schäden erleiden. In Brasilien sind bereits 68 Babys an der sogenannten Mirozephalie gestorben.

Zu erkennen ist sie an Entwicklungsstörungen an Schädel und Gehirn. Die Behörden gehen jedoch davon aus, dass weitere 4100 Neugeborene betroffen sein könnten. Bei dieser Zahl dürfte es allerdings längst nicht bleiben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet, dass sich in den nächsten Wochen bis zu vier Millionen Menschen auf dem südamerikanischen Kontinent mit dem Erreger infizieren könnten. Aus diesem Grund könnte die WHO noch in der kommenden Woche den globalen Gesundheitsnotstand ausrufen.

Aber wieso breitet sich das Zika-Virus so rasant aus? "Das Problem ist, dass das Virus bislang nur in Afrika und Asien vorkam", sagt der Virologe. "Dort sind die meisten Menschen also schon in der Kindheit von den Mücken gestochen worden, woraufhin eine Immunisierung eingetreten ist. Die dann sowohl erwachsene Männer, aber vor allem eben auch erwachsene und schwangere Frauen vor der Krankheit schützt. In Südamerika fängt das Virus aber bei Null an. Es gibt keinerlei Immunisierung dagegen." In der Folge, kann sich das Virus extrem schnell, unkontrolliert und in voller Wirkung ausbreiten. "So kommt es dann dazu, dass es bei Schwangeren auf das Ungeborene wirken kann, obwohl es sonst eigentlich eine Erkrankung mit mildem Verkauf auslöst."

Schwangeren rät Adams deshalb dringend von Fernreisen ab. Das ist besonders wichtig, weil Mückenschutzmittel - selbst starke Produkte aus den jeweiligen Reiseländern - keinen vollständigen Schutz bieten können. Eine Impfung oder medikamentöse Therapie gegen Zika-Viren gibt es zudem bislang nicht.

Die wichtigsten Anworten zum Dengue-Fieber
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Foto: AP

Erste Fluglinien haben bereits auf die Lage reagiert. So bietet die Lufthansa und ihre Tochterfluglinien Austrian Airlines, Swiss, Brussels Airlines und Eurowings die Möglichkeit Flugreisen in Risikoländer kostenlos umzubuchen, so ein Sprecher. Das Angebote gelte für schwangere Frauen und ihre Begleitung, die bis zum 31. März nach Mittel- und Südamerika oder in die Karibik fliegen wollen. British Airways und einige US-Fluglinien haben ähnliche Maßnahmen ergriffen.

(ham)
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