Ab 2016 Krankenkassen erhöhen Beiträge

Berlin · Deutschlands größte gesetzliche Krankenkasse, die Techniker-Kasse, wird ihren Zusatzbeitrag um 0,2 Prozentpunkte erhöhen. Die anderen Kassen werden in den nächsten Tagen nachziehen.

Techniker Krankenkassen TKK erhöhen Beiträge 2016
Foto: AP

Die meisten gesetzlich Versicherten werden zur Jahreswende Post von ihrer Krankenkasse bekommen. Fast alle Krankenkassen in Deutschland heben mit Wirkung zum 1. Januar 2016 ihren Beitragssatz an. Im Durchschnitt wird der Beitrag von heute 15,5 Prozent auf 15,7 Prozent steigen. Den Zuwachs müssen allein die Versicherten tragen; die Arbeitgeber sind außen vor.

Seit Anfang dieses Jahres gilt ein neues Finanzierungssystem für die Krankenkassen: Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen jeweils 7,3 Prozent vom Einkommen des Versicherten als Beitragssatz an die Kassen. Darüber hinaus nehmen die Kassen einen Zusatzbeitrag, den sie je nach Finanzlage selbst bestimmen. Für 2015 lag er im Durchschnitt bei 0,9 Prozent, was den Arbeitnehmeranteil auf 8,2 Prozent erhöhte.

Die Bundesregierung legt Jahr für Jahr mit Blick auf die allgemeine Finanzlage der Kassen die Höhe des durchschnittlichen Zusatzbeitrags als Orientierungswert fest. Er wird im kommenden Jahr bei 1,1 Prozent liegen, was den Arbeitnehmeranteil auf 8,4 Prozent erhöhen wird.

In den kommenden zehn Tagen beschließen die Verwaltungsräte der Krankenkassen den neuen Beitragssatz. Deutschlands größte Kasse, die Techniker-Krankenkasse (TK) mit 9,5 Millionen Versicherten, wird ihren Beitragssatz voraussichtlich um 0,2 Prozentpunkte anheben. Kassenchef Jens Baas erklärte, er habe seinem Verwaltungsrat diesen Schritt empfohlen. 2016 läge der Zusatzbeitrag der TK dann bei glatt einem Prozent. Damit wäre die Techniker weiterhin eine der günstigen Kassen. Bei einem monatlichen Brutto-Einkommen von 3000 Euro entspricht die Erhöhung um 0,2 Prozentpunkte einer zusätzlichen finanziellen Belastung des zahlenden Mitglieds von sechs Euro pro Monat.

In einer Umfrage unserer Redaktion verweisen die übrigen Kassen auf ihre Verwaltungsratssitzungen. Trends gibt es dennoch: Zu erwarten ist, dass die die KKH ihren Zusatzbeitrag stärker anheben muss, also um 0,3 Prozentpunkte oder mehr. Bei der DAK dürfte die Erhöhung um mindestens 0,5 Prozentpunkte höher ausfallen. Auch die Barmer Ersatzkasse kämpft mit dem Problem, dass die finanziellen Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds geringer sind als die Summen, die sie für die Versorgung ihrer Mitglieder aufbringen muss. Dennoch könnte es sein, dass die zu den großen Kassen zählende Versicherung mit 8,5 Millionen Mitgliedern den Beitragssatz nur um 0,2 Prozentpunkte erhöht.

Die Regionalkassen der AOK stehen gut da. Ihre Klientel leidet zwar überdurchschnittlich oft an Krankheiten, aber dafür sind ihre Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds auch entsprechend höher. Die Finanzzuweisungen nach Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand der Versicherten führen bei einigen Ortskrankenkassen wie beispielsweise bei der AOK Sachsen-Anhalt sogar dazu, dass sie trotz hoher Verwaltungskosten über ein üppiges Finanzpolster verfügen. Bei der AOK Rheinland/Hamburg ist das nicht der Fall. Sie gehört auch zu jenen Kassen, bei denen die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds die Leistungen für die Versicherten nicht abdecken. Sie wird ihren Beitragssatz mindestens auf durchschnittlichem Niveau erhöhen müssen.

Durch die unterschiedlichen Erhöhungen der Zusatzbeiträge werden auch die Preisspannen zwischen den Kassen größer. Wer allein wegen der Kosten seine Kasse wechseln möchte, kann dies mit einem Sonderkündigungsrecht tun, sobald der Brief mit der Beitragserhöhung angekommen ist.

(qua)
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