Neue Hoffnung für gelähmte Patienten USA erlauben Stammzellentherapie an Menschen

Washington (RPO). Erstmals weltweit erhalten Mediziner die Erlaubnis, die Wirkung von embryonalen Stammzellen an einem Menschen zu testen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA erlaubte eine klinische Studie mit zehn querschnittsgelähmten Patienten. Mediziner und Betroffene erhoffen sich von den Ergebnissen neue Therapien für Gelähmte. Die Verwendung von embryonalen Stammzellen gilt indes als ethisch umstritten.

Stammzellenforschung - Was in Deutschland erlaubt ist
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Foto: AP

Die Gentechnik-Firma Geron dürfe in einer ersten klinischen Studie an freiwilligen Patienten mit Querschnittslähmung eine Stammzelltherapie testen, teilte die FDA am Freitag mit. Trotz der Hoffnungen von Patienten und Ärzten warnten Kritiker unter anderem vor dem Krebsrisiko dieser Behandlung.

Bei der Therapie namens GRNOPC1 sollen menschliche embryonale Stammzellen in das verletzte Rückenmark von Querschnittsgelähmten gespritzt werden, wie das im kalifornischen Menlo Park ansässige Unternehmen mitteilte. Ziel sei eine Regeneration der Nervenzellen, so dass die Betroffenen die vorher gelähmten Körperteile wieder spüren und bewegen könnten. Dabei nutzen die Mediziner die besondere Eigenschaft von Stammzellen, sich zu jeder beliebigen Körperzelle entwickeln zu können.

In der ersten Testreihe mit nur wenigen Patienten sollen insbesondere die Risiken der Therapie untersucht werden. Danach sollen zwei weitere Testreihen mit mehr Teilnehmern folgen. Für den Antrag hatte Geron nach eigenen Angaben einen 21.000 Seiten starken Bericht bei der FDA eingereicht, der unter anderem belegen sollte, dass die Methode an Mäusen und Ratten erfolgreich getestet wurde. Die Genehmigung kam wenige Tage nach der Amtsübernahme von US-Präsident Barack Obama, dessen Vorgänger George W. Bush die Stammzellforschung eingeschränkt hatte.

Der Bundestagsabgeordnete und Bioethik-Experte Hubert Hüppe (CDU) äußerte Zweifel an den Aussichten einer Therapie mit embryonalen Stammzellen. Bisher publizierte Studien an Ratten hätten nur geringen Nutzen gezeigt, der ausschließlich bei frisch verletzten Tieren zu sehen gewesen sei. Hüppe kritisierte ferner, Geron setze eine der "weltältesten embryonalen Stammzelllinien (H7)" ein, die in der Debatte immer wieder als untauglich für die Therapie am Menschen bezeichnet werde. Zudem wies der Experte auf das hohe Tumorrisiko bei Stammzelltherapien hin. Er plädierte für den Einsatz patienteneigener adulter Stammzellen in Behandlungsversuchen.

Die Stammzelltherapie ist umstritten. Befürworter heben hervor, dass mit Hilfe der wandlungsfähigen Zellen in Zukunft möglicherweise verschiedene Krankheiten und Verletzungen geheilt werden könnten. Die Gegner äußern auch ethische Bedenken, da die Zellen aus menschlichen Embryos gewonnen werden, die dabei zerstört werden.

(AFP/rm)
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